Dippoldiswalde
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Glashütter wollen ihren Edeka halten

Eine Uhrenfirma macht der Stadt nun eine Offerte, damit sie mehr Spielraum in den Verhandlungen um den Erhalt des Ladens hat.

Von Maik Brückner
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Edeka hat angekündigt, den Markt in der Uhrenstadt Glashütte Ende Juni zu schließen.
Edeka hat angekündigt, den Markt in der Uhrenstadt Glashütte Ende Juni zu schließen. © Egbert Kamprath

Steht Glashütte im Sommer ohne Edeka da? Mehrere Kommunalpolitiker wollen das verhindern. Das wurde in der jüngsten Stadtratssitzung einmal mehr deutlich. Dort bot Vize-Bürgermeister Uwe Ahrendt nun überrascht Hilfe an.

Ahrendt, der auch Chef des Uhrenherstellers Nomos Glashütte ist, kündigte an, der Stadt eine Fläche zur Verfügung stellen. Mit dieser könne diese in die weiteren Verhandlungen mit Edeka beziehungsweise den Anrainern des Unternehmens gehen. Er stellt nur eine Bedingung. Die Fläche darf nur in Zusammenhang mit dem Erhalt und der Erweiterung des Edeka Verhandlungsmasse sein - für keine anderen Zwecke.

Bis 2013 prägte dieses als Fabrikation F4 bekannte Haus die Straße "Am Ochsenkopf" das Glashütter Stadtbild mit. Keine Uhrenfirma wollte das traditionsreiche Haus weiternutzen.
Bis 2013 prägte dieses als Fabrikation F4 bekannte Haus die Straße "Am Ochsenkopf" das Glashütter Stadtbild mit. Keine Uhrenfirma wollte das traditionsreiche Haus weiternutzen. © Archivfoto: Egbert Kamprath

Bei der Fläche handelt es sich nicht um die - wie einige in der Stadtratssitzung zunächst vermuteten - Stellfläche am Ferdinand-Adolph-Lange-Platz, sondern um ein Grundstück an der Straße "Am Ochsenkopf". Dort stand einst die Uhrenfabrik F4. Nach dem Mauerfall wurde sie nicht mehr gebraucht. Obwohl sich die Stadt um eine Nachnutzung bemüht hatte, winkten alle in Glashütte tätigen Uhrenfirmen ab, selbst die Tutima Uhrenfabrik, deren Vorgängerfirma das Gebäude errichtet hatte, wollte es nicht übernehmen.

Nach dem Abriss entstand diese Freifläche, die Nomos Glashütte übernahm. Der Plan, hier ein Parkdeck zu errichten, wurde bisher nicht verwirklicht.
Nach dem Abriss entstand diese Freifläche, die Nomos Glashütte übernahm. Der Plan, hier ein Parkdeck zu errichten, wurde bisher nicht verwirklicht. © Egbert Kamprath

2013 ließ die Stadt Glashütte das Haus abreißen. Im Frühjahr 2014 war es Geschichte. Danach übernahm Nomos Glashütte diese Fläche, um es für andere Zwecke zu nutzen. "Wir haben den Bau eines Parkhauses und eines Parkdecks geprüft", erklärte der Nomos-Geschäftsführer Ende 2016. Demnach sollte die Stützwand erhöht werden, um darüber eine größere Fläche anzulegen, auf der schätzungsweise 40 Autos abgestellt werden können, die über eine Rampe auffahren könnten. Doch bisher wurde dieses Vorhaben nicht verwirklicht. Und in naher Zukunft ist das offenbar auch nicht geplant.

Ein Signal für eine andere Uhrenfirma

"Wir brauchen das Grundstück aktuell nicht", erklärte Ahrendt in der jüngsten Ratssitzung. Wenn es etwas bringt, würde es Nomos freigeben und an die Stadt zurückgeben. Obwohl das Grundstück vom Edeka gesehen etwas abgelegen ist, ist es für Fußgänger durch eine Bahnunterführung vergleichsweise gut von der Dresdner Straße zu erreichen. Autos müssen die Unterführung am Lange-Parkhaus nehmen.

Glashüttes Ortsvorsteher Lehmann (Wählervereinigung Zeitlos), der auch Stadtrat ist, zeigte sich erfreut. "Ich hoffe, dass das Signal, das von einer Uhrenfirma ausgeht, auf andere überspringt." Er hoffe, dass man eine Lösung im Sinne der Bürger findet.

Daran arbeitet Bürgermeister Sven Gleißberg (parteilos) nun weiter. Mit der Zusage von Nomos, die er kürzlich schriftlich bekommen hat, wird er in die weiteren Verhandlungen gehen. Unter anderem möchte er auch auf die Manufaktur Glashütte Original zugehen, die direkt neben dem Edeka einen Mitarbeiter-Parkplatz hat. Die Fläche könnte dem Lebensmittelhändler bei seinen Erweiterungsplänen helfen. Gleißberg bat auch Ortsvorsteher Lehmann, sich ebenfalls weiter einzubringen und seine freundschaftlichen Kontakte zu nutzen, um eine Lösung zu finden.

Für den seit Anfang Dezember amtierenden Glashütter Bürgermeister Sven Gleißberg ist der Erhalt des Lebensmittelmarktes eine der größten Aufgaben.
Für den seit Anfang Dezember amtierenden Glashütter Bürgermeister Sven Gleißberg ist der Erhalt des Lebensmittelmarktes eine der größten Aufgaben. © Egbert Kamprath

Ermutigt werden die Glashütter von Edeka. Obwohl das Unternehmen die Schließung seines Glashütter Marktes für Ende Juni angekündigt hatte, zeigt sich der Lebensmittelhändler weiter gesprächsbereit. Das erklärt Eva Wagner im Auftrag des Unternehmens. Sie erinnert daran, dass Edeka grundsätzlich bestrebt sei, den Glashütter Standort langfristig zu erhalten.

Edeka möchte Standort weiterentwickeln

"Aus diesem Grund wurden in den letzten Jahren - auch in Zusammenarbeit mit der Stadt Glashütte und dem damaligen Bürgermeister Markus Dreßler - bereits perspektivisch unterschiedliche Optionen geprüft", so Eva Wagner. Diesen Prozess setze Edeka trotz der angekündigten Schließung in verschiedene Richtungen fort. "Die Stadt Glashütte hat ebenfalls signalisiert, weitere Alternativen anbieten zu wollen."

In den Verhandlungen selbst möchte Edeka weiter ein Akteur bleiben. "Als Eigentümer der Fläche sind wir interessiert daran, zunächst den Standort weiterzuentwickeln", erklärte Eva Wagner. Damit reagiert sie auf eine Überlegung Gleißbergs, dass die Stadt das Grundstück übernehmen könnte, um für die Markthalle einen anderen Anbieter zu finden. Das könnte eine von mehreren Optionen sein, erklärte er unlängst im Gespräch mit Sächsische.de. Die setzt aber voraus, dass Edeka die Halle verkauft.