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Teenager mit Schuppenflechte: Meister des Versteckens

Die Pubertät bedeutet große Entwicklungsprozesse vom Kind zum Erwachsenen: Der Körper verändert sich sichtbar, das Gehirn wird neu verschaltet.

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Jugendliche mit Psoriasis sind Meister im Verstecken
Jugendliche mit Psoriasis sind Meister im Verstecken © Niki Vogt / pixabay

Eine außergewöhnliche Phase, mit der jeder Teenager unterschiedlich umgeht. Für junge Menschen, die an Psoriasis leiden, ist es noch schwieriger.

„Was hast du denn da? Ist das ansteckend?“ Das hören Jugendliche mit der chronischen Hauterkrankung Schuppenflechte, medizinisch Psoriasis, häufig. Den Heranwachsenden graut es besonders vor dem Sportunterricht und dem Besuch im Schwimmbad, denn hier müssen sie sich mit anderen umziehen und ihre Haut zeigen. Nicht nur, dass sich ihr Körper durch die Pubertät verändert: Es kommen auch die roten schuppigen Hautpartien zum Vorschein, die die Jugendlichen sonst gern versteckt halten. Eine Belastung, über die Teenager mit der chronisch-entzündlichen Krankheit nicht mit jedem sprechen können.

Aufklären und aufarbeiten

Aus diesem Grund hat Rolf Bäumer vor zwölf Jahren gemeinsam mit dem Deutschen Psoriasis Bund und einem Dermatologen das PSO gut Camp ins Leben gerufen. Hier haben die Heranwachsenden oft zum ersten Mal die Gelegenheit, sich unter Gleichbetroffenen mit ihrer Krankheit auseinanderzusetzen und auszutauschen. „Ich arbeite mit den jungen Erwachsenen im Bereich der psychosozialen Folgen der Erkrankung“, erklärt Bäumer seine Funktion. Der Kommunikationspsychologe weiß, wie wichtig der Austausch für die Jugendlichen ist: „Es geht um Erfahrungen und körperliche Veränderungen, die junge Menschen durchmachen müssen, und dazu gehören auch schwere Erlebnisse.“

Beim Thema Liebe zum Beispiel stehen Jugendliche mit Schuppenflechte vor ganz anderen Problemen als ihre Freunde. Die Angst vor Ablehnung ist bei ihnen besonders groß, weiß Bäumer: „Wie für alle Teenager, die sexuell aktiv werden möchten, kommt auch für Psoriatiker die Situation, dass sie vor ihrem Partner nackt sind. Das ist für junge Leute mit Schuppenflechte häufig ein großes Problem.“ Er rät den Jugendlichen stets, mit dem Partner offen über die Krankheit zu sprechen, bevor es zur körperlichen Annäherung kommt. So lassen sich Unsicherheiten artikulieren, Hemmungen erklären. Gleichzeitig bieten solche Gespräche die Möglichkeit, über die Krankheit aufzuklären: dass es gute und weniger gute Phasen gibt. Dass die Hautstellen vielleicht komisch aussehen, ganz sicher aber nicht ansteckend sind. Dass man vielleicht etwas mehr Zeit benötigt, um sich vertraut und ohne Scham seinem Gegenüber zu zeigen.

Psoriasis ist gut behandelbar

Auch über die Erkrankung selbst erhalten die Teenager im Camp viele wichtige Informationen. Sie lernen zum Beispiel, was eine Psoriasis möglicherweise triggert: Schuppenflechte wird vererbt, bricht aber nicht bei jedem aus. Auslöser der Krankheit können ganz unterschiedliche Faktoren sein. Die verschiedenen Trigger provozieren eine übersteigerte Immunreaktion, die zu starken Entzündungsreaktionen in der Haut führt. Die Hautzellen reagieren darauf, indem sie sich wesentlich schneller teilen als gesunde Hautzellen. So entstehen die juckenden, brennenden und schmerzenden Hautirritationen. Patienten und Ärzte nennen sie Plaques.

Zum Glück ist Schuppenflechte heute gut therapierbar. Neben einer gesunden Ernährung und äußerlichen Anwendungen wie Cremes, Salben und Bädern helfen bei mittelschweren bis schweren Verläufen verschiedene Arzneimittel. „Die Behandlung mit neuen Medikamenten, den Biologika, hat das Krankheitserscheinungsbild gravierend positiv verbessert“, so Rolf Bäumer. „Mit verbessertem Hautbild verbessert sich auch die Akzeptanz der eigenen Erkrankung.“ Wichtig ist aber, einen auf Psoriasis spezialisierten Facharzt zu finden – und vor allem die Therapie konsequent durchzuhalten.

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem externen Redakteur S. Berndt.