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Corona in der Schwangerschaft?

Eine Studie, an der auch Dresdner Wissenschaftler beteiligt sind, liefert wichtige Erkenntnisse und sendet beruhigende Signale für Mutter und Kind.

Von Jens Fritzsche
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Eine Corona-Infektion während der Schwangerschaft ist nicht zu unterschätzen – dennoch zeigt eine Studie Beruhigendes.
Eine Corona-Infektion während der Schwangerschaft ist nicht zu unterschätzen – dennoch zeigt eine Studie Beruhigendes. © © Foto: pixabay.com

Die Furcht, sich in der Schwangerschaft mit Krankheitserregern anzustecken, schwingt in diesen neun Monaten permanent mit. Chlamydien, Listerien, B-Streptokokken, Gonokokken und nicht zuletzt Röteln-, Hepatitis- oder Herpes-Viren stellen Gefahren mit schwerwiegenden Folgen dar. Und in Zeiten der aktuell grassierenden Corona-Pandemie kommt nun die Angst vor dem gefährlichen SARS-CoV-2-Virus noch dazu: die Besorgnis, ob eine Infektion schwerwiegende Folgen auch für das ungeborene Leben bringen kann. Denn wenn die Wissenschaft mit Blick auf dieses neuartige Virus zunächst klären muss, wie es wirkt, welche Übertragungswege das Virus nimmt und ob Organe vielleicht sogar dauerhaft geschädigt werden können, schwingt natürlich die bange Frage mit, welche Auswirkungen eine Corona-Infektion auf werdende Mütter und ihre Babys haben kann.

25 Babys kamen zu früh

Wissenschaftler – unter anderem auch der Medizinischen Fakultät der TU Dresden – können jetzt weitgehend Entwarnung geben. Die im Forschungsnetzwerk der Deutschen Gesellschaft für perinatale Medizin (DGPM) vereinten Experten haben in einer deutschlandweiten Studie seit April Fakten von bisher insgesamt 66 Geburtskliniken in der gesamten Bundesrepublik gesammelt, um Antworten auf die Frage nach den Folgen einer Corona-Infektion bei Schwangeren zu bekommen. Während dieser Zeit wurden im Rahmen der Studie insgesamt 296 positiv getestete Schwangere gemeldet. Und nach Auswertung der Daten kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass eine SARS-CoV-2-Infektion bei den untersuchten Schwangeren einen überwiegend günstigen Verlauf genommen habe. Allerdings kamen 25 der betroffenen Kinder – also knapp 14 Prozent – zu früh und vor 38. Schwangerschaftswoche zur Welt, so Prof. Dr. Mario Rüdiger, der Direktor des Zentrums für feto-neonatale Gesundheit am Universitätsklinikum Dresden. Er hat die Studie gemeinsam mit Dr. Ulrich Pecks, dem Leiter der geburtshilflichen Abteilung des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel, koordiniert.

Insgesamt beruhigende Signale

Und er kann eine dennoch beruhigende Zahl nennen: Es sind lediglich zwei Prozent der Neugeborenen SARS-CoV-2 positiv getestet worden und in den meisten Fällen ging die Infektion nur mit minimalen Krankheitssymptomen bei den Neugeborenen einher. „Ähnliche Größenordnung geben auch internationale Daten her“, so Prof. Rüdiger. „Wichtig für die Mütter ist, nach der Geburt darauf zu achten, ihr Neugeborenes nicht anzustecken“, fügt der Dresdner Mediziner an. Erfreulicherweise hatten auch die meisten schwangeren Frauen einen günstigen Verlauf, ergänzt Dr. Ulrich Pecks. Über 36 Prozent blieben beispielsweise komplett symptomfrei. Über ein Viertel der Schwangeren berichtete den Wissenschaftlern allerdings von einem erhöhten Ruhebedürfnis – und eine von vier Betroffenen bemerkte Geschmacks- oder Geruchsstörungen. Deshalb warnt der Kieler Mediziner auch dringend davor, die Erkrankung zu unterschätzen. Denn 14 Frauen mussten intensivmedizinisch betreut werden. „COVID-19 stellt gerade in der Schwangerschaft eine Herausforderung dar, da Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt sind“, macht Dr. Pecks deutlich.