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Freital: Stadtrat Seyfried weist Demo-Vorwürfe zurück

Nach einem Bericht über Hetze im Internet reagiert der Lokalpolitiker. Er sei für friedliche Proteste, sagt René Seyfried. Gleichzeitig tauchen neue Posts auf.

Von Annett Heyse
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René Seyfried ist seit 2019 Stadtrat, im Internet beschimpft und beleidigt er Politiker, die Polizei, den Staat.
René Seyfried ist seit 2019 Stadtrat, im Internet beschimpft und beleidigt er Politiker, die Polizei, den Staat. © AfD

Der Freitaler Stadtrat René Seyfried hat sich zu Wort gemeldet. "Weder organisiere ich die Corona-Demonstrationen, noch nehme ich derzeit daran teil", sagte er. Lediglich teile er über seine private Facebook-Seite und auch die von ihm mitbetriebene Seite der "Bürgerinitiative Freital" Informationen zu den "Spaziergängen".

"Es ist nicht strafbar, dafür Werbung zu machen. Wir wollen den Leuten Mut machen, sich anzuschließen", so seine Stellungnahme.

Die "Bürgerinitiative Freital" und er selbst stehen zu den Protesten. "Ich bin dafür, dass man die Leute in Ruhe und friedlich protestieren lässt", sagte Seyfried. Die Teilnehmer der Spaziergänge seien vorsichtig, würden Abstand halten und sich nicht anstecken - so sieht Seyfried das. Das Problem ist allerdings, dass sämtliche Versammlungen von mehr als zehn Personen in der Öffentlichkeit momentan nicht gestattet sind - eine Maßnahme zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Seyfried: "Bin kein Corona-Leugner"

Seit Wochen schimpft Seyfried auf seinem eigenen Facebook-Account und auch als einer der Administratoren der Facebook-Seite "Bürgerinitiative Freital" auf diese Maßnahmen. "Ich leugne Corona nicht, wir hatten es auch in der Familie. Aber ich bin mit den Maßnahmen nicht einverstanden, wir werden permanent bevormundet", sagt er.

Zudem schimpfen die Macher der Facebook-Seite - Seyfried bestätigt am Telefon, dazuzugehören - regelmäßig über Polizisten. Die Rede ist von "Schlägertrupps", "Söldnertruppen" oder auch "die Systemarmee von Kretschmer" - bezogen auf den sächsischen Ministerpräsidenten.

"Ich bin eben direkt. Und ich kann die Polizei auch nicht mehr in Schutz nehmen", so Seyfrieds Begründung dazu. Zuletzt hätten Polizisten bei einer Demonstration noch im alten Jahr Freitalern, die auf einer Ausweichroute unterwegs waren, den Weg abgeschnitten. "Die haben alles abgesperrt und auf Konfrontationen gewartet."

Auf die Frage, woher er das weiß, ohne auf der Demo gewesen zu sein, sagte Seyfried, ihm sei davon berichtet worden. "Die Polizisten sind vollkommen überlastet und werden von den verantwortlichen Politikern auf die Leute gehetzt", schimpft der Freitaler.

Schon bei Protesten 2015 mit dabei

René Seyfried ist in der rechten Szene kein Unbekannter. Erstmals tauchte er vor einem größeren Publikum 2015 bei den Protesten gegen ein Flüchtlingsheim in Freital auf. Damals wurde auch die Bürgerinitiative Freital gegründet, die vor allem über Facebook auf Flüchtlinge schimpfte und mehrere Demonstrationen in Freital organisierte. Im selben Jahr kandidierte er für das Amt des Oberbürgermeisters, landete aber abgeschlagen im einstelligen Prozentbereich.

2019 zog René Seyfried bei der Kommunalwahl für die AfD in den Stadtrat ein. Doch nach einem Disput über die Landesliste zur Bundestagswahl 2021 trenne er sich von der Partei wieder. Seitdem sitzt er als fraktionsloses Mitglied im Stadtrat.

Schon mehrmals gab es Beschwerden über seine Pöbeleien im Netz, zum Beispiel seitens der Mitte-Links-Fraktion. Dort hat sich Seyfried vor allem die Stadträtin Lydia Engelmann (Bündnis90/Die Grünen) eingeschossen. Immer wieder greift Seyfried Stadträtin Engelmann im Internet verbal an und schimpft unter anderem auf "Grünes Pack".

Mehr als 800 Unterstützer für Offenen Brief

Lydia Engelmann und einige andere Stadträte haben nun gemeinsam mit Unternehmern, Privatleuten und Vertretern aus der Gesellschaft auf der Plattform "Open Petition" einen Offenen Brief veröffentlicht und werben um Unterstützung. Das Schreiben ist an Oberbürgermeister Uwe Rumberg (Freitals Konservative Mitte) gerichtet und hat zum Ziel, sich gegen die illegalen Demonstrationen auszusprechen. Inzwischen haben mehr als 800 Menschen den Brief unterzeichnet, davon rund 450 Männer und Frauen aus Freital.

Rumberg selbst hat zu der Aktion bisher keine Stellung genommen. Stattdessen veröffentlichte Freitals Oberbürgermeister kurz vor Weihnachten eine Erklärung und forderte die Menschen auf, friedlich zu bleiben und im Januar zu Gesprächen an einem Runden Tisch teilzunehmen.

Stadtrat Seyfried sagt, er habe durchaus Interesse, seitens der Bürgerinitiative an solch einem Treffen teilzunehmen. Und er sei für friedliche Proteste. "Ich hasse Aggressionen aufseiten der Polizei, aber auch seitens der Demonstranten", sagt er.

Nichtsdestotrotz postet die Bürgerinitiative weiter fleißig auf Facebook, wo Polizisten abermals als "Schlägertrupps" und Landespolitiker als "Regierungskasper" verleumdet werden. Für den Montagabend waren abermals Demonstrationen in Freital angekündigt.