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Was die Glashütte-Verordnung bringen wird

Der Bundesrat hat genau geregelt, wann eine Uhr die Herkunftsbezeichnung Glashütte führen darf. Die Folgen bewerten die Firmen ganz ähnlich.

Von Maik Brückner
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Nomos-Chef Uwe Ahrendt feiert als Gastgeber mit den drei Nachwende-Bürgermeistern: Frank Reichel, Sven Gleißberg und Markus Dreßler (v.li.) die Glashütte-Verordnung des Bundes.
Nomos-Chef Uwe Ahrendt feiert als Gastgeber mit den drei Nachwende-Bürgermeistern: Frank Reichel, Sven Gleißberg und Markus Dreßler (v.li.) die Glashütte-Verordnung des Bundes. © Egbert Kamprath

Der Bundesrat hat eine Verordnung zum Schutz der Herkunftsbezeichnung Glashütte beschlossen. Für die Unternehmen im Müglitztal dürfte diese wie ein Ritterschlag sein. Die Herkunftsbezeichnung "Glashütte" hat einen Sonderstatus erhalten.

Uwe Ahrendt, der als Chef von Nomos Glashütte und Vizebürgermeister aktiv an der Verordnung mitgearbeitet hat, beschreibt es so: "Uhren aus Glashütte, in den Augen von Experten längst so wertvoll wie jene großer Schweizer Marken, genießen nun auch einen vergleichbaren gesetzlichen Schutz." Während das "Swiss Made" für die gesamte Schweiz gilt, gilt "Glashütte" nun für das Stadtgebiet - und bedingt für die Altenberger Stadtteile Bärenstein und Lauenstein sowie Dresden.

Die Glashütte-Verordnung ist "eine Anerkennung für das, was hier seit 1845 geleistet wird", sagt Nomos-Geschäftsführer Uwe Ahrendt.
Die Glashütte-Verordnung ist "eine Anerkennung für das, was hier seit 1845 geleistet wird", sagt Nomos-Geschäftsführer Uwe Ahrendt. © Karl-Ludwig Oberthür

Und so urteilen die in Glashütte tätigen Firmen über die Glashütte-Verordnung:

Nomos Glashütte: Die neue Verordnung bedeute ein Mehr an Prestige für diesen besonderen Ort. "Und sie ist eine Anerkennung für das, was hier seit 1845 geleistet wird", sagt Uwe Ahrendt, Geschäftsführer von Nomos Glashütte. Sein Unternehmen übererfülle die Bedingungen der Verordnung längst, fertigt alle elf Uhrwerke selbst in eigener Manufaktur vor Ort – mit einer Fertigungstiefe von bis zu 95 Prozent, erklärt er.

Zum Herkunftsgebiet "Glashütte" gehören neben dem eigentlichen Stadtgebiet mit Einschränkungen auch die Altenberger Stadtteile Bärenstein und Lauenstein sowie die Stadt Dresden.
Zum Herkunftsgebiet "Glashütte" gehören neben dem eigentlichen Stadtgebiet mit Einschränkungen auch die Altenberger Stadtteile Bärenstein und Lauenstein sowie die Stadt Dresden. © SZ Grafik

Grossmann Uhren: "Für Moritz Grossmann wird sich nicht viel ändern", sagte Geschäftsführerin Christine Hutter. Der Anteil der Teile, die in der eigenen Manufaktur hergestellt werden, ist sehr hoch. "Bei den Uhrwerken haben wir schon jetzt eine Wertschöpfung von 90 Prozent". Außerdem fertige man auch die Zeiger. "Für uns ist alles gut. Ich kann mir vorstellen, dass der Name Glashütte weltweit durch diese Regelung mehr Prestige bekommt."

Für Moritz Grossmann wird sich durch die Glashütte-Verordnung "nicht viel ändern", sagt Grossmann-Geschäftsführerin Christine Hutter. Man habe schon jetzt eine sehr hohe Wertschöpfung.
Für Moritz Grossmann wird sich durch die Glashütte-Verordnung "nicht viel ändern", sagt Grossmann-Geschäftsführerin Christine Hutter. Man habe schon jetzt eine sehr hohe Wertschöpfung. © www.norbert.windecker.de

A. Lange & Söhne: "Für uns ist die Glashütte-Verordnung wie ein Schutz, wie eine Versicherung." Diese sorge dafür, dass der Name Glashütte neutral geschützt ist, ohne das eine der namhaften Firmen diesen Schutz vertritt oder rechtlich durchsetzen muss. "Das ist das Schöne daran", sagte Lange-Geschäftsführer Wilhelm Schmid. "Wer nicht aus Glashütte heraus 50 Prozent erbringt, der kann auch Glashütte nicht draufschreiben." Das Prestige und der Ruf von Glashütte werde weiter wachsen, wenn alle in Glashütte tätigen Firmen ihren Job hier richtig machen, so Schmid. Ein Schutzschild selbst reiche dafür nicht aus.

Tutima Uhrenfabrik: "Wir freuen uns, dass es uns gemeinsam endlich gelungen ist, die Glashütte-Verordnung durchzusetzen", sagt Ute Delecate im Namen der Tutima-Eigentümerfamilie Delecate. Damit werde die historische Position Glashüttes als Uhrenstadt weiter gefestigt. "Und es gibt uns als Hersteller Sicherheit und unseren Kunden zusätzliches Vertrauen in die Uhren von Glashütte", so Ute Delecate.

"Für uns ist die Glashütte-Verordnung wie ein Schutz, wie eine Versicherung", sagt Lange-Geschäftsführer Wilhelm Schmid.
"Für uns ist die Glashütte-Verordnung wie ein Schutz, wie eine Versicherung", sagt Lange-Geschäftsführer Wilhelm Schmid. © © Lange Uhren GmbH

Wempe Glashütte: "Von Anfang an haben wir die Glashütte-Verordnung befürwortet", sagt Wempe-Sprecherin Nadja Weisweiler. Gunter Teuscher, Geschäftsführer von Wempe Glashütte I/SA, habe sich bei der Erarbeitung der Regeln sehr eingebracht. "Wir sind sehr zufrieden, dass mit der Glashütte-Verordnung den Kundinnen und Kunden die Sicherheit gegeben wird, eine Uhr 'Made in Glashütte' gekauft zu haben." Zudem sichere diese Verordnung Arbeitsplätze in der Region bei allen Firmen, die der Uhrenindustrie zuzuordnen sind.

Die anderen in der Stadt tätigen Uhrenhersteller haben sich weder bei der von Nomos organisierten Liveschalte nach der Beschlussfassung noch zu Fragen von Sächsische.de zur Glashütte-Verordnung äußern wollen.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) kommentierte die Entscheidung in der Liveschalte so: Die Verordnung sei eine Erfolgsgeschichte, gerade in diesen Zeiten mit den vielen Verwerfungen und Ungerechtigkeiten.

Lob von Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer: Die Uhren aus Glashütte sind ein Luxusgut, das eine starke Qualitätsentsprechung hat.
Lob von Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer: Die Uhren aus Glashütte sind ein Luxusgut, das eine starke Qualitätsentsprechung hat. © Egbert Kamprath

"Die Glashütte-Verordnung zeigt, dass eigene Leistung, eigenes Können dazu führt, dass man erfolgreich ist". Und das in einer Region wie dem Osterzgebirge. Das mache Mut, neue Dinge anzugehen, so Kretschmer. Diese Unternehmen fertigten ein Luxusgut, das eine starke Qualitätsentsprechung erfüllt. "Das ist nicht bei jedem Produkt so." Die Firmen setzten auch ein kluges Marketing ein, um die Uhren bekannt zu machen. Schon jetzt ist die Bekanntheit hoch und der Ruf sehr gut.