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Im Osten greift der Zahnarzt deutlich häufiger zum Bohrer als im Westen

Die Ausgaben für Zahnbehandlungen sind in Deutschland sehr unterschiedlich verteilt. Der Löwenanteil entfällt laut dem neuen Barmer Zahnreport auf eine kleine Gruppe.

Von Sylvia Miskowiec
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Muss gebohrt werden oder nicht?
Muss gebohrt werden oder nicht? © dpa-tmn

Die Sachsen gehen öfter zum Zahnarzt als ihre westdeutschen Mitbürger. Das ist ein Ergebnis des am Dienstag vorgestellten Zahnreports der Barmer. Dafür hat die Krankenkasse die Zahngesundheit von 2,7 Millionen Versicherten von 2012 bis 2021 ausgewertet. Demnach nahmen 2021 etwa 75 Prozent aller sächsischen Barmer-Versicherten zwischen 25 und 74 Jahren mindestens einen Termin wahr, während dies bundesweit 70 Prozent taten. Zudem wurden in Ostdeutschland 42 Prozent mehr Zahnfüllungen eingesetzt als im Bundesschnitt. Dennoch musste die Barmer für die Zahnbehandlungen ihrer sächsischen Mitglieder mit im Mittel 202 Euro pro Jahr weniger zahlen als im deutschen Durchschnitt (207 Euro).

"Bei den Füllungen, aber auch sonst sehen wir noch eine andere Differenz innerhalb unserer Versicherten", sagte der Barmer-Vorstandsvorsitzende Christoph Straub. "Die meisten Leistungen entfallen auf eine recht kleine Gruppe, genauer gesagt auf zehn Prozent der Versicherten. Auf Deutschland hochgerechnet entspricht das etwa 5,4 Millionen Menschen." Und die bekämen zum Beispiel enorm viele Zahnfüllungen, so Straub: "Bei einem durchschnittlichen Patienten dieser Gruppe waren es innerhalb von zehn Jahren etwa 18 Füllungen. Im obersten Prozent, also bei immerhin 540.000 Patientinnen und Patienten, waren es sogar 35 Füllungen." Das bundesdeutsche Mittel liegt bei etwa vier Füllungen.

Die vielen Zahnarztbehandlungen machen sich natürlich finanziell bemerkbar, für die Krankenkasse wie auch für Versicherte, denn die haben teilweise Eigenanteile zu zahlen. Michael Walter, Professor für Zahnärztliche Prothetik an der TU Dresden und Mitautor des Zahnreports, hat einmal nachgerechnet. "Für die durchschnittlichen 45- bis 54-jährigen Versicherten beliefen sich die Kassenausgaben für Zahnersatz und Zahnkronen von 2012 bis 2021 auf rund 200 Euro. Bei den oberen zehn Prozent waren es mehr als dreizehnmal so viel, nämlich etwa 2.700 Euro."

Sorge bereitet den Medizinern zudem, dass vor allem Menschen mit niedriger Bildung unter Gebissproblemen litten. So gibt es unter Versicherten mit Diplom oder Magister-Abschluss im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt rund 35 Prozent weniger Menschen, die einen Zahnersatz benötigen. "Hier sollten wir ganz früh mit der Aufklärung ansetzen", sagt Straub. "Gesundheitswissen sollte an Schulen gelehrt werden, und selbst in Kitas müsste die Bedeutung einer guten Zahnpflege ein größeres Thema werden." Aber auch Erwachsene müssten künftig noch besser erreicht werden. Ob das beispielsweise über eine Art Bonusregelung erreicht werden kann, ließ der Barmer-Chef allerdings offen.