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Schwierige Finanzlage: Oberlausitzer Kulturraum fordert mehr Geld

Seit 30 Jahren gibt es die Kulturräume. Sie sind entscheidend für die Kultur auch in der Oberlausitz. Doch Sorgen trüben die Jubiläumsfeier.

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Das Haus Schminke in Löbau zählt zu den vier wichtigsten Wohnhäusern der Klassischen Moderne weltweit. Doch der Kulturraum tut sich schwer mit einer Förderung.
Das Haus Schminke in Löbau zählt zu den vier wichtigsten Wohnhäusern der Klassischen Moderne weltweit. Doch der Kulturraum tut sich schwer mit einer Förderung. © ronaldbonss.com

Von Irmela Hennig

Sachsen macht es nicht. Stattdessen wird die Oberlausitz feiern – und zwar den 30. Geburtstag des Sächsischen Kulturraumgesetzes. Das trat am 1. August 1994 in Kraft. Es ist ein wesentlicher Baustein, über den kulturelle Einrichtungen und Projekte im Freistaat finanziert werden. Den Verantwortlichen im Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien ist das eine Tagung wert. Sie findet bereits am 24. Mai in Görlitz statt.

Er ist der Vater des Kulturraumgesetzes in Sachsen und geht jetzt in den Ruhestand: der Görlitzer Professor Theodor Matthias Vogt.
Er ist der Vater des Kulturraumgesetzes in Sachsen und geht jetzt in den Ruhestand: der Görlitzer Professor Theodor Matthias Vogt. © Martin Schneider

Und zwar unter Mitwirkung von Professor Matthias Theodor Vogt, der als einer der Väter dieses Gesetzes gilt. Er verabschiede sich im Rahmen der Veranstaltung nach 27 Jahren von seiner Hochschultätigkeit, hieß es am Freitag auf der Aprilsitzung der Kulturraum-Mitglieder. In Vogts Festrede soll es um die Zukunft der Kulturräume in Sachsen gehen. Deren Entstehung geht auf das Gesetz zurück.

Landrat fordert mehr Geld für die Theater

Die Perspektive der Kulturräume steht zwar unter der aktuellen Landesregierung nicht grundsätzlich infrage. Eine Evaluierung, also Bewertung und Überprüfung des Gesetzes bis Ende 2025, ist vorgeschriebene Routine. Doch das Geld, das darüber vom Land an die acht Kulturräume in Sachsen fließt, reicht nicht mehr. Grund sind vor allem immer wieder steigende Löhne, aber auch Energie- und Sachkosten.

Viele Landräte und Bürgermeister fordern daher mehr Geld und eine Dynamisierung der Zuwendung, also eine quasi automatische Anpassung an steigende Kosten. Der Görlitzer Landrat Stephan Meyer, zugleich Vorsitzender des Kulturraums in der Oberlausitz, sieht das ähnlich. Und wünschte sich bei der Sitzung, dass temporäre Programme mit zusätzlichen Finanzspritzen wie beispielsweise für die Theaterfinanzierung regulär ins Kulturraumgesetz einfließen.

Meyer nannte den Kulturpakt, das ist die Mitfinanzierung steigender Personalausgaben bei Theater und Orchestern durch das Land, nicht konkret. Der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu, er ist Konventsmitglied, griff den Pakt aber konkret auf. Ihm sei wichtig, das mehr Geld fließe. Egal, wie das dann genannt werde. „Sachsenweit stoßen die Träger von Kultureinrichtungen an ihre Grenzen“, so Ursu. Drohende Zahlungsschwierigkeiten beim Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau habe man mit Unterstützung der Sparkasse Oberlausitz/Niederschlesien für 2023 und 2024 weitgehend abwenden können, so Stephan Meyer. Der Landkreis Görlitz ist Mitgesellschafter der Bühne und konnte seine Zuwendung nicht von sich aus erhöhen. Doch für die finanzielle Zukunft des Theaters gebe es noch keine Lösung. Allerdings erkenne man im Sächsischen Kulturministerium den Mehrbedarf in der Kultur generell an.

Immerhin – für das aktuelle Jahr konnte der Oberlausitzer Kulturkonvent noch einmal Geld für Projekte und Investitionen vergeben. Von Ersterem profitiert die Stiftung Haus Schminke in Löbau. Sie kümmert sich um die ehemalige Villa des einstigen Nudelfabrikanten Fritz Schminke. Das Gebäude zählt zu den vier wichtigsten Wohnhäusern der Klassischen Moderne weltweit.

Haus Schminke in Löbau bekommt nur Bildungsförderung

Die Stiftung hatte eine institutionelle Förderung beim Kulturraum beantragt, also eine Zuwendung für Personal- und Betriebskosten. „Das wurde abgelehnt“, so Kulturraumsekretärin Annemarie Franke. Die zuständige Facharbeitsgruppe sei nicht der Meinung, dass sich Haus Schminke zu einem überregional bedeutsamen Museum entwickeln sollte, so die Begründung. Aber da man die Bildungs- und Projektarbeit für wichtig halte, gebe es reichlich 27.500 Euro unter anderem für die Einrichtung von Sonderausstellungen in diesem Jahr.

Rund 149.000 Euro bewilligten die Konventsmitglieder zudem für Investitionen bei kulturellen Einrichtungen. Davon profitiert das Görlitzer Barockhaus mit 29.000 Euro. Das Geld ist für die technische Absicherung des Besucherbetriebs vorgesehen. Das Lessingmuseum Kamenz erhält knapp 11.000 Euro für LED-Beleuchtung, das Soziokulturzentrum „Hillersche Villa“ in Zittau 15.700 Euro unter anderem für neue Fenster. Auch Cunewalde bekommt eine Förderung. Dort werden schon seit einer Weile die Miniatur-Nachbauten von Umgebindehäusern in einem Umgebindepark restauriert. Das wird jetzt mit 21.000 Euro unterstützt. Überdies geht Geld an den Görlitzer Tierpark sowie die Kreismusik- und Kreisvolkshochschule Bautzen.

Auch dem Geld für 32 Projekte im Bereich „Kulturelle Bildung“ gab der Konvent seine Zustimmung. Reichlich 50.000 Euro fließen insgesamt. Bedacht wird zum Beispiel ein Tanzprojekt an der Grundschule Kirschau bei Bautzen, ein Zirkusprojekt in Zittau sowie eine Graffiti-Aktion in Rothenburg. Mit diesen nun unterstützten Angeboten erreiche man um die 1.200 Kinder, so Konventschef Stephan Meyer.