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Die Glashütter Uhrenmeile wird erweitert

Der Neubau kommt an eine markante Stelle. Bauherr ist ein traditionsreiches Unternehmen, das seit 15 Jahren wieder in der Stadt ist.

Von Maik Brückner
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Diesen städtischen P+R-Parkplatz hat die Stadt Glashütte an einen Uhrenhersteller verkauft.
Diesen städtischen P+R-Parkplatz hat die Stadt Glashütte an einen Uhrenhersteller verkauft. © Egbert Kamprath

Noch parken hier Autos. Doch das dürfte bald Geschichte sein. Glashütte wird seinen Park-and-Ride-Platz, der vor Jahren unweit des Busbahnhofes entstanden ist, verlieren. Ein Uhrenhersteller hat die Fläche gekauft und wird hier ein neues Gebäude errichten.

Damit bekommt die Glashütter Uhrenmeile nach Jahren wieder einen Neubau. Den letzten weihte die Firma Lange Uhren im August 2015 im Beisein von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ein.

Der Parkplatz gehörte bisher der Stadt. Der Rat hat dem Verkauf in seiner jüngsten Sitzung einstimmig zugestimmt. Bürgermeister Sven Gleißberg (parteilos) wurde beauftragt, die Verkaufsverhandlungen zu führen und das Geschäft abzuschließen. Teil des Geschäfts ist auch ein Flächentausch.

Tutima tauscht Fläche mit der Stadt Glashütte

Obwohl in den Vorlagen kein Name erwähnt wurde, wurde in der Diskussion sehr schnell klar, wer hier investieren will: die Tutima Uhrenfabrik. Das bestätigt auch Ute Delecate von der Eigentümerfamilie: "Es ist richtig, dass wir in Glashütte unsere Räumlichkeiten erweitern wollen", erklärt sie auf Anfrage. Weiteres könne man dazu derzeit leider noch nicht sagen, ergänzt sie. Zum jetzigen Zeitpunkt sei das noch zu früh.

Nach Informationen von Sächsische.de soll auf dem Grundstück ein L-förmiges Gebäude entstehen. Der andere Teil der Fläche soll als Parkplatz genutzt werden - allerdings dann firmenintern.

In diesem Gebäude arbeitet die Tutima Uhrenfabrik. Deren Inhaber werden jetzt auf der dahinter liegenden Fläche, dem P+R-Parkplatz, einen Neubau errichten.
In diesem Gebäude arbeitet die Tutima Uhrenfabrik. Deren Inhaber werden jetzt auf der dahinter liegenden Fläche, dem P+R-Parkplatz, einen Neubau errichten. © Egbert Kamprath

Ursprünglich wollte Tutima den Neubau unweit der Festwiese in der Oberstadt errichten. Dort besitzt die Firma eine Fläche, auf der ein früheres Möbelhaus steht. Die Planungen für das Gebäude waren nach dem Kenntnisstand von Gleißberg bereits abgeschlossen. Dass es nun anders kommt, liegt an den Plänen, die die Stadt an der Festwiese hat.

Glashütte möchte das Areal neu bebauen - unter anderem könnte hier auch ein Einkaufszentrum mit Lebensmittel- und Drogeriemarkt entstehen. Das Grundstück des ehemaligen Möbelhauses würde der Stadt mehr Möglichkeiten geben, die Festwiese städtebaulich interessanter zu entwickeln und zu gestalten, so Gleißberg

Davon hatte man auch bei Tutima erfahren. Beide Seiten kamen ins Gespräch. Und so wurde die Idee eines Flächentauschs geboren, der beiden Seiten entgegenkommt und der in der Stadtratssitzung besiegelt wurde. Demnach verkauft Glashütte den 526 Quadratmeter großen Parkplatz für 70.140 Euro an Tutima und kauft im Gegenzug die 230 Quadratmeter große Fläche mit Möbelhaus für 12.190 Euro.

Alexander Philipp leitet seit vielen Jahren die Tutima Uhrenfabrik in Glashütte.
Alexander Philipp leitet seit vielen Jahren die Tutima Uhrenfabrik in Glashütte. © Karl-Ludwig Oberthür

Glashütte muss aber auch einen kleinen Teil der Fördermittel, die man damals für den Bau des P+R-Parkplatzes erhalten hat, zurückzahlen. Allerdings sei der Betrag sehr gering. "Der Stadt Glashütte entsteht durch den Grundstückstausch kein finanzieller Schaden", versichert Gleißberg.

Mehr noch: Beide Vertragspartner haben Vorteile. Das sei sprichwörtlich eine Win-win-Situation, so Gleißberg. Die Stadt bekommt mehr Handlungsspielraum an der Festwiese, Tutima kann den Neubau neben seinem jetzigen Firmensitz errichten.

Im Rathaus geht man davon aus, dass Tutima sofort mit den Planungen beginnen und zeitnah einen Bauantrag einreichen wird. Mehrere Stadträte wünschen sich, dass die Pläne dann im Stadtrat vorgestellt werden. "Wenn es die Rahmenbedingungen hergeben und entsprechende Baufirmen gefunden werden können, kann mit dem Bau gegebenenfalls noch in diesem Jahr begonnen werden", so Gleißberg.

Parkplatz bei Tutima bleibt vorerst öffentlich

Bis zum Baubeginn kann auf der Fläche noch geparkt werden: Tutima habe zugesichert, dass der Parkplatz bis dahin öffentlich bleibt, so der Bürgermeister. Danach dürfte sich die Parksituation in der Unterstadt verschärfen. Auf Anregung mehrerer Stadträte soll sich die Stadt demnächst mit der Parksituation beschäftigen.

Mit der geplanten Erweiterung wird der traditionsreiche Uhrenhersteller Tutima nun noch präsenter. Die Geschichte der Glashütter Firma reicht bis in die 1920er-Jahre zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat aber der damalige Firmeninhaber Ernst Kurtz die Stadt verlassen. Nach einer Zwischenstation in Oberfranken gründete er 1951 einen Betrieb im niedersächsischen Ganderkesee. Fünf Jahre später übernahm Dieter Delecate das Geschäft. Seither gehört das Unternehmen seiner Familie.

2008 begann die Firma, einen Teil der Produktion nach Glashütte zu verlagern. Im Sommer 2011 meldet sich das Unternehmen mit einem Paukenschlag in Glashütte zurück. Die Firma stellte eine Uhr mit Minutenrepetition vor. Seither ist das Unternehmen gewachsen. Nach SZ-Informationen arbeiten die Mitarbeiter nicht nur im Betriebssitz am Busbahnhof, sondern auch in mehreren angemieteten Räumen im Stadtgebiet. Mit dem Neubau soll die Produktion an einem Standort konzentriert werden.