Panne bei Görlitzer Internet-Kampagne: Extremist zeigte Gesicht gegen Extremismus
Mit der Internet-Kampagne „Görlitz zeigt Gesicht“ spricht sich eine Gruppe engagierter, nicht parteilich organisierter Görlitzer Bürger für demokratische Werte aus. Seit knapp einer Woche ist die Webseite online. Gestartet ist sie mit rund 100 Erstunterzeichnern. Seitdem hat sich die Teilnehmerzahl mehr als verdoppelt, Stand Freitagmittag haben 250 Görlitzer auf der Webseite unter diesem Motto Fotos von ihren Gesichtern hochgeladen, um die Botschaft zu unterstützen. Die Veranstalter freuen sich über den großen Anklang.
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Ein Anlass für die Kampagne war laut den Initiatoren die Präsenz der vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuften „Montagsdemos“ im Görlitzer Stadtbild sowie die teils internationale Berichterstattung darüber. Angesichts dessen dürfte das Bild, das sich am Mittwochabend auf der Webseite bot, manchen verwundert haben. Denn ausgerechnet Frank Liske, einschlägig bekannter Organisator ebenjener Montagsdemos, grinste dort den Besuchern entgegen. Sein Name und sein Passbild waren laut den Projektverantwortlichen für vermutlich „zwei bis drei Stunden“ auf der Seite zu sehen. Mittlerweile ist das Bild gelöscht. Es sei ihm durchgerutscht, sagt Nicolas Boutin, einer der Initiatoren von „Görlitz zeigt Gesicht“, und bittet um Entschuldigung.
Liskes Gesicht habe er nicht gekannt, den Namen schon. Aber beim Freischalten der vielen Teilnehmer habe es „nicht genug geklingelt“, um diesen richtig zuzuordnen - das hätte so nicht sein sollen, erklärt er im Namen der Initiative: „Extremistische Positionen stimmen nicht mit unseren Werten überein. Menschen, die durch ihr öffentliches Wirken nachweislich nicht diese Werte teilen, wollen wir keine Plattform bieten. Das würde die Aktion und auch die Menschen, die dafür Gesicht zeigen wollen, diskreditieren.“ Um das zu verhindern, habe die Initiative ihr Freigabeverfahren optimiert. Ab sofort möchten die ehrenamtlichen Kampagnen-Macher die Fotos einmal täglich im Zuge einer Gruppenabstimmung freischalten. Sie hoffen, so einen Missbrauch der Plattform „weitestgehend unterbinden zu können.“ Wer dem Aufruf folge, bekenne sich zu kultureller Vielfalt, Toleranz und gegen Extremismus. Die Verantwortung, das in die Tat umzusetzen, bleibe bei jedem Teilnehmer selbst.