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Wie viele Corona-Tests werden im Kreis Görlitz gemacht?

Das fragen sich viele Menschen. Doch die Antwort ist verblüffend angesichts einer Pandemie.

Von Sebastian Beutler
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Tests gelten als eine der wichtigsten Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie.
Tests gelten als eine der wichtigsten Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. © Robert Michael/dpa

Täglich meldet das Kreis-Gesundheitsamt für den Landkreis Görlitz und das Robert-Koch-Institut in Berlin für das gesamte Land die Zahl der Neuinfektionen. 2.639 waren es deutschlandweit am Montag, so viel wie seit Ende April nicht mehr.  

Das Görlitzer Gesundheitsamt teilte am Mittwochmittag mit, dass sich acht weitere Personen im Landkreis mit dem Coronavirus infiziert haben. Bei zwei Frauen und einem Mann aus Görlitz wurde das Virus festgestellt, eine weitere war Kontaktpersonen zu einem anderen Fall. Zwei Frauen und ein Mann aus Zittau sowie eine Frau aus Großschönau sind ebenfalls neuinfiziert. Da vier Personen ihre Infektion überstanden haben, steigt die Zahl der infizierten Personen um vier auf 44.  

Insgesamt sank die sogenannte Inzidenz auf 5,9 Fälle pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen. Zum Vergleich: Im Landkreis Bautzen lag diese Kennziffer bei  zwölf. Der kritische Grenzwert liegt deutschlandweit bei 50 Fällen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen.

Sieben-Tage-Inzidienz ist das entscheidende Kriterium

Die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin haben diese Sieben-Tage-Inzidienz zum wichtigsten Maßstab bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie erklärt. Dabei waren zuvor noch andere Kriterien im Gespräch. Beispielsweise die  Beanspruchung des Gesundheitswesens. Im Landkreis Görlitz werden momentan zwei Personen stationär behandelt, eine davon auf einer Intensivstation. Das stellt das Gesundheitswesen noch  vor keine großen Probleme. Ein anderes Kriterium war die Frage, ob die Gesundheitsämter noch alle Infektionsketten nachvollziehen und so frühzeitig die Weitergabe des Virus unterbinden können. Auch da ist bei den derzeit täglich gemeldeten Neuinfektionen noch kein Problem zu erkennen.

Schließlich galt auch die Zahl der Tests und der Anteil der positiven Nachweise als ein geeignetes Kriterium, um die Dynamik der Pandemie zu erklären und frühzeitig auf Veränderungen der Lage zu reagieren. Dahinter stand auch die Überlegung: Wo viel getestet wird, da werden auch tendenziell mehr Corona-Infektionen gefunden. Insofern, so heißt es auch dieser Tage von den Behörden, könne man die gegenwärtige Zahl der Infektionen nicht mit denen von März/April vergleichen, als viel weniger getestet wurde. Entscheidend für die Dynamik wäre also das Verhältnis zwischen Zahl aller Tests und derjenigen eines positiven Nachweises - die sogenannte Positivrate.

Die Zahl der Tests im Kreis wird nirgends erfasst

Doch wieviel tatsächlich im Landkreis Görlitz oder in einem anderen deutschen Landkreis getestet wird, darüber gibt es keine Daten. Weder beim Kreis, noch beim Sozialministerium, noch beim Robert-Koch-Institut, ergaben SZ-Recherchen. 

Dem Landkreis Görlitz liegen nur die Zahlen aller Tests vor, die er selbst in Auftrag gibt, zumeist geht es dabei um Kontaktpersonen. Daneben testen auch Haus- und Kinderärzte. Die Zahl dieser Tests dürfte weitaus höher liegen als beim Kreis. Aber ihre Zahl ist unbekannt, denn es gibt keine Meldepflicht beim Kreis und auch keine gegenüber dem Robert-Koch-Institut.  Auch die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen kann keine Auskunft geben, erst seit 1. Oktober können die niedergelassenen Ärzte einen Corona-Test mit einer separaten Abrechnungsnummer versehen. Eine Sprecherin kündigte an, dass frühestens Ende Januar Daten für das vierte Quartal 2020 auf Landkreisebene vorliegen könnten. 

Meldepflicht gibt es, aber sie ruht derzeit

Zwar enthält das Infektionsschutzgesetz mittlerweile  eine nicht-namentliche Meldepflicht von Untersuchungsergebnissen auf Coronaviren an das Robert-Koch-Institut. Demnach müssten die Labore ihre Corona-Testergebnisse an das RKI melden. "Diese Meldepflicht kann jedoch aufgrund der großen Anzahl von Untersuchungen und zugehörigen Meldungen nur dann umfassend umgesetzt werden, wenn die entsprechenden Meldungen elektronisch erfolgen", heißt es von der Berliner Einrichtung. An diesem elektronischen Übertragungssystem wird zwar emsig gearbeitet, aber es steht noch nicht zur Verfügung. Daher ruht die Meldepflicht.

So behilft sich das Robert-Koch-Institut im Moment mit der freiwilligen Meldung von derzeit 252 Laboren in Deutschland. Deren Ergebnisse werden jeweils Mittwoch im RKI-Bericht zitiert. In Deutschland gibt es aber schätzungsweise mehr als 300 Labore, die Corona-Tests auswerten. Genaue Zahlen liegen selbst dem RKI nicht vor. 

Und auch das Sozialministerium in Dresden kann keine Angaben über Tests in den Landkreisen machen. Dem Ministerium lägen nur die Zahlen der Landesuntersuchungsanstalt Sachsen vor. Weil an keiner Stelle die Tests in einem Landkreis erfasst werden, konnten sie nicht als Kriterium zur Beurteilung der Pandemie herangezogen  werden, sondern eben die Sieben-Tage-Inzidienz. 

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