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Rabenau: Stuhlbaumuseum feiert sich selbst

Für den 100. Geburtstag des Hauses 2022 hat sich der Verein einiges vorgenommen. Dabei hilft auch eine Geldspritze.

Von Gabriele Fleischer
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Daniela Simon, Leiterin des Stuhlbaumuseums Rabenau (l.), und Irmela Werner , Mitglied im Trägerverein, an der Bildhauerbank, einem Ausstellungsstück in der Sammlung.
Daniela Simon, Leiterin des Stuhlbaumuseums Rabenau (l.), und Irmela Werner , Mitglied im Trägerverein, an der Bildhauerbank, einem Ausstellungsstück in der Sammlung. © Egbert Kamprath

Daniela Simon führt eine kleine Gruppe vom Verein Freunde Schloss Nöthnitz durch die Räume des Stuhlbaumuseums in Rabenau. Sie zeigt ihnen die Dauerausstellung und die Sonderschau. Gewidmet ist sie Lüder Baier (1920 bis 2012), dem Dresdner Grandseigneur der Holzgestaltung, der für die Hellerauer Werkstätten gearbeitet hat und mit seiner vielfältigen Holzkunst Spuren in der Region hinterlassen hat, wie einst im Dresdner Kulturpalast.

Die Nöthnitzer sind nicht die einzigen Gäste an diesem Nachmittag. Dabei wird die Leiterin und Vorsitzende des Trägervereins Deutsches Stuhlbaumuseum nicht müde, die handwerklichen Leistungen der Stuhlbauer zu würdigen, aber auch die ehrenamtliche Tätigkeit der Vereine und engagierter Bürger im Ort. Ohne diese sei weder die Überlieferung von Traditionen noch der Erhalt von Sachzeugen der Geschichte möglich – und das Museum könnte im kommenden Jahr nicht seinen 100. Geburtstag feiern.

Große Ehre für ein kleines Haus: Mit einem Spezialpreis wurde das Stuhlbaumuseum Rabenau jetzt vom sächsischen Kunstministerium ausgezeichnet.
Große Ehre für ein kleines Haus: Mit einem Spezialpreis wurde das Stuhlbaumuseum Rabenau jetzt vom sächsischen Kunstministerium ausgezeichnet. © Egbert Kamprath

Erinnerung an einen Stuhlbaumeister

Daniela Simon leitet mit einer Mitarbeiterin und ihrem achtköpfigen Vereinsvorstand die Geschicke der Einrichtung. Vor allem ihrem Vorgänger Johann Spensberger, der inzwischen Ehrenvorsitzender ist, habe sie viel zu verdanken. Auch die Sicherstellung der Holzbearbeitungsmaschinen des Rabenuer Stuhlbaumeisters Kurt Aehlig.

Seit 2005 wird im Erdgeschoss des Museums der original wieder aufgebaute Maschinenraum des Meisters gezeigt, mit Technik aus dem frühen 20. Jahrhundert, so wie er sie bis 1999 nutzte.

Daniela Simon hat seit sechs Jahren den Hut auf und ist damit letztlich für alles verantwortlich - für Führungen, Ausstellungen, die umfangreiche Sammlung, die ständig erweitert wird, und geht am Tag mehrmals während der Öffnungszeiten zur Tür, wenn es klingelt.

Gerade wieder interessiert sich ein Ehepaar für die Geschichte der kleinen Stadt und ihrer Stuhlbautradition. Tatsächlich rankt sich auch im Museum alles um den Stuhl und seine Meister. An die 300 Stühle aus verschiedenen Epochen zählt die Sammlung. Vielleicht die knappe Hälfte davon ist in dem zweistöckigen Museum ausgestellt, gehegt und gepflegt.

Eine Stuhlparade durch verschiedene Epochen der Zeitgeschichte: Das Sitzmöbel prägt die Sammlung des Rabenauer Museums.
Eine Stuhlparade durch verschiedene Epochen der Zeitgeschichte: Das Sitzmöbel prägt die Sammlung des Rabenauer Museums. © Egbert Kamprath

Solchem Engagement ist nicht zuletzt der jetzt entgegengenommene sächsische Museumspreis zu verdanken. Unter 45 Bewerbern hatte das Museum einen mit 5.000 Euro dotierten Spezialpreis bekommen.

„Endlich hat es geklappt“, freut sich die Chefin, die in den vergangenen Jahren immer wieder Bewerbungen geschrieben hat. Noch hadert sie damit, wie mit dem Preisgeld umzugehen ist. Ohne ihren Verein werde sie nichts entscheiden.

Fürs Jubiläum wird eigene Geschichte aufgearbeitet

„Mit Sicherheit wollen wir es aber in unsere Zukunft investieren, denn das Deutsche Stuhlbaumuseum in Rabenau ist schon sehr lange keine Heimatstube mehr, es ist ein großes Haus mit sehr viel Inhalt. Es gibt genug raue Stellen, die man glätten könnte, aber auch Projekte vernetzen und Einzigartiges vor dem Vergessen retten“, sagt Simon.

Ganz wichtig sei ihr Letzteres. Deshalb werde sie vorschlagen, einiges in die Digitalisierung der Exponate zu stecken, sagt sie. Zwar sei jeder einzelne Gegenstand inventarisiert und dokumentiert, aber eben nicht mit Foto und detaillierten Beschreibungen. Ein Meilenstein für diesen langen Weg könnte eine ordentliche Fotoausrüstung sein, spricht sie dann doch einen ersten Wunsch aus.

Die Rabenauer Sektion des Sächsischen Gebirgsvereins, der ein Teil der Ausstellung gewidmet ist, war Motor der Sammlung des Stuhlbaumuseums.
Die Rabenauer Sektion des Sächsischen Gebirgsvereins, der ein Teil der Ausstellung gewidmet ist, war Motor der Sammlung des Stuhlbaumuseums. © Egbert Kamprath

Nach der Museums-App, mit der im Museum 38 Stationen per Audio und Video zu erleben sind, wäre das ein weiterer Schritt hin zu einer modernen Einrichtung.

Inzwischen seien auch drei Fernseher angeschafft, mit denen verschiedene Filme abgespielt werden können, die mit dem Stuhlbauerhandwerk und der Arbeit der Meister bekannt machen. Gerade sind die Vereinsmitglieder dabei, Gespräche mit Zeitzeugen der Museums- und Stuhlbautradition, zu denen Johann Spensberger gehört, in einem Film zu vereinen.

Schritt für Schritt will sich der Verein so auf den 100. Geburtstag des Museums im kommenden Jahr vorbereiten. „Dafür beschäftigen wir uns ganz stark mit unserer eigenen Geschichte“, sagt Simon und kündigt für 2022 eine Sonderausstellung zur Historie des Museums an, die ab Mai zu sehen sein soll.

"Darin wird des Wirkens der Rabenauer Sektion des Sächsischen Gebirgsvereins gedacht, die Initiator der Heimatsammlung war und über viele Jahre den Ausbau vorangetrieben hat. „Die weitere Entwicklung der Sammlung zu einem Museum, bis hin zur öffentlichen Kulturstätte, die heute von einem gemeinnützigen Verein getragen wird, ist Gegenstand der Ausstellung“, kündigt Simon an.

Eine Überraschung für kleine Wanderer

„Dazu gehören auch Ortsgeschichte, Traditionen und nicht zuletzt der Einfluss politischer Veränderungen auf die Entwicklung des Museums.“ Ein Teil der mehr als 5.000 erfassten Exponate soll das veranschaulichen.

Und natürlich werde der 7. Stuhlbauertag am 17. September mit Tagung und Festveranstaltung im Zeichen des Jubiläums stehen. Eine kleine Neuerung gibt es schon bald: Für den mit verschiedenen Stationen gestalteten Sagenhaften Mühlberg, der am 20. November übergeben wird und ganz in der Nähe beginnt oder endet - je nachdem, welche Richtung man wählt - hat sich auch das Museum etwas einfallen lassen.

Wenn die Kinder auf ihrer kleinen Wanderung ein Rätsel erraten, ergibt sich ein Zahlen-Code, mit dem sie am Museum einen Safe öffnen können. Welche Überraschung dort auf sie wartet, das verrät Daniela Simon noch nicht.