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Nutzen von Akupunktur bei Migräne bestätigt

Vorbeugend muss Akupunktur selbst bezahlt werden. Ob sich das bei zwei Kopfschmerzarten lohnt, hat der IGeL-Monitor neu bewertet.

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Bloß kein Licht bei Migräne.
Bloß kein Licht bei Migräne. © Oliver Killig/dpa

Migräne ist weit verbreitet. Patienten leiden unter wiederkehrenden Kopfschmerz-Attacken, die bis zu 72 Stunden anhalten können. Die Schmerzen werden durch körperliche Aktivität verstärkt. Häufig gehen sie mit Übelkeit oder Empfindlichkeit gegenüber Licht und Lärm einher. In medizinischen Leitlinien werden verschiedene Maßnahmen empfohlen, um Migräneanfällen vorzubeugen. Das können vorbeugende Medikamente sein, aber auch Entspannungstechniken, Biofeedback, Verhaltenstherapie und Ausdauersport. Die klassische Körperakupunktur ist eine Behandlung aus der traditionellen chinesischen Medizin, bei der feine Nadeln in bestimmte Stellen des Körpers gestochen werden. Nach traditioneller Vorstellung sollen sie Blockaden lösen und Störungen des Energieflusses beheben. Doch zur Vorbeugung von Migräne muss die Akupunktur selbst bezahlt werden. Doch lohnt sich das?

Ein Gremium des Medizinischen Dienstes überprüft regelmäßig den Nutzen von solchen Individuellen Gesundheitsleistungen – kurz IGeL. Demnach geben Studien Hinweise, dass Akupunktur helfen kann, Migräneanfällen vorzubeugen und/oder deren Intensität abzuschwächen. Verglichen mit vorbeugenden Medikamenten kam die Akupunktur zu gleichwertigen und zum Teil zu besseren Ergebnissen und hatte weniger Nebenwirkungen. Hinweise auf das Risiko eines Schadens gab es nicht. Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors bewertet diese Selbstzahlerleistung deshalb mit „tendenziell positiv“.

Zur Vorbeugung von Spannungskopfschmerzen dagegen bleibt der Nutzen von Akupunktur unklar. Spannungskopfschmerz ist weltweit die häufigste Kopfschmerzart. Typisch dafür sind drückende oder beengende Schmerzen. Für einen Vergleich der Akupunktur mit anderen nicht-medikamentösen Behandlungen oder mit einem Behandlungsverzicht gibt es laut IGeL-Monitor nur unzureichende Daten und Ergebnisse über eine längere Zeit. Im Vergleich zu einer Scheinakupunktur fehlten Hinweise auf einen Vorteil. Studien, die Medikamente und Akupunktur vergleichen, fehlen.

Trotz der guten Ergebnisse bei Migräne muss die Leistung weiterhin selbst bezahlt werden. Laut AOK Plus gilt der IGeL-Monitor nicht als wissenschaftlicher Beweis der Wirksamkeit. Die kann nur der Gemeinsame Bundesausschuss beurteilen. Doch der erkennt die Migräne-Vorbeugung nicht als Kassenleistung an. Bezahlt wird Akupunktur derzeit unter bestimmten Voraussetzungen – zum Beispiel bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule oder bei Kniegelenkarthrose, wenn die Schmerzen seit mindestens 6 Monaten bestehen.

Gemäß der Gebührenordnung der Ärzte kostet eine Akupunktur-Sitzung je nach Dauer der Behandlung 11,66 Euro oder 20,40 Euro im einfachen Satz. Wird der Höchstsatz angewendet, sind 26,81 Euro oder 46,92 Euro zu zahlen.

Der IGeL-Monitor hat 65 Selbstzahlerleistungen untersucht und 57 davon bewertet: Positiv war keine Leistung, zwei tendenziell positiv, 26 unklar, 25 tendenziell negativ und vier negativ. (rnw/sw)