Preisexplosion am Energiemarkt: Geht Dörfern das Licht aus?

70 Prozent der Bürger versuchen laut dem aktuellen ARD-Deutschlandtrend weniger Energie zu verbrauchen. Demnach sind es vor allem die Haushalte mit einem niedrigen Einkommen, die kürzertreten würden. Die steigenden Preise sind dafür der Grund.
Auch auf die Kommunen im Görlitzer Umland werden höhere Energie- und Heizkostenpreise zukommen. Wie hoch genau, weiß im Moment noch niemand. Die Gemeinden werden sparen müssen. Doch offenbar gibt es bisher wenig konkrete Pläne über das Wie. So antwortet der Bürgermeister von Schöpstal Bernd Kalkbrenner erst gar nicht auf die SZ-Anfragen. Für Vierkirchen sagt Bürgermeisterin Andrea Weise, sei „schon immer eine sparsame Energiepolitik betrieben“ worden. Grund dafür: „Die schwierige Haushaltslage.“
Die führte bereits dazu, dass in den Sommermonaten die Straßenbeleuchtung aus ist. In den anderen Monaten werden die Laternen ab 23 Uhr abgeschaltet und früh um 5 Uhr wieder angemacht. Zwischendurch ist es dunkel. Gehen also künftig die Lichter in Vierkirchen ganz aus? Über die Einschaltzeiten könne im Gemeinderat gesprochen werden, sagt Andrea Weise. „Das ist aber im Hinblick auf die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger nicht sinnvoll“, gibt sie zu bedenken. Andere Einsparmöglichkeiten? Die sieht Andrea Weise erst einmal nicht.
Zappendustere Aussichten im Görlitzer Umland also? Aus dem Reichenbacher Rathaus gibt es aktuell eher vage Antworten auf die Frage, wie künftig Energie und Heizkosten gespart werden sollen. „Wir stehen mit anderen Kommunen im regen Austausch und planen bereits, wie die Stadt Kosten sparen kann“, heißt es vonseiten des Hauptamtes. Im Stadtrat sollen konkrete Maßnahmen erst noch diskutiert werden. Zuvor gibt es dazu keine Auskunft. So oder so würde bereits darauf geachtet, „keine unnötigen Kosten zu verursachen. Weiteres Einsparpotential ist daher schwer auszumachen“, sagt Hauptamtsleiterin Elisabeth Krohe.
Fest steht offenbar: Die Straßenbeleuchtung bleibt an – wegen der Sturz- und Unfallgefahr. Ein Teil der Beleuchtung in der Stadt und in den Ortsteilen ist bereits auf LED umgestellt. Bei den anderen Straßenlampen werde ab Mitternacht das Licht gedimmt. Planungen für einen Notfallpan würden zudem „nach wie vor auf Hochtouren laufen.“ Doch erst, wenn darüber auch der Stadtrat informiert ist, soll dieser verbindlich der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Von Juni bis August fanden keine Ratssitzungen statt. Im September tagen die Stadträte wieder.

Einen ganz anderen Vorschlag hat Silvio Renger, der neue Bürgermeister von Markersdorf. Er will die Grundschule in die Ideenfindung für Einsparmöglichkeiten von Strom und Wärme einbinden. „Welches Potential es gibt, Energie zu sparen, kann mit den Kindern als Projekt gestaltet werden“, sagt er. Ein Ansatz: Die Heizung der Schule in Markersdorf könnte bereits am Freitag und damit vor dem Wochenende vielleicht schon ab 10 Uhr ausgeschaltet werden, da die Restwärme bis zum Unterrichtsende reiche.
Silvio Renger verspricht: „Die Kinder sollen nicht mit Jacken auf der Schulbank sitzen und frieren.“ Bereits jetzt achteten die Mädchen und Jungen darauf, dass im Flur das Licht immer ausgeschaltet wird. Rathaus und Bauhof werden nach Angaben des Bürgermeisters Einsparpotentiale suchen. Vor wenigen Tagen kündigte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Verordnungen zum Energiesparen an. Darunter auch die, dass öffentliche Gebäude nur noch auf höchstens 19 Grad geheizt werden dürfen, wie der Grünen-Politiker in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" sagte. 19 Grad im Markersdorfer Rathaus kann sich Silvio Renger für seine Mitarbeiter nicht vorstellen. Zu kalt.
Die Kodersdorfer haben mit Andreas Schneider, der für die CDU im Reichenbacher Stadtrat sitzt, einen eigenen Klimamanager. Auf die Frage, bei welchen öffentlichen Gebäuden möglicherweise die Heizung runtergedreht wird, antwortet er: „Kurzfristig werden die Vorgaben der Bundesregierung zu Raumtemperaturen beachtet und umgesetzt – immer aber unter Berücksichtigung des bauphysikalischen Gebäudeschutzes. Die Gesundheit der Mitarbeiter ist auf jeden Fall mit im Blick zu behalten.“
Kodersdorf stellt seit dem Vorjahr ein Klimaschutzkonzept auf die Beine, welches 2023 fertig sein soll. Im Maßnahmenkatalog stehen zum Beispiel Photovoltaikanlagen für kommunale Gebäude, Abwärmenutzung der Industrie und eine Studie für Nahwärmenetze im Gemeindegebiet. Einige kommunale Gebäude werden schon mit Hackschnitzelheizung betrieben, sind somit unabhängig vom Gas. „Einziges Objekt, wo Vorbereitungen für den Notfall getroffen werden, ist die Oberschule in Kodersdorf. Gaswärmepumpen und Gastherme laufen hier auf Erdgas“, sagt Andreas Schneider.