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Schauspieler Ludwig Blochberger: "Görlitz ist in der Filmbranche ein Begriff"

Ludwig Blochberger spielte zwar in "Der Vorleser" mit, in Görlitz war er beruflich aber noch nie. Das ändert sich jetzt. Er steht am Sonnabend auf der Bühne.

Von Susanne Sodan
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Schauspieler Ludwig Blochberger steht am Sonnabend auf der Görlitzer Theaterbühne. "Spielen" wird er sich selbst, einen riesigen Neil-Young-Fan,
Schauspieler Ludwig Blochberger steht am Sonnabend auf der Görlitzer Theaterbühne. "Spielen" wird er sich selbst, einen riesigen Neil-Young-Fan, © Elena Zaucke

Dass Ludwig Blochberger im großen Saal des Görlitzer Theaters auftreten würde, hätte er gar nicht gedacht. War da nicht der Wasserschaden? Das Unglück vor einem reichlichen Jahr hat sich herumgesprochen. Bis Berlin, wo Blochberger lebt. Seit vorigem Herbst aber kann der große Saal des Gerhart-Hauptmann-Theaters zumindest unter Einschränkungen wieder bespielt werden. Blochberger wird am Sonnabendabend auf der Bühne stehen. Allerdings nicht als Schauspieler, wie man ihn eigentlich kennt.

Blochberger verkörperte unter anderem bis zum vorletzten Jahr den Kommissar Tom Kupfer in der ZDF-Krimiserie "Der Alte". In Krimis ist er insgesamt häufig zu sehen - erst vor wenigen Tagen im "Spreewaldkrimi". Im Kino war er etwa 2004 in "Sommersturm" an der Seite von Robert Stadlober und Kostja Ullmann zu sehen oder auch in "Der letzte Zug" von 2006, der das Schicksal der letzten Berliner Juden beschreibt. Auf der Liste seiner Filme steht auch die Görliwood-Produktion "Der Vorleser" mit Kate Winslet, David Kross und Ralph Fiennes. "Hm, da hatte ich eine Edelkomparsenrolle ergattert", erzählt der heute 41-Jährige und lacht. "Das war schon ein bisschen tragisch damals."

Erster dienstlicher Görlitz-Besuch

"Der Vorleser" - Hauptdarsteller Kate Winslet und David Kross. Mit ihnen stand Ludwig Blochberger vor Jahren vor der Kamera, allerdings nicht in Görlitz.
"Der Vorleser" - Hauptdarsteller Kate Winslet und David Kross. Mit ihnen stand Ludwig Blochberger vor Jahren vor der Kamera, allerdings nicht in Görlitz. © Senator_Film

2008 entstand "Der Vorleser" zu großen Teilen in Görlitz. Eigentlich, erzählt Ludwig Blochberger, sollte er zu der Zeit in einem anderen Hollywoodstreifen mitspielen - der aber der damals einsetzenden Finanzkrise zum Opfer fiel. Für beide Filme, "Der Vorleser" und der nicht realisierte, war Simone Bär die Casterin. Sie hatte für so einige Görliwood-Produktionen das Ensemble gesucht und gefunden und vermittelte jedenfalls Blochberger eine Nebenrolle in "Der Vorleser" - er verkörperte einen der Studenten, die den Prozess gegen die einstige KZ-Aufseherin Hanna Schmitz, gespielt von Kate Winslet, verfolgen. Eine Rolle ohne Text, "aber einen Satz konnte ich unterbringen", erinnert er sich.

Ludwig Blochberger (re.) verkörperte einen der Studenten, die den Prozess gegen die ehemalige KZ- Aufseherin Hanna Schmitz (Kate Winslet) verfolgten.
Ludwig Blochberger (re.) verkörperte einen der Studenten, die den Prozess gegen die ehemalige KZ- Aufseherin Hanna Schmitz (Kate Winslet) verfolgten. © Senator Filmverleih / Central Fi

So lernte Blochberger zwar etwa Ralph Fiennes kennen - aber nicht Görlitz: Seine Szenen wurden an anderen Orten gedreht, darunter in der Berliner Charité. Dennoch, Görlitz sei in der Branche ein Begriff, "definitiv. Die Stadt ist ja auch ein Juwel". Privat hat er sie vor einigen Jahren bei einem Besuch kennengelernt.

Auch am Wochenende will er nicht nur im Theater stehen, sondern sich auch die Stadt ansehen - wie sie sich verändert hat, was in letzter Zeit zum Beispiel schick saniert wurde. "Aber kann auch zu viel des Guten werden", warnt er aus Film-Sicht. "Wenn man in Berlin zum Beispiel einen Film über die DDR-Zeit drehen will und einen authentischen Plattenbau braucht, hat man ja inzwischen das Problem, dass man eher in West- statt in Ost-Berlin suchen muss." Vor allem die authentische Architektur aus unterschiedlichen Epochen mache Görlitz aus Film-Sicht so besonders. "Und die Stadt ist natürlich günstig gelegen", direkt an der Grenze zu Polen und auch von Berlin nicht allzu weit entfernt.

Blochberger "spielt" sich selbst - einen Neil-Young-Fan

Am Sonnabend geht es in Görlitz nicht um Schauspiel, sondern um Blochbergers zweite Leidenschaft, die Musik. Ab 19.30 Uhr steht er für eine Konzertlesung mit Gitarre auf der Bühne. Er liest aus "Das Buch der von Neil Young Getöteten”. Wie für den Buchautor Navid Kermani ist auch für Blochberger Neil Young ein besonderer Musiker. "Seine Songs sind einfach Leidenschaft. Diese Fähigkeit, andere so tief berühren zu können, hätte ich auch gerne. Darin ist Neil Young der Meister." Die Konzertlesung besteht aus Ausschnitten aus Kermanis Buch und Songs von Neil Young. Dahinter steht keine Agentur, kein Veranstalter, "es ist ein sehr persönliches Programm. Es ist mir auch wahnsinnig schwergefallen, eine Auswahl zu treffen, welche Passagen ich lese, welche Musik ich dazu wähle."

Von sich selbst sagt Ludwig Blochberger, er sei kein ausgebildeter Sänger. Das ist er zwar tatsächlich nicht, sondern ausgebildeter Schauspieler, er studierte an der Schauspielschule "Ernst Busch" Berlin. Auch sein Vater Lutz Blochberger ist Schauspieler, war kurz vor der politischen Wende am Staatsschauspiel Dresden engagiert - und Ludwig Blochberger sang damals für ein Jahr im Kreuzchor. Dann wechselte Lutz Blochberger ans Wiener Burgtheater - und Ludwig Blochberger zu den Wiener Sängerknaben.

Auf der Bühne statt vor der Kamera zu stehen, ist für ihn also nicht gerade neu - aktuell ist er auch an der Wiener Staatsoper zu sehen. "Aber es ist etwas anderes", und auch eine Abwechslung nach sieben Jahren Filmarbeit für "Der Alte". Ob seiner Theaterarbeit hat er freilich auch die Debatten um die Finanzierungsprobleme besonders bei kleineren Theatern - wie in Görlitz - mitbekommen. Nur kleine Häuser betreffe die Debatte nicht, "es wird auch schon seit Jahren gefragt, ob Berlin wirklich drei Opernhäuser braucht", erzählt Ludwig Blochberger. "Ich finde, das ist ein bisschen wie die Bildungsdebatte. Da hieß es auch schon vor vielen Jahren: Wir müssen was tun und heute sagt man das immer noch." Dennoch, ein Sterben der Theater kann er sich nicht vorstellen. "Das Bedürfnis, zusammenzukommen, um gemeinsam etwas Emotionales zu erleben, wird es immer geben."