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In Sachsen gibt es wieder mehr Kinderkrankheiten

Hat mein Kind Scharlach, Röteln oder Windpocken? Kinderärzte erklären, wie Sie fünf häufige Erkrankungen erkennen.

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Sag mal Ahhh! Ein entzündeter Rachen und eine Himbeerzunge bei Kindern deuten meist auf eine Scharlach-Infektion hin.
Sag mal Ahhh! Ein entzündeter Rachen und eine Himbeerzunge bei Kindern deuten meist auf eine Scharlach-Infektion hin. © Christin Klose/dpa

Haben die eigenen Kinder einen Hautausschlag, steckt oft eine typische Kinderkrankheit dahinter. Dass Eltern für eine professionelle Einschätzung dann mit dem Kind in der Arztpraxis vorbeischauen, ist klar. Doch welche Anhaltspunkte können Eltern für eine erste Einschätzung heranziehen? Kinderärzte geben einen Überblick über fünf häufige Erkrankungen.

1. Scharlach: Halsschmerzen und Himbeerzunge

Bei Scharlach beginnt der Hautausschlag rund um die Achselhöhlen und die Leistengegend. Von dort breiten sich kleine rote Flecken über den gesamten Körper aus. Sie haben die Größe eines Stecknadelkopfes. Nur der Bereich rund um Kinn und Mund bleibt weiß. Dieses helle Dreieck ist ein typisches Erkennungszeichen für Scharlach.

„Der Ausschlag sieht samtartig aus, juckt aber nicht“, sagt Jakob Maske, Kinder- und Jugendarzt in Berlin. Im Gegensatz zu den Ausschlägen bei Masern oder Röteln verblasst der Ausschlag bei Scharlach, wenn man kurz einen Holzspatel darauf drückt. Nach einer bis drei Wochen verblasst der Ausschlag endgültig, die Haut schält sich dann meist.

„Scharlach geht häufig mit Halsschmerzen und Fieber einher“, sagt der Düsseldorfer Kinder- und Jugendarzt Hermann Josef Kahl. Die Zunge färbt sich dabei himbeerrot. Auslöser der hochansteckenden Infektionskrankheit sind Bakterien, sogenannte A-Streptokokken. Ist das Kind an Scharlach erkrankt, bekommt es oft ein Antibiotikum verordnet.

Die Zahl der Scharlachfälle hat in Sachsen stark zugenommen. Laut Sozialministerium wurden in der letzten Februarwoche 118 Neuerkrankungen gemeldet, seit Jahresbeginn waren es 854. Zum Vergleich: In den ersten beiden Monaten des vergangenen Jahres waren es 33 Fälle.

2. Windpocken: Juckende Bläschen im Sternenhimmelmuster

Windpocken gehen mit einem Hautausschlag einher, der unangenehm juckt. Aus hellroten Knötchen, die sich von Kopf und Rumpf ausgehend ausbreiten, entwickeln sich Bläschen. „Auch an der Kopfhaut oder an den Schleimhäuten können sie auftreten“, sagt Hermann Josef Kahl.

Die Bläschen haben die Größe von Linsen, sind mit Flüssigkeit gefüllt und platzen nach einigen Tagen. Beim Heilen bilden sich Krusten, die schließlich abfallen.

Bei der hochansteckenden Viruserkrankung können sich mehrere Ausschläge auf der Haut zeigen – Knötchen, Bläschen oder Flecken gleichzeitig. Die Rede ist dann von einem sogenannten Sternenhimmelmuster. „Gegen den mitunter quälenden Juckreiz hilft eine Lotion“, sagt Jakob Maske.

Windpocken sind meist an flüssigkeitsgefüllten Pusteln zu erkennen, die sehr stark jucken.
Windpocken sind meist an flüssigkeitsgefüllten Pusteln zu erkennen, die sehr stark jucken. © 123rf

Auch Windpocken-Fälle haben seit Januar im Freistaat zugenommen. In der letzten Februarwoche wurden im Freistaat 28 Neuerkrankungen gemeldet, 276 waren es seit Jahresbeginn. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 105 Erkrankte.

.Ab dem vollendeten ersten Lebensjahr können Kinder gegen Windpocken geimpft werden, wenn sie die Krankheit noch nicht hatten. Zwei Impfungen im Abstand von drei Monaten sind für einen vollständigen Impfschutz notwendig.

3. Ringelröteln: Rote Flecken und trockene Hautstellen

Auch Ringelröteln zeigen sich durch einen Ausschlag – meist auf beiden Wangen, mitunter auch auf der Nase. Die roten Flecken erinnern dadurch an die Form eines Schmetterlings. Auch auf den Armen und Beinen können sich die roten Flecken ausbreiten. Der Ausschlag juckt meist stark.

Später werden aus den Flecken blassrote Ringel, die sich mit der Zeit zurückbilden. „Die Viruserkrankung geht häufig mit Fieber und Erkältung einher“, erklärt Kinderarzt Kahl. In solchen Fällen ist Bettruhe angesagt. Wadenwickel oder Zäpfchen helfen dabei, das Fieber zu senken. In der Regel müssen die Flecken bei Ringelröteln nicht behandelt werden. „Hier besteht die Therapie einfach im Abwarten“, sagt Jakob Maske. Sind die Ringelröteln abgeheilt, benötigt die Haut mehrere Wochen lang intensive Pflege, da sie oft rau und schuppig ist. „Hier helfen Ölbäder und reichhaltige Lotionen“, sagt der Kinderarzt.

4. Drei-Tage-Fieber: Roter Ausschlag auf Brust, Bauch und Rücken

Bei dieser Erkrankung ist der Name Programm: Die Kinder haben hohes Fieber, das bis zu vier Tage anhält, ehe es mehr oder weniger abrupt zurückgeht. In der Folge zeigt sich ein roter Ausschlag auf Brust, Bauch und Rücken. Er kann sich innerhalb kurzer Zeit stark ausbreiten und auch auf Arme und Beine oder sogar aufs Gesicht übergehen.

„Die Kinder werden hier selten von Juckreiz geplagt“, sagt Kinderarzt Kahl. Der Ausschlag klingt zumeist nach etwa zwei bis drei Tagen wieder ab. Eine spezielle Behandlung braucht er nicht. Auch hier gilt: Gegen das Fieber helfen fiebersenkende Medikamente oder lauwarme Wadenwickel. Weil gerade Kleinkinder durch das Fieber viel Flüssigkeit verlieren, ist es wichtig, dass sie möglichst viel trinken.

5. Masern: Fieber und weiße Beläge im Mund

Die hochansteckende Viruserkrankung ist in den letzten drei Jahren in Sachsen nicht mehr aufgetreten. 2019 wurden 16 Fälle und 2017 noch 68 Fälle gemeldet. Die Krankheit verläuft in zwei Phasen: Zuerst haben die Kinder grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Schnupfen, Husten und Halsschmerzen. „Später treten an der Mundschleimhaut weiße Beläge auf“, sagt Jakob Maske. Das Fieber steigt, die Mundschleimhaut rötet sich.

Nach einigen Tagen sinkt das Fieber. Die zweite Phase beginnt mit Hautausschlag, das Fieber steigt wieder, und die grippeähnlichen Beschwerden verstärken sich. Auf der Haut zeigen sich kleine hellrote Flecken. „Hinter den Ohren fängt der Ausschlag an und breitet sich über Gesicht und Körper aus“, sagt Hermann Josef Kahl. Die Flecken verfärben sich später bräunlich bis violett und verblassen nach sieben Tagen. Die Patienten brauchen Bettruhe und Schonung. Gegen Fieber helfen fiebersenkende Mittel.

Ein Kinderarzt impft ein einjähriges Kind in den Oberschenkel gegen Masern.
Ein Kinderarzt impft ein einjähriges Kind in den Oberschenkel gegen Masern. © Julian Stratenschulte/dpa

In den meisten Fällen heilt die Erkrankung problemlos aus. Komplikationen wie Fieberkrämpfe, Atembeschwerden oder Bewusstseinsstörungen können jedoch vorkommen. Außerdem kann die Infektionskrankheit eine gefährliche Spätfolge haben: Die Gehirnentzündung Subakute sklerosierende Panenzephalitis (kurz: SSPE) verläuft tödlich und tritt meist erst Jahre nach einer durchgemachten Maserninfektion auf. Sie führt zu einem schleichenden Verlust aller geistigen Fähigkeiten und endet im Wachkoma, in dem die Betroffenen nach Monaten sterben.

Ging man früher davon aus, dass SSPE bei einer von 100.000 Masernfällen auftrat, zeigten neuere Studien, dass das Risiko deutlich größer ist. Deshalb gibt es gegen Masern eine Impfung, die für bestimmte Personengruppen Pflicht ist. Die Sächsische Impfkommission empfiehlt zwei Impfungen: die erste mit vollendetem ersten Lebensjahr, die zweite vor der Vollendung des zweiten Lebensjahres. Eine Auffrischung im zehnten Lebensjahr wird ebenfalls empfohlen. (dpa/rnw)