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Brustkrebs-Vorsorge: Altersgrenze wird angehoben

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Nun wird die Früherkennung ausgeweitet – dabei sind die Älteren selbst gefragt.

Von Stephanie Wesely
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Eine auffällige Stelle. Weitere Tests bringen Klarheit.
Eine auffällige Stelle. Weitere Tests bringen Klarheit. © dpa

Die Altersgrenze der kostenlosen Brustkrebsvorsorge für gesetzlich Versicherte wird auf 75 Jahre angehoben. Ab dem kommenden Sommer sollen Frauen bis zu diesem Alter alle zwei Jahre an einem Mammografie-Screening zur Früherkennung teilnehmen können. Bisher galt das für die Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren. Die Neuregelung beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das höchste Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen am Donnerstag.

Etwa 2,5 Millionen Frauen zusätzlich könnten nach Angaben des G-BA von der Ausweitung der Früherkennung profitieren. Umgesetzt werden soll die Neuregelung zum 1. Juli 2024. Ab dann sollen sich die neu anspruchsberechtigten Frauen allein für einen Untersuchungstermin anmelden können. Automatische Einladungen zum Screening wie bei den bisherigen Altersgruppen sind wegen der Umstellung erst später geplant.

Bund setzt Vorgaben der EU um

„Uns war es wichtig, dass die interessierten Frauen die Untersuchungen wahrnehmen können, auch wenn es anfangs eventuell etwas ruckelt. Möglicherweise kann nicht immer sofort und zudem in Wohnortnähe ein Termin vermittelt werden“, sagt Monika Lelgemann vom G-BA. Mit Info-Broschüren etwa in Arztpraxen soll zuvor über die Einzelheiten informiert werden.

Hintergrund für die Neuerung ist eine Aktualisierung der europäischen Brustkrebsleitlinie der EU-Kommission. Diese empfiehlt, auch jüngere Frauen zwischen 45 und 49 Jahren sowie ältere Frauen zwischen 70 und 75 in die Früherkennung einzubeziehen. Der G-BA hatte das unabhängige Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen mit einer Nutzenbewertung beauftragt. Das Institut kam zu dem Schluss, dass die Vorteile größer sind als die Nachteile. Möglichen Schäden durch falsch-positive Befunde oder Überdiagnosen stehe ein Überlebensvorteil gegenüber, der überwiegt.

Nur ein Viertel nutzt Früherkennung

Mit zuletzt bundesweit rund 70.000 Neuerkrankungen und rund 3.900 in Sachsen ist Brustkrebs (Mammakarzinom) nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Das mittlere Alter, in dem Frauen die Diagnose Brustkrebs erhalten, liege bei rund 64 Jahren. Am häufigsten trete Brustkrebs ab 70 Jahren auf. Zudem gebe es heute bessere Heilungschancen als vor zehn Jahren. Voraussetzung ist aber, dass der Krebs frühzeitig erkannt wird. Das ist durch das Mammografie-Screening als Vorsorge gegeben.

Die Teilnahmequoten sinken jedoch. Zu Beginn des Untersuchungsangebotes im Jahr 2007 nutzten es noch 75 Prozent der anspruchsberechtigten Frauen. Im Jahr 2021 waren es dagegen zwischen 25 und 27 Prozent. Das haben die Krankenkassen anhand ihrer Versichertendaten ermittelt. Der Rückgang wird damit erklärt, dass viele Frauen Angst vor der Strahlung haben und dass die Behandlungsmöglichkeiten besser geworden sind. Den stärksten Einbruch gab es 2020. Da fanden zeitweise gar keine Brustkrebsfrüherkennungen in Deutschland statt. (mit dpa)