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Neißeampel für sichere Flusstouren

"Boats and friends" wollen mit der Ampel im Internet weitere Unfälle wie in diesem Jahr verhindern. Neißetours schließt sich an.

Von Daniela Pfeiffer
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Schauchbootpaddeln auf der Neiße - sieht ungefährlich aus, kann aber bei hohen Wasserständen ganz schnell in der Katastrophe enden, wie der Sommer gezeigt hat.
Schauchbootpaddeln auf der Neiße - sieht ungefährlich aus, kann aber bei hohen Wasserständen ganz schnell in der Katastrophe enden, wie der Sommer gezeigt hat. © nikolaischmidt.de

Stefan Menzel und Tino Kittner wollen auf Nummer sicher gehen. Die Geschäftsführer von „Boats and friends“ in Görlitz und Neißetours in Rothenburg wollen ihre Kunden, aber auch individuelle Bootsfahrer, besser aufklären und vor Gefahren warnen.

Hintergrund sind die tragischen Unglücke dieses Sommers - im Juli ertrank ein 34-Jähriger Kajakfahrer, der mit seiner Freundin allein unterwegs war, im August dann ein 62-Jähriger, der mit Freunden in einem der „Boats and friends“-Boote unterwegs war. Stefan Menzel, der den 62-Jährigen selber mit an Land gezogen hatte, möchte so etwas nicht noch einmal erleben. Die Behörden nahmen dennoch Ermittlungen auf, deren Ergebnisse noch nicht bekannt sind.

Das Neiße-Wehr nahe der Ortschaft Kozlice bei Zgorzelec. In diesem Bereich gab es diesen Sommer zwei tödliche Unglücke, zwei Männer starben. Es soll nun nicht mehr befahren werden.
Das Neiße-Wehr nahe der Ortschaft Kozlice bei Zgorzelec. In diesem Bereich gab es diesen Sommer zwei tödliche Unglücke, zwei Männer starben. Es soll nun nicht mehr befahren werden. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Zweifach seien die Passagiere der insgesamt zwei Boote belehrt worden, vor allem wie sie über das Wehr bei Deutsch Ossig am besten fahren - dort wo das zweite Boot dann doch stecken blieb, aber nicht kenterte, der 62-Jährige ausstieg, abtrieb und ertrank. Wegen des Wetters hatten „Boats and friends“ an jenem Wochenende alle Touren eigentlich abgesagt. Die Passagiere der beiden Boote wollten ihre Tour aber trotzdem antreten. „Hochwasser hatten wir keins, das meldete auch die Landestalsperrenverwaltung so", sagt Menzel.

Solche Meldungen würden Bootsfahrern aber natürlich suggerieren, dass alles okay ist und keine Gefahr besteht, sagt Menzel. Dennoch: Was die Behörden melden, seien die reinen Zahlen, keine Einschätzung der Lage vor Ort, wo es nun mal an unterschiedlichen Flussbreiten auch andere Durchflussmengen gebe. Das könnten die Bootstouren-Anbieter an der Neiße durchaus einschätzen. Menzel fährt die dritte Saison, Kittner schon seit vielen Jahren.

Neue Website klärt auf

Deshalb will Stefan Menzel in der nächsten Woche eine neue Website an den Start schicken, die seine Firma programmiert hat und die noch mehr Aufklärung und Warnung vor Gefahren bietet. Neisseampel.de wird sie heißen und mit der Seite des Landeshochwasserzentrums gekoppelt sein, auf der man die aktuellen Pegelstände von Sachsens Flüssen sehen kann.

Auch Neißetours wird auf diese Seite verlinken, sagt Tino Kittner. Beide Anbieter hatten angekündigt, sich künftig abstimmen zu wollen, ob bei fraglichen Wetterlagen gefahren werde oder nicht - damit man sich nicht gegenseitig Kunden wegschnappt, weil einer entscheidet zu fahren, der andere aber nicht. „Wir haben dazu zusammengesessen“, so Kittner.

Tino Kittner von Neißetours sagt, dass noch viel mehr Aufklärung nötig ist. Gerade private Fahrer müssen von den Gefahren des Flusses wissen.
Tino Kittner von Neißetours sagt, dass noch viel mehr Aufklärung nötig ist. Gerade private Fahrer müssen von den Gefahren des Flusses wissen. © André Schulze

Gefahren sind seit den Unglücken bereits wieder viele Menschen in den Neiße-Booten. Menzel und Kittner bestätigten beide, dass es keinen großen Abbruch, wohl aber viele Fragen der Kunden gab, was passiert ist und ob alles sicher sei. „Mit viel Aufklärung konnten wir das Vertrauen der Leute halten oder zurückgewinnen“, so Kittner. Dass noch mehr Aufklärung nötig sein wird, weiß er nur zu gut. „Erst vor wenigen Tagen habe ich selber Kanufahrer auf der Neiße gesehen - mit einem Kind, das keine Schwimmweste trug.“ Gerade solchen Privatfahrern muss aufgezeigt werden, wie gefährlich viel Wasser werden kann.

Je nach Wetterlage geht es bei beiden Unternehmen jetzt noch ein paar Wochen weiter, ehe die Saison endet. Stefan Menzel geht in der nächsten mit einer neuen Einstiegsstelle unterhalb des Deutsch Ossiger Wehrs an den Start. Das Wehr selber lässt er nicht mehr befahren. "Wir werden bei 'Boats and friends' natürlich weitermachen und das Geschäft auch ausbauen, aber unter strengeren, selbst auferlegten Bedingungen."