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Panne bei Görlitzer Internet-Kampagne: Extremist zeigte Gesicht gegen Extremismus

Bei einer Initiative für Demokratie mogelte sich kurzzeitig der stadtbekannte Montagsdemo-Veranstalter dazwischen. Die Macher wollen künftig schärfer kontrollieren.

Von Marc Hörcher
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Sechs von rund 250 Görlitzern, die bisher ihre Fotos hochgeladen haben: Gunter Oettel (von oben links im Uhrzeigersinn), Danilo Kuscher, Tessa Enright, Kristina Seifert, Christin Kretschmer und Nicolas Boutin
Sechs von rund 250 Görlitzern, die bisher ihre Fotos hochgeladen haben: Gunter Oettel (von oben links im Uhrzeigersinn), Danilo Kuscher, Tessa Enright, Kristina Seifert, Christin Kretschmer und Nicolas Boutin © Fotos: privat / goerlitz-zeigt-gesicht.de / Screenshot: SZ

Mit der Internet-Kampagne „Görlitz zeigt Gesicht“ spricht sich eine Gruppe engagierter, nicht parteilich organisierter Görlitzer Bürger für demokratische Werte aus. Seit knapp einer Woche ist die Webseite online. Gestartet ist sie mit rund 100 Erstunterzeichnern. Seitdem hat sich die Teilnehmerzahl mehr als verdoppelt, Stand Freitagmittag haben 250 Görlitzer auf der Webseite unter diesem Motto Fotos von ihren Gesichtern hochgeladen, um die Botschaft zu unterstützen. Die Veranstalter freuen sich über den großen Anklang.

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Ein Anlass für die Kampagne war laut den Initiatoren die Präsenz der vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuften „Montagsdemos“ im Görlitzer Stadtbild sowie die teils internationale Berichterstattung darüber. Angesichts dessen dürfte das Bild, das sich am Mittwochabend auf der Webseite bot, manchen verwundert haben. Denn ausgerechnet Frank Liske, einschlägig bekannter Organisator ebenjener Montagsdemos, grinste dort den Besuchern entgegen. Sein Name und sein Passbild waren laut den Projektverantwortlichen für vermutlich „zwei bis drei Stunden“ auf der Seite zu sehen. Mittlerweile ist das Bild gelöscht. Es sei ihm durchgerutscht, sagt Nicolas Boutin, einer der Initiatoren von „Görlitz zeigt Gesicht“, und bittet um Entschuldigung.

Unter die vielen Görlitzer Gesichter hatte sich am Mittwochabend auch jemand gemogelt, der nach Meinung der Initiatoren nicht zu den Werten der Kampagne passt: der Görlitzer Montagsdemo-Veranstalter Frank Liske (links, zweite Reihe von oben). Auch sein Name ...
Unter die vielen Görlitzer Gesichter hatte sich am Mittwochabend auch jemand gemogelt, der nach Meinung der Initiatoren nicht zu den Werten der Kampagne passt: der Görlitzer Montagsdemo-Veranstalter Frank Liske (links, zweite Reihe von oben). Auch sein Name ... © Fotos: privat / goerlitz-zeigt-gesicht.de / Screenshot: SZ
... war auf der Webseite zwischen den anderen Gesichtern zu lesen. Dass Liske nun seinen als extremistisch eingestuften Montagsdemos abschwört, ist wohl eher nicht zu erwarten. In der Darstellung seiner wöchentlichen Postplatz-Reden sind ohnehin die Montagsdemonstranten die Demokraten. Die Gegendemonstranten diffamiert er regelmäßig als Extremisten. Liske selbst stand in der Vergangenheit mehrfach vor Gericht, unter anderem wegen des Postens einer Holocaust-Karikatur bei Facebook.
... war auf der Webseite zwischen den anderen Gesichtern zu lesen. Dass Liske nun seinen als extremistisch eingestuften Montagsdemos abschwört, ist wohl eher nicht zu erwarten. In der Darstellung seiner wöchentlichen Postplatz-Reden sind ohnehin die Montagsdemonstranten die Demokraten. Die Gegendemonstranten diffamiert er regelmäßig als Extremisten. Liske selbst stand in der Vergangenheit mehrfach vor Gericht, unter anderem wegen des Postens einer Holocaust-Karikatur bei Facebook. © Fotos: privat / goerlitz-zeigt-gesicht.de / Screenshot: SZ

Liskes Gesicht habe er nicht gekannt, den Namen schon. Aber beim Freischalten der vielen Teilnehmer habe es „nicht genug geklingelt“, um diesen richtig zuzuordnen - das hätte so nicht sein sollen, erklärt er im Namen der Initiative: „Extremistische Positionen stimmen nicht mit unseren Werten überein. Menschen, die durch ihr öffentliches Wirken nachweislich nicht diese Werte teilen, wollen wir keine Plattform bieten. Das würde die Aktion und auch die Menschen, die dafür Gesicht zeigen wollen, diskreditieren.“ Um das zu verhindern, habe die Initiative ihr Freigabeverfahren optimiert. Ab sofort möchten die ehrenamtlichen Kampagnen-Macher die Fotos einmal täglich im Zuge einer Gruppenabstimmung freischalten. Sie hoffen, so einen Missbrauch der Plattform „weitestgehend unterbinden zu können.“ Wer dem Aufruf folge, bekenne sich zu kultureller Vielfalt, Toleranz und gegen Extremismus. Die Verantwortung, das in die Tat umzusetzen, bleibe bei jedem Teilnehmer selbst.

www.goerlitz-zeigt-gesicht.de