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Ja zu Gratis-Essen in Kitas und Schulen

Ein Bürgerrat hat dem Bundestag Vorschläge zum Thema Ernährung etwa in Kitas oder Kantinen vorgelegt. Dabei handelt es sich nicht um eine Bevormundung, sondern um Vorschläge von Bürgern für Bürger. Ein Kommentar.

Von Katrin Saft
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© Marijan Murat/dpa

Die Deutschen lassen sich nicht gern vorschreiben, was auf ihre Teller kommt. Ist das, was der Bürgerrat der Bundesregierung empfiehlt, nur ein weiterer Versuch der Bevormundung?

Nein. Es sind kluge Vorschläge von Bürgern für Bürger, die es erleichtern können, eine gesunde Wahl zu treffen. Denn das wollen die meisten. Dagegen spricht im Alltag aber nicht nur der innere Schweinehund, der nach süß und übermäßig ruft. Es sind vor allem die Tricks der Lebensmittelindustrie, die Ungesundes geschickt als gesund deklarieren. Und es ist das Angebot in Kantinen aller Art, bei dem meist nur der billigste Preis zählt und nicht die Qualität zählt.

Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter Krankheiten, die durch falsche Ernährung bedingt sind: Adipositas, erhöhte Blutfettwerte, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme. Dem Gesundheitssystem entstehen dadurch jährlich Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe. An dieser Stelle hört Ernährung auf, Privatsache zu sein, sondern belastet alle. Die Idee von Ex-Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU), dass Hersteller freiwillig Rezepturen verändern oder irreführende Label abschaffen, ist gescheitert. Insofern braucht es staatliche Regulierung im Sinne von Gesundheitsprävention, wie sie seit Jahren schon Mediziner fordern – und nun auch der Bürgerrat empfiehlt.

Kostenfreies Essen in Kitas und Schulen erscheint zunächst zu teuer, zahlt sich langfristig aber aus. Denn wer schon als Kind erfährt, was gesundes Essen ist, behält Erlerntes oft als Erwachsener bei. Statt das Kindergeld weiter zu erhöhen, wäre das Geld für ein gutes Mittag für alle Kinder gleichermaßen sinnvoll eingesetzt.

Dass Qualität auch beim Essen in Krankenhäusern und Pflegeheimen verpflichtend ist, sollte in einem reichen Land wie Deutschland längst selbstverständlich sein, genauso wie mehr Tierwohl nicht nur für Schweine. Wenn die Vorschläge der berufenen Bürger nun aber nur zerredet, statt zumindest in Teilen umgesetzt werden, kostet das nicht nur Gesundheit. Es kostet auch Bereitschaft am demokratischen Mitgestalten.