Als am Karfreitag Hunderte von Menschen nach der Andacht das Heilige Grab verließen, bekamen sie kleine grüne Zettel in die Hand gedrückt: Hier und in der Nikolaikirche würde in wenigen Wochen die Ausstellung "Arche Noah" von Peter Hecht zu sehen sein.
Der 1961 in Brandenburg an der Havel geborene Künstler gilt als einer der vielfältigsten deutschen Tierzeichner und -bildhauer. Seit dem Wochenende zeigt die Evangelische Kulturstiftung Görlitz nun zahlreiche seiner Werke: im Kustoshaus des Heiligen Grabes vorwiegend Tuschezeichnungen, in der Nikolaikirche Skulpturen und Plastiken aus Holz, Marmor, Speckstein, Ton und anderen Materialien.
"Arche Noah" in Görlitz
Auf Papier hat Peter Hecht Nashörner, Pinguine, Schildkröten, Eulen dargestellt, häufig mit nur einer Linie, fast ohne abzusetzen. Fische, Schlangen, Vögel verschmelzen mitunter zu Mischwesen, so als habe die Schöpfung in nur wenigen Momenten stattgefunden.
"Tierdarstellungen zwischen Ursprung und Bewahrung für die Zukunft" überschreibt Hecht seine Werke. In seiner Kunst versucht er, den Charakter eines Tieres durch Eigenart und Form des jeweiligen Materials zur Geltung zu bringen. Wie vertraut ihm Tiere sind, sieht man sowohl an den Zeichnungen, auf denen Affen schlafen, Löwen ruhen oder Stier und Reh miteinander träumen, als auch an den Figuren in der Nikolaikirche.
- Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.
Krokodile und Schlangen, zu denen sich Peter Hecht durch die Form des Holzes inspirieren ließ, ein Hai aus glattem grauen Stein, ein zusammengerolltes Rehkitz und andere Tiere mit samtigen oder polierten Oberflächen bevölkern die Kirche links und rechts einer langen Papierbahn voller bunter Gestalten auf dem Weg zur Arche. Auf den Boden hat der Künstler riesige Kreidezeichnungen gemalt, die wiederum an die Tuscheskizzen im Kustoshaus erinnern.
Vom Melker zum Künstler
Die meisten Tiere stammen von fernen Kontinenten. Seit seiner Kindheit wollte Peter Hecht nach Afrika reisen und wilde Tiere sehen. Erst nach der Wende konnte er sich diesen Traum erfüllen und schöpfte daraus. Er hatte zunächst in der Landwirtschaft als Melker gearbeitet, wurde später Erzieher und schließlich freiberuflicher Künstler, der sich auf seinen Reisen nach Amerika, Asien und Afrika inspirieren ließ.
Tierbeobachtungen gehörten für ihn immer dazu: "Die Tiere zeigen mir immer wieder, dass wir alle aus einem Pott sind", sagt er. In seiner Kunst wolle er ihre Ursprünglichkeit bewahren und deutlich machen: "Wir sind für die Tiere und ihr Überleben verantwortlich."
Ausstellung noch bis zum 3. September 2023 im Kustoshaus am Heiligen Grab (täglich 9 - 18 Uhr) und in der Nikolaikirche (täglich 10 - 17 Uhr).