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Nur die Region rettete den Görlitzer Nahverkehr

Allein wäre die Stadt an dieser Aufgabe gescheitert. Das wird das Verhältnis zwischen Stadt und Kreis verändern. Verändern müssen. Ein Kommentar.

Von Sebastian Beutler
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© Nikolai Schmidt

Es war kein Triumphgeheul, das in der Görlitzer Schenckendorff-Turnhalle am Donnerstagabend zu vernehmen war. Vielmehr sah man den Stadträten die Erleichterung an, den Görlitzer Nahverkehr nun umbauen zu können. Die Alternative wäre der Abschied von der Straßenbahn gewesen. Das bleibt allen zunächst einmal erspart.

Es ist das Verdienst einer kleinen Gruppe aus OB, seinem Amtsvorgänger Deinege sowie den GVB-Geschäftsführern, die seit über einem Jahr für die Fördermillionen warben und sich auch von der ersten Zurückweisung im Juni nicht entmutigen ließen.

Zugleich ist aber auch klar: Ohne die Hilfe und Unterstützung der gesamten Oberlausitz hätte Görlitz ganz allein gestanden und wäre an dieser Aufgabe gescheitert. Deswegen hat die Region auch alles Recht dieser Welt, genau darauf zu schauen, was in Görlitz passiert und wie die Zusagen eingelöst werden, hier den Nahverkehr der Zukunft auszutesten. Die Stadt erhielt einen Vertrauensvorschuss, den sie nun einlösen muss.

Es wäre gut, wenn daraus ein neues Verhältnis zwischen der Kreisstadt und dem Kreis sowie allen kreisangehörigen Kommunen entstehen könnte. Denn die beim Streit um die Fördermillionen aufgebrochenen Gräben nutzen niemanden. Görlitz ist bei weitem nicht so arrogant, wie das Bürgermeister mancher kleinerer Gemeinden vorkommt. Aber die "große" Stadt muss auch stärker die Interessen aller Kommunen im Kreis berücksichtigen.

Das wird Debatten auch in Zukunft nicht verhindern. Zumal, wenn dahinter schwere Verteilungskämpfe ums liebe Geld stehen. Doch ein gegenseitiges Verständnis kann helfen, künftige Auseinandersetzungen so zu gestalten, dass es am Ende eben nicht Gewinner und Verlierer gibt. Dass Gemeinden im Nordkreis sich jetzt so fühlen, haben sie sich aber auch zu einem Gutteil selbst zuzuschreiben. Es ist ja nicht so, dass irgendein Projekt von ihnen in dieser Runde im Kohleausschuss abgelehnt wurde, um die Görlitzer Straßenbahn durchzupeitschen. Es fehlt schlichtweg an förderfähigen Vorhaben aus dem Norden.