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Hightech für die Ohren

Immer mehr Sachsen hören schwer. Aber es gibt gleichzeitig auch immer bessere Möglichkeiten, die Probleme zu beheben. Auch per Operation.

Von Jens Fritzsche
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Auch eine komplette Innenohr-Schwerhörigkeit kann behandelt werden: Mit sogenannten Cochlea-Implantaten.
Auch eine komplette Innenohr-Schwerhörigkeit kann behandelt werden: Mit sogenannten Cochlea-Implantaten. © Pixabay.com

Jeder fünfte Deutsche über 14 leidet an Schwerhörigkeit. Eine Zunahme seit der Jahrtausendwende um immerhin vier Prozent, wie ein Blick in die Statistik zeigt. Betroffen sind dabei im übrigen nicht nur Ältere, sondern das Thema ist fast gleichmäßig über alle Altersklassen verteilt. Lediglich bei den 14- bis 19-Jährigen liegt die Zahl mit knapp fünf Millionen rund halb so hoch wie in den anderen Altersgruppen. In Sachsen sind dabei rund eine Million Menschen betroffen, das ist sogar fast jeder Vierte. Also liegt der Freistaat über dem deutschen Durchschnitt. Viele der Betroffenen, heißt es beim Deutschen Schwerhörigen Bund e.V. waren mit ihrem Problem noch nie bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Mit fatalen Folgen. Denn schon eine leichte Einschränkung des Hörvermögens – zeigen Studien – können beispielsweise das Auftreten oder Fortschreiten von Demenz befördern. Beginnend bei einer Hörminderung von gut 25 Dezibel, was beispielsweise dem Ticken einer Uhr entspricht. Die Erklärung könnte bei einem Vergleich mit Muskeln liegen: Werden bestimmte Muskeln nicht mehr trainiert, bilden sie sich zurück. So ist das auch mit Fähigkeiten oder Leistungen des Gehirns; und Hören findet bekanntlich nicht zuletzt im Gehirn statt. Dort werden die als Schwingungen über die Nervenbahnen ankommenden Geräusche umgewandelt und sozusagen hörbar gemacht.

Hörgeräte wichtig für geistige Fitness

Hörgeräte helfen also, geistig fitter zu bleiben. Auch das haben zahlreiche medizinische Studien bestätigt. Dabei hat sich nicht nur im medizinischen Bereich in den vergangenen Jahren vieles in Sachen Hören getan, sondern auch technisch. So gab es beispielsweise vor einigen Jahrzehnten für Betroffene mit einer schweren bis kompletter Innenohrschwerhörigkeit im Prinzip keine Möglichkeit, wieder oder überhaupt hören zu können. Gerade hier hat sich tatsächlich Revolutionäres getan.

Dresdner Medizinerhelfen mit Implantat

Hochmoderne Implantate bringen die Hörfähigkeit zurück. Diese Cochlea-Implantate werden unter anderem am Dresdner Uniklinikum eingesetzt. Das Implantat übernimmt sozusagen die Aufgabe der Cochlea; der „Schnecke“ im Innenohr, in der vereinfacht beschrieben, der Schall in mechanische Schwingungen umgewandelt wird und so das Hören ermöglicht. Funktioniert die Schnecke nicht mehr, tritt nun das Implantat. Es wandelt den Schall in elektrische Signale um, die dann direkt an den Hörnerv weitergeleitet werden. Die geschädigten Bereiche im Ohr können also damit einfach umgangen werden. Seit 1995 gibt es im Dresdner Uniklinikum das Sächsische Cochlear Implant Centrum, das sich auf den Einsatz dieser Spitzentechnologie spezialisiert hat. So konnte hier bereits über 1.800 Betroffenen geholfen werden; und das im Alter zwischen acht Monaten und 93 Jahren. Die Operation dauert dabei gut anderthalb Stunden, nach spätestens sechs Tagen können die Patienten die Klinik wieder verlassen. Vier bis sechs Wochen dauert dann die „Lernphase“.