Aktuell ist einfach anderes wichtiger als Wahlkampf - zu Recht. An der Neiße scheinen sich die Coronazahlen zu stabilisieren, im Griff ist die Lage aber nicht. Dennoch, hinten runterfallen darf der Wahlkampf nicht - sondern muss den Blick über die Krise hinaus werfen.
Es ist davon auszugehen, dass der Wahlkampf dieses Jahr vielleicht kürzer ausfällt, auf jeden Fall anders. Ganz sicher wird er auch inhaltlich von der Coronakrise beeinflusst. Von der Frage, wie die Parteien mit der Krise umgehen, darauf haben die Verbände vor Ort weniger, im Kleinen aber doch Einfluss. Etwa bei der Frage, wie Fraktionsmitglieder des Stadtrates, wie Bürgermeister oder die Kandidaten sich in der Pandemie verhalten. Alleine dabei darf es aber nicht bleiben. Die Bundestagswahl, so fern sie in der jetzigen Lage scheint, muss auch einen Blick über die Krise hinaus bieten. Dabei haben die Parteien vor Ort und ihre Kandidaten großen Einfluss darauf, Ideen zu entwickeln, Themen zu setzen, die die Oberlausitzer betreffen. Der Wahlkampf muss zeigen, wie es weitergeht. Görlitz hat dabei viele Themen, auch viele Baustellen.
Auch formal wird die Coronakrise den Wahlkampf beeinflussen. Er wird sich stärker ins Internet verlagern, in die sozialen Medien. Einerseits ist das gar nicht schlecht. Mehr Präsenz im Netz, mehr Einfallsreichtum, ein stärkeres Zugehen auf jüngere Bevölkerungsgruppen. Das alles hat aber auch seine Tücken. Schon beim OB-Wahlkampf vor zwei Jahren in Görlitz hat sich gezeigt, wie heftig Debatten im Netz werden können, wie schnell Grenzen fallen, die von Angesicht zu Angesicht gelten. Seither hat sich die Lage im Netz nicht entspannt. Deshalb bleibt es auch hier bei der Eigenverantwortung - sachlich zu bleiben.