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Was Unternehmern Sorgen macht

Rohstoffe und Material sind knapp, es gibt Lieferengpässe, die Preise steigen. Das spüren auch Firmenchefs zwischen Görlitz und Niesky.

Von Gabriela Lachnit
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Arnd Melzer arbeitet bei Augusta-Druck in Görlitz an der Schneidemaschine. In den Regalen stapeln sich die verschiedensten Papierarten für unterschiedlichste Druckaufträge.
Arnd Melzer arbeitet bei Augusta-Druck in Görlitz an der Schneidemaschine. In den Regalen stapeln sich die verschiedensten Papierarten für unterschiedlichste Druckaufträge. © Martin Schneider

Rainer Niemann hat sich bevorratet - mit Druckpapier. Der Inhaber von Augusta-Druck in Görlitz weiß: Der Rohstoff Holz ist knapp, und aus dem wird Papier hergestellt.

War es bis vor einiger Zeit noch möglich, beim Großhandel Papier zu bestellen, das schon am nächsten Tag geliefert wurde, sind es jetzt oft bis zu drei oder mehr Tage, bevor die Lieferung eintrifft. "Aber ich weiß, wie viel Papier ich in etwa benötige und habe mich mit den wichtigsten Papieren bevorratet", sagt er. Aufträge ablehnen musste er bislang noch nicht.

Rohstoffe sind im Jahr 2021 knapp wie nie. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Das führt zu längeren Lieferzeiten, Materialengpässen und schließlich auch zu steigenden Preisen für Produzenten und Verbraucher. Die Ursachen liegen in der Corona-Pandemie. Aber es gibt auch andere Gründe. Wegen Corona fielen Arbeitskräfte aus und nun verändern Hygienebestimmungen viele Arbeitsabläufe: Es kommt zu Lieferverzögerungen. Es gibt Engpässe bei leeren Containern in Asien, von wo viele Güter per Schiff in die Welt transportiert werden. Die Transportkosten stiegen massiv an, vor allem durch die Verteuerung der Containermiete. Stahl ist knapp, Rohstoffe für den Kunststoffmarkt sind es auch. Holz und Papier sind gefragter denn je - vor allem wegen der hohen Exportnachfrage aus China und den USA.

Preise steigen monatlich

Wie schwer und ob überhaupt Firmen zwischen Görlitz und Niesky mit knappen Rohstoffen und Materialien zu kämpfen haben, erfragten die SZ und sächsische.de bei einigen Unternehmen.

Dem Inhaber von Augusta-Druck beispielsweise bereitet es Sorge, dass der Papierpreis nahezu monatlich steigt. Auch Druckplatten steigen im Preis. "Die sind aus Aluminium, und dessen Erzeugung wird durch die Kohlendioxid-Umlage immer teurer", erklärt Rainer Niemann. Auch für Ringbindungen, die für Kalender benötigt werden, und für die Druckchemie muss Niemann regelmäßig mehr bezahlen. Durch steigende Rohstoffpreise werden letztlich viele Materialien, Waren und Zubehör in der Peripherie teurer.

Lieferzeiten werden ellenlang

Das beklagt auch Christoph Töpler. Er ist der Chef von Metallbau Töpler in Görlitz. "Im Moment habe ich alles da, was ich brauche", sagt er. Aber steigende Preise machen ihm Sorgen, vor allem für die sogenannte C-Ware. Das sind zum Beispiel Befestigungsmaterialien wie Schrauben, Dübel oder Klebemittel. "Die werden im Zwei-Monats-Takt teurer, und zwar bis zu zwölf Prozent pro Schritt", erklärt der Metallbauer. Bei Stahl habe sich die Situation etwas entspannt, allerdings liegen die Preise derzeit etwa beim Doppelten wie Ende 2020.

Bei der Schöpstal Maschinenbau GmbH in Markersdorf sind 95 Prozent der Einkäufe Stahl - in Blech- und Profilform. Der geschäftsführende Gesellschafter Holger Urban erklärt, dass zwar die meisten Bestellungen geliefert werden, aber oft erst später als gewohnt. "Was sonst nach zwei Tagen da war, braucht jetzt fünf bis sechs Tage zu uns." Veredelte Zuschnitte, die die Firma zukauft, brauchen nicht mehr 14 Tage, bis sie geliefert werden, sondern fünf bis sieben Wochen.

Der Görlitzer Handwerker Ronald Hausmann ist Geschäftsführer der Firma Allbö Raumausstattung. Die Firma verlegt Fußböden aller Art und fertigt Sonnenschutz an. "Bislang haben wir eher wenig Probleme, wir bekommen, was wir brauchen", erklärt er. Nur auf Holz, das für den Fußboden-Unterbau benötigt wird, muss der Handwerker mitunter warten.

Die Görlitzer Firma Allbö verlegt Fußboden aller Art und fertigt auch Sonnenschutz an.
Die Görlitzer Firma Allbö verlegt Fußboden aller Art und fertigt auch Sonnenschutz an. © freier Fotograf

Wer sich bevorratet, hat im Moment Vorteile

Armin Kittner ist vor allem als Teichwirt im Raum Niesky bekannt. Er betreibt aber auch eine kleine Firma, die Oberlausitzer Kunststoff GmbH. Hier stellt er unter anderem Schneeschieber, Gülle-Fässer für die Landwirtschaft und sogar Panzer-Attrappen für die Bundeswehr her. Die Sorge, dass ihm das Kunststoffgranulat ausgeht, hat er nicht. "Als gelernter DDR-Bürger kenne ich mich mit Vorratswirtschaft aus", sagt er und lacht. Er kaufe sehr große Mengen, wenn sie im Angebot sind.

Ein anderer Firmenchef, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, erklärt jedoch, dass viele Firmen überhaupt keine Lager mehr betreiben. "Sie haben ihre Vorratswirtschaft ausgelagert und sind dann natürlich abhängig von schnellen Lieferungen", sagt der Mann. Andererseits könne er auch verstehen, dass Firmen sich nichts oder nur wenig auf Vorrat hinlegen. Bevorratung benötigt Platz und bindet Kapital, denn das Material muss ja bezahlt werden. Damit ist dieses Geld schon mal weg. Andererseits kann der Unternehmer profitieren, wenn die Preise steigen, er aber das Material für den Auftrag schon bezahlt daliegen hat.

Die Schöpstal Maschinenbau GmbH hat ihren Sitz in Markersdorf.
Die Schöpstal Maschinenbau GmbH hat ihren Sitz in Markersdorf. © SAE Sächsische Zeitung

Verbraucher müssen mit Preiserhöhungen rechnen

Die Material- und Lieferengpässe und vor allem die steigenden Preise für Rohstoffe und veredelte Produkte sowie für den Transport treiben Unternehmern zwischen Görlitz und Niesky Sorgenfalten auf die Stirn. Bei bereits erteilten Aufträgen können sie eine plötzliche Teuerung fürs Material nicht aufschlagen und dem Kunden weitergeben. Bei neuen Aufträgen werden die Preissteigerungen einkalkuliert. Letztlich bleibe gar nichts anderes übrig, als zumindest einen Teil der gestiegenen Kosten an den Verbraucher weiterzureichen. "Auch wenn wir das ungern tun und Einsparungen an anderen Stellen versuchen", erklärt Christoph Töpler.

Ronald Hausmann rät Verbrauchern, Aufträge rechtzeitig auszulösen und sich auf eine längere Zeit bis zur Ausführung einzurichten. Abgelehnt würden Aufträge bei ihm aber nicht - ebenso wenig wie bei den anderen angefragten Unternehmen.

Holger Urban verweist auf einen weiteren Aspekt: Er habe wenig Probleme, Preise durchzusetzen, wenn es um Sonderbauten geht. Denn die Kapazitäten der Anbieter sind gut ausgelastet, sodass ein Ausweichen auf einen anderen Hersteller wenig bringt. Ähnlich ist das auch bei kleineren Firmen. Bei vielen sind trotz aller Material- und Lieferengpässe die Auftragsbücher voll.

Armin Kittner ist als Teichwirt bekannt. In Kosel betreibt er aber auch die Oberlausitzer Kunststoff GmbH, in der unter anderem Schneeschieber hergestellt werden. Die waren 2010, als das Foto entstand, ein Renner.
Armin Kittner ist als Teichwirt bekannt. In Kosel betreibt er aber auch die Oberlausitzer Kunststoff GmbH, in der unter anderem Schneeschieber hergestellt werden. Die waren 2010, als das Foto entstand, ein Renner. © SAE Sächsische Zeitung