Der Antrag wirkt ziemlich schwammig: Landrat Stephan Meyer soll beim Freistaat, beim Kultusministerium, auf eine Lehramts-Ausbildungsstätte im Kreis Görlitz hinwirken. Der Gedanke dahinter bewegt allerdings viele: Lehrermangel ist in der Oberlausitz an nahezu jeder Schule zu spüren. Um dem entgegenzuwirken, fordert die CDU/FDP-Fraktion im Görlitzer Kreistag eine Ausbildungsstätte für das Lehramt Oberschulen und Förderschulen im Kreis.
Ziel ist, diese in Kooperation mit der Hochschule Zittau-Görlitz zu errichten. Es soll um die zweite Ausbildungsphase gehen, die Referendariatszeit. "Wenn die Absolventen der Lehramtsstudiengänge die Möglichkeit erhalten, ihr zweites Staatsexamen in der Oberlausitz abzulegen, steigen die Chancen, dass sie sich für einen Berufsweg im ländlichen Raum entscheiden." Der Freistaat könne durch die gezielte Errichtung staatlicher Einrichtungen die Entwicklung von Regionen steuern.
Hoffnung auf Effekte wie in Chemnitz
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Landrat Stephan Meyer, selbst in der CDU, ist dafür: Lehrer-Ausbildung sei zwar Freistaat-Sache. "Ich bin aber nach wie vor davon überzeugt, dass wir diesen Klebeeffekt mit einer Ausbildungsstätte vor Ort hätten." Meyer bezog sich dabei auf Chemnitz, wo an der TU die Lehrer-Ausbildung im Grundschulbereich angeboten wird. "Das Thema Grundschullehrer ist dort deutlich entspannter."
Die AfD wollte den Antrag erweitern, die Ausbildung von Gymnasiallehrern mit einbeziehen. Das lehnte der Kreistag aber ab, in erster Linie wegen der geringen Chancen auf Verwirklichung. Und an den Förder- und Oberschulen würden die stärksten Engpässe herrschen.
Wie realistisch ist die Idee?
Doch auch dazu gibt es Skepsis, etwa von der Fraktion der Freien Wähler. In dem Antrag gehe es um eine Sache, "die wir selbst nicht entscheiden können", so Thomas Zenker, Oberbürgermeister von Zittau. Sachsens Kultusminister Christian Piwarz habe erst im September in Löbau zu dem Thema Stellung genommen.
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Während eine solche Lehrerbildung für den Grundschulbereich in Löbau bereits geschehe, sei das für den Bereich der Oberschulen und Gymnasien kaum praktikabel, hatte Piwarz bei einer Gesprächsrunde geschildert.
Die Hochschule, so Zenker, sei bereit, eine Lehrerausbildung zu unterstützen. Schwierig bleibe aber: "Wenn keine Mittel vorhanden sind, haben wir das erste Problem." Zweitens verwies er auf die Zeit, "bis wir ein Instrument haben, das greift. Mit dem aktuellen Minister, der nicht will, mit dem Geld, das nicht vorhanden ist, tue ich mich ein bisschen schwer mit dem Antrag."
Kritik aus Görlitz: Zu spät, zu unausgereift
Auch Mirko Schultze von der Linken in Görlitz hat mit dem Vorhaben an sich kein Problem. Nur komme es zu spät. Im neuen sächsischen Haushalt seien keine Mittel für eine solche Ausbildungsstätte enthalten. Die nächste Chance wäre dann 2026. Letztlich stimmten die Kreisräte mit 52 Ja-, zwei Nein-Stimmen und sieben Enthaltungen für den Antrag.
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Eine Gegenstimme kam vom Görlitzer Kreisrat Michael Wieler von den Freien Wählern: Nicht ausgereift sei der Antrag, "und auch nicht glaubwürdig. Ich finde, es ist ein sehr schmaler Grat, gegenüber der Öffentlichkeit solche Signale zu setzen." Das Anliegen an sich unterstütze er, aber damit ein solcher Antrag belastbar ist, hätte es mehr sachliche Untersetzung, Vorarbeiten gebraucht, wie die Ausbildungsstätte verwirklicht werden könne. Der Vorschlag jetzt wirke vielleicht kurzfristig - man überlegt sich etwas gegen ein Problem, das viele umtreibt. Aber wenn man es nicht einlösen kann, bestehe die Gefahr, unglaubwürdig zu erscheinen.