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Corona: Auftragsboom bei Sicherheitsdiensten

Nach jeder verschärften Regel gibt es neue Anfragen. Die sind kaum zu bewältigen. Deshalb suchen Firmen in Görlitz und Zittau Personal. Doch der Markt ist leergefegt.

Von Frank-Uwe Michel
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Stephan Stolle (links) von der Sicherheitsfirma GRS Görlitzer Service GmbH überprüft vor einem Baumarkt den Corona-Impfstatus bei Kunden. Für das Bild bei seinem Kollegen Lucas Schmidt.
Stephan Stolle (links) von der Sicherheitsfirma GRS Görlitzer Service GmbH überprüft vor einem Baumarkt den Corona-Impfstatus bei Kunden. Für das Bild bei seinem Kollegen Lucas Schmidt. © Martin Schneider

In jüngster Zeit schaut Marko Broda ganz genau, was die Nachrichten über die Corona-Krise berichten. Denn was Bund und Länder beschließen, hat auch Auswirkungen auf sein Geschäft. Nicht dass er und seine Mitarbeiter unmittelbar etwas mit Impfen, Hygieneregeln, 2G und 3G zu tun hätten. Sie werden vielmehr deshalb engagiert, damit diese Vorschriften auch eingehalten werden. Broda ist einer der Chefs der GRS Görlitzer Service GmbH - einem der wenigen Sicherheitsdienstleister in der Region.

"Vor vier, fünf Wochen hat sich noch keiner daran gestört, dass Corona-Regeln auch eingehalten und kontrolliert werden müssen", erzählt der Prokurist der Görlitzer Firma. Doch innerhalb von drei Tagen habe sich dann alles überschlagen. "Als die Lage dramatisch wurde und in Sachsen die ersten Verschärfungen in Kraft traten, stand bei uns das Telefon nicht mehr still."

Nicht alle Anfragen können angenommen werden

Seitdem ist der Aufwand, möglichst alle eingehenden Aufträge abzuarbeiten, extrem gestiegen. Broda teilt seine rund 30 Mitarbeiter entsprechend ein. Doch das klappt nicht immer. "Vor drei oder vier Jahren war das noch ganz anders. Aber die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen hat derart angezogen, dass wir manches schon absagen mussten." Dabei werde in der Regel nach Dringlichkeit und Regionalität entschieden. Vor allem Kontrollen in Baumärkten und im Einzelhandel sowie die Absicherung von Impfterminen gehören inzwischen zum festen Programm. "Teilweise haben wir Anfragen bis aus Hoyerswerda oder Dresden. Das zeigt uns: Alle Sicherheitsunternehmen arbeiten am Limit. Wir konzentrieren uns aber auf den Landkreis Görlitz. Damit sind wir momentan vollkommen ausgelastet."

Laut Broda bringe es nichts, das Unternehmen jetzt "hochzupuschen". Denn: "Wir wissen ja nicht, was in zwei, drei Monaten ist." Generell sei es schwierig, vernünftig zu planen, "weil die Lage morgen schon wieder ganz anders aussehen kann und dann vielleicht neue Einsatzstellen zu beackern sind." Überdies dürfe er die eigenen Beschäftigten nicht überlasten. "Ich muss den Leuten auch mal eine Pause gönnen." Von außerhalb ist da kaum Hilfe zu erwarten, denn der Markt für Sicherheitsleute ist leergefegt. Da helfen weder Kontakte zur Arbeitsagentur, noch Zeitungsanzeigen oder Informationen in den sozialen Netzwerken.

Security-Firmen jammern auf hohem Niveau

Während die Kontrolle der Corona-Regeln für einen regelrechten Auftragsboom gesorgt hat, ist im Gegenzug auch manches weggebrochen. "Wir waren zum Beispiel bei Konzerten am Bärwalder See, bei Veranstaltungen rund um Görlitz, bei Dorffesten und auf Weihnachtsmärkten. Das gibt es alles momentan nicht mehr." Nur der Sicherheitsdienst an der Eisbahn in Görlitz sei aktuell davon noch übrig geblieben. So richtig böse darüber sein kann Marko Broda aber nicht: "Klar - vieles, was vorgeplant wurde, war umsonst. Wenn ich aber die Veranstalter dagegenstelle, die uns beauftragen wollten, jammern wir eigentlich auf hohem Niveau."

Die Auswirkungen der Corona-Krise haben auch beim H.S.D. Holdinghausen Sicherheitsdienst zu vermehrten Nachfragen geführt. Zugangskontrollen bei Arbeitsämtern und Krankenkassen gehören jetzt ebenso zum Auftragsspektrum der Zittauer Firma von Jens Holdinghausen wie Kontrollen auf Einhaltung von 2G und 3G. Manche Aufträge absagen zu müssen, tue zwar weh. "Aber es hilft nichts: Die Situation bei uns ist wie überall. Es gibt einfach nicht genügend geeignetes Personal." Und ohne das läuft es eben auch in der Sicherheitsbranche nicht.

Personal wird geschult und fortgebildet

Wobei die Zeiten längst vorbei sind, dass sich hier jeder melden konnte. "Ohne Ausbildung läuft bei uns nichts mehr." Gefordert würden neben einer Sachkundeprüfung auch Schulungen und ein einwandfreies Führungszeugnis. "Natürlich gehört auch die Fähigkeit zum Umgang mit technischen Hilfsmitteln und ein Feeling für Menschen dazu", erklärt Holdinghausen.

Vor den Corona-Kontroll-Einsätzen werden die Mitarbeiter zudem umfangreich eingewiesen. Und geschützt. "Natürlich tragen meine Leute eine Maske. Außerdem ist jeder geimpft, genesen oder getestet." In so einem sensiblen Umfeld müsse man als Vorbild agieren. "Wenn wir seriös unsere Aufgaben erfüllen, bleiben Folgeaufträge oft nicht aus."