Der offene Brief beginnt ganz nett. "Liebe Mitglieder der ,Bürger für Görlitz'". Doch schnell hat es in sich, was Mike Altmann, der Fraktionsvorsitzende der viertgrößten Fraktion Motor/Grüne im Stadtrat, den lieben Mitgliedern über das soziale Netzwerk Facebook ins Stammbuch schreibt. Sie sollten ihrem Vereinsvorsitzenden nicht folgen, der "demokratische Prozesse", der "den Auswahlprozess für eine wichtige Führungsposition in Görlitz beschädigt" und der die Mitglieder dazu verführen will, "aus Machtkalkül bestimmte Personen zu protegieren". Was war geschehen?
Der scheidende Bürgermeister Michael Wieler hatte als Vorsitzender der Wählervereinigung "Bürger für Görlitz" mit dem Geschäftsführer des städtischen Kulturservices, Benedikt Hummel, einen Nachfolger empfohlen. Ein paar Tage, bevor die Ausschreibung seiner Stelle von der Stadt veröffentlicht wurde. Altmann und seine Fraktion brachte das auf die Palme, das Bürgermeisteramt sei kein Erbhof titelte er eine Erklärung. Auch das markige Wort. Muss die Görlitzer also die Sorge umtreiben, dass wegen Wielers Vorpreschen die Gesellschaft an der Neiße in dunkle und längst überwunden geglaubte Zeiten abgleitet?