Was vom Homeoffice geblieben ist

Homeoffice: Auch in den SZ-Redaktionen Görlitz und Niesky ist das noch immer ein Thema. Redakteurin Carla Mattern etwa arbeitet seit Ende vorigen Jahres im heimischen Horka und spart sich so die tägliche Pendelei nach Görlitz. „Gerade wegen der häufigen Baustellen auf der Strecke oder dem nervigen Tunnel-Umleitungsverkehr über die B 115 starte ich so entspannter in den Arbeitstag“, sagt sie. Tagsüber ist sie per Telefon und Internet mit den Kollegen verbunden: „Dadurch funktioniert das mobile Arbeiten für mich sehr gut.“
Obwohl die Corona-Inzidenz im Landkreis Görlitz gerade im Keller ist und somit niemand mehr von zu Hause aus arbeiten muss, hat sich das Modell für manche Menschen durchgesetzt. Hat das Vor- oder Nachteile? Die SZ hat sich umgehört.
„Insgesamt können etwa 900 Mitarbeiter der Landkreisverwaltung vom Homeoffice Gebrauch machen“, sagt Sprecherin Julia Bjar. In Höchstzeiten während der Corona-Pandemie sei das auch von allen genutzt worden. Unabhängig von den Erleichterungen während der Pandemie habe der Landkreis generell die Möglichkeit der Telearbeit (Hauptarbeitsort ist zu Hause) sowie der mobilen Arbeit (Hauptarbeitsort ist das Büro, aber es besteht die Möglichkeit, tageweise von zu Hause aus zu arbeiten) eingeführt. Gegenwärtig nutzen 181 Mitarbeiter das Angebot der Telearbeit, sagt Julia Bjar: „Aufgrund der Erfahrungen während der Pandemie wird sich diese Zahl in absehbarer Zeit noch weiter deutlich erhöhen.“
Ob es im Görlitzer Rathaus ähnlich ist, lässt sich nicht in Erfahrung bringen. Im zuständigen Amt sei erst nächste Woche wieder jemand da, der Auskunft geben könne, sagt Sprecherin Sylvia Otto.
Homeoffice nur montags und freitags
Anders im Nieskyer Rathaus. „Von 33 Verwaltungsmitarbeitern haben 13 die Homeoffice-Möglichkeit während der Zeit der Corona-Bundes-Notbremse regelmäßig genutzt“, sagt Jeannette Tunsch, Sachgebietsleiterin Personal- und Hauptverwaltung. Sechs Mitarbeiter nutzen es aktuell noch, davon vier regelmäßig. Möglich sei das aber nur noch an den Nicht-Sprechtagen – also montags und freitags – da das Arbeiten in einer Stadtverwaltung vom Grundsatz her so verstanden werde, in Präsenz für den Bürger ansprechbar zu sein. Doch so, wie es ist, gibt es keine Nachteile, erklärt Jeannette Tunsch: „Es sind durch das Arbeiten im Homeoffice weder große Probleme wegen Erreichbarkeit, noch wegen der Bearbeitungsdauer aufgetreten.“
Generelles Homeoffice sei aber nicht möglich – zum einen, weil jeder Mitarbeiter auch Bürgerkontakt hat, zum anderen, weil noch nicht alle Akten digitalisiert sind. „Wir sind aber gerade dabei, ein Dokumentenmanagementsystem aufzubauen“, erklärt die Sachgebietsleiterin.
Auch im Görlitzer Senckenberg-Museum bleibt Homeoffice ein Thema, sagt Sprecher Christian Düker: „Alle Mitarbeiter, bei denen es der Arbeitsinhalt zulässt, dürfen maximal 40 Prozent der Zeit im Homeoffice verbringen.“ Etwa zehn Kollegen würden das noch immer nutzen, sagt er. Es könne durchaus Vorteile haben – zum Beispiel, wenn man zu Hause mehr Ruhe hat, Anträge zu schreiben oder eine Ausstellungskonzeption zu erarbeiten. Aber mehr als 40 Prozent Homeoffice sind nicht vorgesehen: „Wir arbeiten in Teams und brauchen den persönlichen Austausch.“ Der sei durch nichts zu ersetzen.
Homeoffice, weil die Büros nicht reichen
Beim Forschungsinstitut Casus am Görlitzer Untermarkt ist Homeoffice aktuell das Gebot der Stunde – allerdings nicht mehr wegen Corona, sondern weil das Gebäude am Untermarkt schlichtweg zu klein geworden ist. Dort stehen maximal 35 Arbeitsplätze zur Verfügung, Casus hat aber inzwischen 60 Mitarbeiter und will möglichst bald in größere Räume umziehen. „Wir forschen daran, wie Digitalisierung die Wissenschaft voranbringen kann“, sagt Gründungsbeauftragter Michael Bussmann: „Dass wir hier optimale Möglichkeiten haben, im Homeoffice zu arbeiten und uns virtuell auszutauschen, versteht sich da fast von selbst.“ Bei der Qualität der Arbeit sehe er definitiv keinen Unterschied zur Zeit vor der Pandemie. Allerdings vermisse er den spontanen Austausch zwischen den Teams.
Kein großes Thema ist Homeoffice hingegen am Gerhart-Hauptmann-Theater. „80 oder mehr Prozent unserer Mitarbeiter können kein Homeoffice machen, weil es die Arbeitstätigkeit gar nicht zulässt“, sagt Philipp Bormann vom Theater. Bei den Verwaltungsmitarbeitern, bei denen es noch am Ehesten geht, versuche das Theater aber, bei Bedarf Möglichkeiten zu eröffnen. Im Moment sind aber ohnehin Theaterferien. „Die Frage, wie wir es künftig ermöglichen können, wird bei uns auf jeden Fall ein Thema sein“, so Philipp Bormann.