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70 Prozent der Kliniken in Sachsen schreiben rote Zahlen

Sachsens Krankenhäuser leiden unter massiven Finanzproblemen. Das dürfte sich bald auch bei der Versorgung bemerkbar machen. Die Liste der Forderungen ist lang.

Von Stephanie Wesely
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Die finanzielle Lage vieler sächsischer Krankenhäuser ist kritisch.
Die finanzielle Lage vieler sächsischer Krankenhäuser ist kritisch. © Angelika Warmuth/dpa

Mit einem bundesweiten Protesttag in Berlin machen die Krankenhäuser am heutigen Dienstag auf ihre dramatische wirtschaftliche Situation aufmerksam. Die Nachwirkung der Pandemie, die Inflation und hohe Tarifsteigerungen würden die Kliniken in Deutschland bis Ende des Jahres in ein Defizit von zehn Milliarden Euro treiben, erklärt der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß.

Auch die Krankenhausgesellschaft Sachsen beteiligt sich an der Aktion. „Unsere 76 Kliniken im Freistaat sind aktuell zu etwa 15 Prozent unterfinanziert. Wir brauchen einen dreistelligen Millionenbetrag“, sagt deren Geschäftsführer Friedrich R. München. 70 Prozent der Krankenhäuser in Sachsen schrieben bereits jetzt rote Zahlen. Zu ihnen gehören zum Beispiel das Städtische Klinikum Görlitz und die Oberlausitz-Kliniken mit ihren Standorten in Bautzen und Bischofswerda. „Das verkraftet man ein Jahr lang, vielleicht auch noch ein zweites, aber spätestens 2025 ist ohne Unterstützung der Bestand gefährdet“, erklären die Geschäftsführer in einem offenen Brief.

Viele Klinken werden nicht überleben

Eine Ursache sind zum Beispiel enorme Kostensteigerungen. So seien am Klinikum Görlitz Verbrauchsmaterialien wie Verbände seit 2021 um eine Million Euro pro Jahr teurer geworden. Die Reinigung der Wäsche koste nun fast ein Drittel mehr. Aus Sicht der Krankenhausgesellschaft sind die Finanzierungssysteme für Krisensituationen wie jetzt nicht gemacht. „Wir fordern deshalb einen Ausgleich für die gestiegenen Energie- und Sachkosten sowie eine langfristige Regelung, dass Personalkosten von den Kassen zu 100 Prozent übernommen werden“, sagt Friedrich R. München. Auch die unzureichende Finanzierung von Investitionen durch die Länder müsse beendet werden. München: „Für dieses Jahr haben wir vom Freistaat knapp 140 Millionen Euro erhalten.“ Der Investitionsbedarf liege aber bei rund 240 Millionen Euro.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet damit, dass 30 bis 40 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland nicht überleben werden. „Wir werden gar nicht mehr das Personal haben, die bisherigen Strukturen unverändert aufrecht zu erhalten“, sagt auch Gerald Gaß. Deshalb teile die Klinikbranche grundsätzlich die Ziele einer Krankenhausreform. Nötig sei aber ein gut organisierter Transformationsprozess und ein Umbau kleinerer Kliniken zum Beispiel in Gesundheitszentren.

Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) dagegen verspricht, dass die 76 Krankenhäuser im Freistaat mit der ab 2024 geplanten Strukturreform erhalten bleiben. „Klar ist aber auch, dass nicht an jedem Standort alles so bleiben kann, wie es ist“, sagt sie.