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Reichenbach: Mehr Schüler melden sich in der Oberschule an

Die Stadt Reichenbach und die Gemeinde Markersdorf setzen sehr unterschiedliche Akzente bei ihren Neujahrsempfängen. Doch eines eint sie.

Von Constanze Junghanß
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Reichenbachs Vizebürgermeister Lutz Steglich ist seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlich in der Kommunalpolitik tätig. Jetzt zeichnete ihn Bürgermeisterin Carina Dittrich aus.
Reichenbachs Vizebürgermeister Lutz Steglich ist seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlich in der Kommunalpolitik tätig. Jetzt zeichnete ihn Bürgermeisterin Carina Dittrich aus. © Constanze Junghanß

Für Carina Dittrich ist es am Sonntag ein emotionaler Moment, als sie beim Neujahrsempfang die Zahl 3,77 Millionen Euro vor den rund 100 Besuchern im Via-Regia-Haus verkündet. Reichenbach ist auf dem besten Weg, diese Summe zur Entschuldung der Stadt vom Freistaat zeitnah zu bekommen. „Wir können jetzt den Entschuldungsantrag stellen“, sagte die Bürgermeisterin.

Das war ein langer und zäher Weg bis dahin, machte sie deutlich. Und noch eine gute Nachricht wurde vermeldet. Ende des Vorjahres und wenige Tage vor Weihnachten warben die Rathausspitze und weitere Akteure in Dresden bei Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) für die geplante „Energiefabrik“ in der Kleinstadt. Im ehemaligen Ringhotel soll dieses Projekt entstehen. Die Stadt erhofft sich dafür Mittel aus dem Kohlegeld-Topf.

Seit zwei Jahren bemüht sich Reichenbach mit hohem Aufwand darum. Die Chancen, dass es endlich vorwärtsgeht, sind größer geworden. Und noch ein Lichtblick, der die Schulen betrifft: Zwar reichte das Geld vom Freistaat für die Schulsozialarbeit nicht für alle Schulen im Kreisgebiet, die Reichenbacher Grundschule fiel aus der Förderung raus. Dafür hat die Grundschule jetzt mit der bisherigen Sozialarbeiterin eine Schulassistentin. Die Oberschule habe mittlerweile einen so guten Ruf, dass eine neue Klasse aufgemacht werden könnte, wie Carina Dittrich sagte.

Bei der Neujahrsansprache stellte die Bürgermeisterin auch Schwierigkeiten heraus, sagte, dass die Anonymität im ländlichen Raum zugenommen habe, dass es „ein Schlag ins Gesicht“ gewesen sei, als der Stadtverwaltung „diktatorisches Verhalten“ vorgeworfen wurde. So war das vor einigen Wochen auf einer Unterschriftenliste der Zoblitzer zu lesen, die sich gegen eine Abschaffung ihres Ortschaftsrates aus Kostengründen aussprachen. Das Thema ist vom Tisch, der Ortschaftsrat bleibt. Dittrich warb um eine gemeinsame Zukunft mit Vierkirchen und Königshain in der Verwaltungsgemeinschaft (VG). Vierkirchen zeigt Ambitionen, sich von der VG abzuwenden und mit Waldhufen zusammenzugehen. Die Einwohner werden dazu befragt, voraussichtlich zur Kommunalwahl im Juni.

„Regt euch nicht so auf. Das ist schlecht für die Gesundheit.“ Die Sätze gehörten zum Puppentheaterstück vom „Wolf im Nachthemd“, das Zweitklässler der Grundschule für den Neujahrsempfang einstudiert hatten. Die Kinder bekamen von den Gästen, Landrat Stephan Meyer und Ministerpräsident Michael Kretschmer, viel Beifall. Bis zum Ende der Veranstaltung blieben die CDU-Politiker nicht, die Zeit war knapp. Sie sprachen bei der Demo auf dem Görlitzer Marienplatz, deren Teilnehmer ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzten. Zuvor versicherten beide Politiker der Stadt Reichenbach ihre Unterstützung. „Wenn wir was tun können, werden wir immer helfen“, sagte der Ministerpräsident.

Schon zwei Tage vorher hatte Markersdorf zu seinem Neujahrsempfang geladen. Die Berliner Ampelregierung bekam da ihr Fett weg. Silvio Renger, Bürgermeister der 3.900 Einwohner zählenden Großgemeinde Markersdorf, nahm bei seiner Neujahrsrede kein Blatt vor den Mund, sprach vom Fachkräftemangel – der ganz besonders in der Bundesregierung zu bemerken sei, stellte sich hinter die Bauernproteste und stellte gleichfalls der Regierung kein gutes Zeugnis aus. Später sagte Renger die Sätze: „Wir ernten und säen zusammen. Was Markersdorfer können, können nur Markersdorfer.“ Bei den 360 Gästen in der Turnhalle kam das gut an.

In Markersdorf wurden die Ortsvorsteher auf die Bühne geholt. Für ihr jahrelanges Engagement wurden sie ausgezeichnet. Ministerpräsident Michael Kretschmer gratulierte.
In Markersdorf wurden die Ortsvorsteher auf die Bühne geholt. Für ihr jahrelanges Engagement wurden sie ausgezeichnet. Ministerpräsident Michael Kretschmer gratulierte. © Constanze Junghanß

Silvio Renger zählte auf: Den besten Jungfacharbeiter sachsenweit stellt ein Unternehmen aus dem Ort, ein Kinderrat in den Dörfern wurde initiiert, ein neuer Verein in Pfaffendorf auf die Beine gestellt, vier weitere Firmen sind in Markersdorf dazugekommen. Die Liste, die der Bürgermeister verkündete, ist noch viel länger gewesen.

Markersdorf vor den Toren von Görlitz steht nicht nur wegen seiner Gewerbegebiete gut da, sondern weil der viel beschworene Zusammenhalt der Menschen nicht als leere Worthülse im Raum schwebt. Der wird gelebt. Dem zollte der Ministerpräsident Respekt, benannte in seiner Rede unter anderem die wohl sachsenweit einmalige Spendenaktion der Friedersdorfer für ihr neues Sportlerheim. Mehr als 250.000 Euro kamen da zusammen.

Wie sehr die Markersdorfer mit ihrer Gemeinde verbunden sind, machte Silvio Renger noch an einem anderen Beispiel deutlich. 25.000 Euro bekam die Gemeinde kürzlich von einem anonymen Spender zur freien Verfügung. Die Ortschaftsräte sollen nun eine Liste erstellen, wofür das Geld verwendet werden kann.

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Ein Neujahrsempfang wie in Markersdorf, gibt es nach Ansicht von Rolf Domke „im ganzen Görlitzer Umland so kein zweites Mal“. Domke ist Sprecher des einladenden Unternehmerverbandes, in dem sich 40 einheimische Betriebe engagieren. Für alle Gäste gab es Gulasch, zubereitet von Katrin Langes Schulküche aus dem Ort und nach Rezepturen der polnischen, tschechischen und deutschen Partnergemeinden. Die Schülerband des Joliot-Curie-Gymnasiums spielte live. Der Neujahrsempfang in Markersdorf: Eine große Partie. Und als dann zum Schluss auch noch alle sechs Ortsvorsteher auf die Bühne geholt und vom Bürgermeister sowie dem Ministerpräsidenten für ihr Engagement geehrt wurden, gab es für diese bisher einmalige Aktion großen Zuspruch.

Bei den Neujahrsempfängen ausgezeichnet wurden: Helmut Lange, Holtendorf; Helmut Zaunick, Jauernick-Buschbach; Constance Rudolph, Deutsch Paulsdorf; Wolfgang Hübner, Friedersdorf; Christine Sommer, Gersdorf; Carola Menzel, Pfaffendorf; Lutz Steglich, Reichenbach, Monika und Harry Zeuge, Meuselwitz; Waltraud und Hans Fischer, Reichenbach.