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Ein Saarländer ist in Görlitz "helfende Hand"

Das Klinikum Görlitz rief auf, das Pflegepersonal im Krankenhaus zu unterstützen. Daniel Wengerek ist einer von 15 Helfern - vielleicht bald auch mehr.

Von Gabriela Lachnit
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Daniel Wengerek ist Helfer im Städtischen Klinikum Görlitz. Vorerst bis März unterstützt er die Pflegekräfte auf der Intensivstation.
Daniel Wengerek ist Helfer im Städtischen Klinikum Görlitz. Vorerst bis März unterstützt er die Pflegekräfte auf der Intensivstation. © Martin Schneider

Daniel Wengerek ist einer von 15 Menschen, für die jetzt ganz neu das Städtische Klinikum Görlitz der Arbeitgeber ist. Der 32-Jährige hatte sich auf den Aufruf des Klinikums gemeldet, nachdem "helfende Hände" gesucht wurden. Seit einer Woche ist er so ein Helfer.

Es war Zufall, dass er von dem Aufruf des Klinikums erfuhr. Seine angehende Schwiegermutter hatte in der Sächsischen Zeitung gelesen, dass im Görlitzer Klinikum Personalnot herrsche. Mitarbeiter waren selbst erkrankt oder mussten in eine Corona-Quarantäne. Es fehlten Pflegekräfte.

Erfahrungen im FSJ gesammelt

Der Aufruf des Klinikums fiel nicht auf taube Ohren, "wir hatten sogar viel mehr Bewerbungen, als wir Helfer brauchen", erklärt Klinikums-Sprecherin Melanie Freiwerth. "Wir sind sehr dankbar, dass sich so viele Menschen gemeldet haben und helfen wollten."

Daniel Wengerek wurde ausgewählt als "helfende Hand". Dabei kam ihm unter anderem zugute, dass er gerade flexibel war, dass er helfen konnte und dass er bereits einige Erfahrungen mitbrachte. Dazu fällt es ihm nicht schwer, auf Menschen zuzugehen, er ist kontaktfreudig.

Der gebürtige Saarländer, der nach den Stationen Rheinland-Pfalz und Potsdam im Jahr 2020 der Liebe wegen nach Görlitz kam, absolvierte ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einem Krankenhaus in Trier, war bei der Feuerwehr aktiv und beim Technischen Hilfswerk. Eine Krankenpfleger-Ausbildung hat er aber nicht. Die letzte Zeit war er im Marketingbereich als Selbstständiger unterwegs.

Kapazitäten für die Fachkräfte schaffen

Doch nun hilft der 32-Jährige im Klinikum auf der Intensivstation, nachdem es die ersten drei, vier Tage eine intensive Einweisung und Schulung gab. Auch an den bevorstehenden Feiertagen wird er arbeiten. "Ich mache eigentlich alles, was sozusagen nebensächlich ist", erklärt er. Er hilft unter anderem, Patienten in ihren Krankenbetten neu zu lagern, er stellt Laborbestecke zusammen, füllt die Wäschewagen wieder auf, verteilt das Essen an die Patienten, unterstützt bei der Körperhygiene. "Das schafft Kapazitäten für die Pflegefachkräfte, die können sich dann besser um ihre Hauptarbeit kümmern und werden von Nebenarbeiten entlastet", erklärt der Neu-Görlitzer.

Manchmal bleibt bei seiner Arbeit, die in drei Schichten abläuft und auch Bereitschaftsdienst enthält, Zeit, um mit Patienten zu sprechen. Darüber sind die meisten froh, denn Besuch können sie derzeit nicht empfangen, wegen der Corona-Situation herrscht ein Besuchsverbot im Klinikum.

Klinikum Görlitz, hier der Eingang Girbigsdorfer Straße. Derzeit wird hier jedoch gebaut. Künftig soll hier wieder der Haupteingang sein.
Klinikum Görlitz, hier der Eingang Girbigsdorfer Straße. Derzeit wird hier jedoch gebaut. Künftig soll hier wieder der Haupteingang sein. © Archivfoto: Nikolai Schmidt

Als Helfer integriert und anerkannt

Für Daniel Wengerek ist die Hilfe im Görlitzer Klinikum ein "geiles Gefühl, wenn man etwas tun kann", wie er es ausdrückt. "Es ist einfach nur schön, wenn man den Patienten und den Kollegen auf der Station helfen kann." Dabei fühlt er sich sehr wohl, das Arbeitsklima sei sehr gut, sehr kollegial, "wie in einer großen Familie", sagt er. Und er könne viel lernen, obwohl er Basiswissen aus dem FSJ jetzt wieder hervorholt. Ausgenutzt, wie man es von Praktikanten hin und wieder gehört habe, fühle er sich absolut nicht, ganz im Gegenteil, er fühlt sich als Helfer integriert und anerkannt. Das könne er schon jetzt, nach wenigen Tagen, sagen.

In diesen wenigen Tagen machte er bereits eine Erfahrung, auf die jeder gern verzichten würde: Für einen älteren Patienten hatte sich der Lebenskreis geschlossen. Daniel Wengerek spendete den Angehörigen Trost. Offenbar hatte er die richtigen Worte gefunden, "denn die Angehörigen verließen das Krankenhaus sehr traurig, aber ohne Tränen in den Augen", erzählt der 32-Jährige.

Wird aus der helfenden Hand vielleicht sogar mehr?

Daniel Wengereks Vertrag als "helfende Hand" ist vorerst bis Mitte März befristet. Dann wird das Klinikum anhand der vorherrschenden Situation neu bewerten, ob die Helfer weiter gebraucht werden.

Für den 32-Jährigen, der zwar immer arbeitete, der aber keine Ausbildung in einem Beruf besitzt, ist es eine Option, am Klinikum Görlitz eine Krankenpfleger-Ausbildung zu absolvieren. Krankenpfleger - ja das könnte ein Beruf für ihn sein, meint er jetzt angesichts der Erfahrungen im Klinikum Görlitz, von dem er genauso begeistert ist wie von der Stadt. Im März 2022 startet die nächste Klasse. Darüber wird er in den kommenden Tagen nachdenken, sich auch mit seiner Freundin in Görlitz beraten. Die entsprechenden Flyer, die über eine solche Ausbildung detailliert Auskunft geben, die hat er jedenfalls schon einmal mitgenommen.