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Starautor Jaroslav Rudiš ist am Wochenende in Görlitz

Seinen Besuch 2021 konnte man nur online verfolgen. Jetzt aber ist der Schriftsteller live Gast beim Schlesischen Nachtlesen im Bahnhof.

Von Ines Eifler
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Jaroslav Rudiš war zuletzt 2021 bei den "Literaturtagen an der Neiße" zu Gast. Man konnte ihn per Videoschalte in der Benigna-Bar erleben. Jetzt liest er für Live-Publikum im Gleis 1 im Bahnhof.
Jaroslav Rudiš war zuletzt 2021 bei den "Literaturtagen an der Neiße" zu Gast. Man konnte ihn per Videoschalte in der Benigna-Bar erleben. Jetzt liest er für Live-Publikum im Gleis 1 im Bahnhof. © Screenshot: Martin Schneider

Wohl kaum ein Schriftsteller ist der Bahn so nah wie der tschechische Starautor Jaroslav Rudiš. Bekannt wurde der aus Turnov bei Liberec stammende Autor vor 20 Jahren mit seiner Graphic Novel "Alois Nebel", einer inzwischen verfilmten düsteren Geschichte um einen Bahnwärter im früheren Sudetenland, der die Schatten der Vergangenheit zwischen Krieg, Vertreibung und Diktatur nicht loswird.

Rudiš' "Himmel unter Berlin" spielte in der Berliner U-Bahn. In "Winterbergs letzte Reise" begab sich der Erzähler auf eine Tour durch Mitteleuropa und dessen jüngere Geschichte. 2021 erschien seine "Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen", dann "Zug um Zug durch Europa. Von Nachtzügen, Speisewagen und den schönsten Bahnhöfen".

Nach Auftritt ohne Publikum jetzt live in Görlitz

War Jaroslav Rudiš bei den Literaturtagen an der Neiße 2021 zuletzt unter Corona-Bedingungen zu Gast, hat die Kulturreferentin für Schlesien Agnieszka Bormann ihn nun erneut eingeladen: für einen Live-Auftritt beim Schlesischen Nachtlesen an diesem Sonnabend, 13. April. Denn der literarische Spaziergang, der im jährlichen Wechsel mit den Literaturtagen zu Lesungen einlädt, findet diesmal rund um den Bahnhof und teilweise in Zgorzelec statt.

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Jaroslav Rudiš liest am Sonnabend im Gleis 1 im Bahnhof aus seiner "Gebrauchsanweisung": Im Takt der Schienen geht es in die Schweiz, von Sizilien nach Lappland und in die (Vorkriegs-)Ukraine. Geschichten, die man auf so einer Reise erleben kann, hat Jaroslav Rudiš aufgeschrieben und verführt dazu, wieder mehr Bahn zu fahren.

Das Nachtlesen von der Innen- und Altstadt an den Bahnhof zu verlegen, hat nicht nur mit der Sonderausstellung des Schlesischen Museums "Niederschlesien im Aufbruch" zu tun, die sich mit Eisenbahn beschäftigt und am Sonntag endet. "Das Thema Bahn ermöglicht es auch, Literatur von weiter entfernten Orten einzubeziehen, zu denen man reisen kann", sagt Agnieszka Bormann.

Lesung im Glockenturm von St. Jakobus

So liest Markus Kurzweil, der Generalvikar des Katholischen Bistums Görlitz, aus Ota Filips "Himmelfahrt des Lojzek aus Schlesisch Ostrau", einem Roman über die Fußball- und die Eishockeymannschaft des F. C. Schlesisch Ostrau zwischen 1928 und 1945. Das tschechische Schlesien ist nur selten Thema – und auch um Fußball ging es beim Nachtlesen bisher noch nicht. Mit dieser Lesung öffnet sich das "Lapidarium" im Glockenturm der Kathedrale St. Jakobus erstmals für die Öffentlichkeit.

Weitere selten zugängliche Orte sind der ehemalige Bunker am Südausgang, wo Ordnungsamtsleiter Uwe Restetzki aus einem Jacob-Böhme-Roman liest. Im Bahnhof öffnet sich außer dem Gleis 1 auch die ehemalige "Materialausgabe" rechts vom Bio-Laden für Hans-Peter Struppe mit Hauptmanns "Bahnwärter Thiel". Über Landratsamt, Innolabs, Polizeirevier, Feuerwehr und die Waldorfschule geht es weiter bis zum Fotomuseum in der Löbauer Straße. Gelesen werden Krimis, historische Zeitungsberichte, Briefe, Biografien und Gedichte.

13. April, ab 15 Uhr. Tickets im Schlesischen Museum, Brüderstraße 8 (bis Sa, 17 Uhr), und im Gleis 1 im Bahnhof (Sa, 14.30-22 Uhr).