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App für Herzkranke hilft bei Nachsorge

Kardiologen des Görlitzer Klinikums setzen Defibrillatoren ein. Die ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung des Gesundheitszustandes per Smartphone.

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Kardiologin Dr. Christine Karbaum hat einem Patienten das neueste Modell eines Defibrillators implantiert.
Kardiologin Dr. Christine Karbaum hat einem Patienten das neueste Modell eines Defibrillators implantiert. © Klinikum Görlitz

Das Herzschrittmacher- und Defibrillator-Zentrum des Klinikums Görlitz erweitert sein Angebot mit einem neuen Implantat. Darüber informiert Klinikums-Sprecherin Katja Pietsch.

Bisher funktionierte eine telemedizinische Überwachung (Fernnachsorge) von Gesundheitszustand und Implantat ausschließlich durch eine Übertragung von Informationen des implantierten Gerätes über eine zusätzliche Box. Diese Box konnte sich beispielweise auf dem Nachttisch des Patienten befinden. Die Kommunikation erfolgte dabei automatisch über Bluetooth beziehungsweise über das Mobilfunknetz, welches die Daten des implantierten Gerätes an das Klinikum übermittelt.

102 Patienten werden mit der neuen Technik betreut

Jetzt hat Kardiologin Dr. Christine Karbaum einem Patienten das neueste Modell eines Defibrillators implantiert. Das kann die tägliche oder in Intervallen festgelegte Überwachung mit einer App auf dem Smartphone realisieren. Die Daten kommen im Klinikum auf dem Computer von Matthias Michael in der Medizinischen Klinik an.

„Wir betreuen derzeit 102 Patienten auf diese kabellose Weise. Vor allem für Patienten mit einem implantierten Defibrillator sind solche telemedizinischen Nachsorgen von großer Bedeutung, da es sich um schwer herzkranke Patienten handelt. Mit dem neuen Defibrillator und der App gelingt die kontinuierliche Überwachung dieser Patientengruppe zukünftig noch komfortabler“, sagt der gelernte Biomedizin-Ingenieur.

Im Team der Kardiologie werden dann die eingehenden Daten analysiert. Einen kurzen „Herzaussetzer“ muss der Betroffene beispielweise gar nicht spüren, aber die Daten zeigen es. Darüber hinaus rufen ihn die Patienten auch an, wenn sie das Gefühl haben, dass es ihnen nicht gut geht. Dann reicht ein kurzer Blick in den Computer, um die notwendigen Konsequenzen einzuleiten. Eine Früherkennung von solchen Herzrhythmusstörungen kann sogar Krankenhausaufenthalte ersparen, da schnell und effizient gehandelt werden kann. Das erfolgt in Absprache mit dem Hausarzt.

Herzschrittmacher „von der Stange“ gibt es dabei nicht

Trotz kabelloser Kontrolle sehen die Mediziner die Patienten wenigstens einmal im Jahr oder bei Bedarf auch öfter. Die Nachsorge ist ein wichtiger Aspekt der Arbeit der Klinikum-Kardiologen. Die Patienten haben so auch immer einen Ansprechpartner, wenn sie Fragen oder Sorgen mit ihrem Implantat haben. Den Herzschrittmacher oder Defibrillator „von der Stange“ gibt es dabei nicht. „Jeder Patient erhält ein individuell abgestimmtes Gerät“, so Kardiologin Dr. Karbaum.

Oft sei dabei viel mehr zu beachten als die reine Erkrankung des Herzens. Viele der Patienten leiden an weiteren Gefäßerkrankungen, zum Beispiel Durchblutungsstörungen der Beine oder des Herzens, Diabetischem Fuß sowie Verengung oder Erweiterung der Halsschlagader. All das sowie auch psycho-soziale Aspekte werden bei der Diagnostik und Therapie berücksichtigt. Hier profitieren die Betroffenen davon, dass im Städtischen Klinikum Görlitz mit 17 Fachkliniken und 13 Medizinischen Zentren – wie das Gefäßzentrum – alle Fachbereiche an einem Ort sind. So sei eine interdisziplinäre Versorgung auf hohem Niveau mit modernster medizintechnischer Ausstattung möglich, sagt Pietsch.

Das Herzschrittmacher- und Defibrillator-Zentrum des Klinikums besteht seit über 42 Jahren und betreut nach eigenen Angaben derzeit mehr als 1.000 Patienten aus Görlitz und Umland mit einem Herzschrittmacher oder Defibrillator. Seit 1979 wurden im Herzschrittmacherzentrum etwa 8.000 Schrittmacher und Defibrillatoren implantiert, über 2.000 gewechselt und jährlich rund 1.600 ambulante Schrittmacher kontrolliert. (SZ)