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Trotz Gegenwind: Görlitzer Läufer lässt Rekorde purzeln

In Berlin läuft der 34-jährige Görlitzer Patrick König einen halben Marathon so schnell wie nie zuvor.

Von Frank Thümmler
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Der Görlitzer Patrick König schon wieder erholt im Ziel: Vor dem Bundestag präsentiert er seine Finisher-Madaille.
Der Görlitzer Patrick König schon wieder erholt im Ziel: Vor dem Bundestag präsentiert er seine Finisher-Madaille. © privat

Berlin/Görlitz. Er hat seine Prophezeiung wieder einmal wahr gemacht: „Ich kann immer noch etwas schneller werden, als ich bei meinem letzten Lauf war“, hatte der Görlitzer Patrick König in einem Sächsische.de-Artikel im November angekündigt, nachdem er beim Leipziger Halbmarathon seine alte Kreisrekord-Bestmarke in 1:08:58 Stunden um fast eine Minute verbessert hatte. Das waren keine leeren Worte: Am Sonntag in Berlin, beim „Generali Halbmarathon“, war er noch einmal 24 Sekunden schneller – wieder Kreisrekord (1:08:34 h), natürlich auch für seine neue Altersklasse M35, in der er ab dieser Saison starten darf.

Dass der Görlitzer Mitarbeiter von Siemens-Energy und zweifache Familienvater immer noch einen drauflegen kann, hat etwas mit dem harten Trainingsprogramm zu tun, dem er sich neben seiner Arbeit und den familiären Verpflichtungen unterzieht. „Wenn man Bestzeiten schaffen will, muss man sich auch mal quälen“, sagt er, wenn er den Trainingsplänen seiner Niedercunnersdorfer Lauffreundin Tabea Belger folgt. Die vier Monate Vorbereitung auf diesen Halbmarathon hätten einige sehr harte Trainingseinheiten enthalten.

Training im Stadion und auf dem Laufband

Die Beispiele dafür lassen Hobbyläufer nur staunen. So absolvierte König etwa harte Intervallläufe über 800 Meter im Stadion: also 800 Meter Tempo, dann 200 Meter traben – und das zehn Mal. Die Zielzeit für die 800 Meter dabei: 2:22 bis 2:24 Minuten. Eine solche Zeit schafft kaum jemand auch nur einmal. Oder Anstiegsläufe: 30 Sekunden lang im Sprint den Berg hoch, dann locker runterlaufen – das zehnmal, und davon drei Serien.

„Normale Menschen“ würden spätestens nach dem dritten Sprint in die Knie gehen. Dazu kommt Training auf dem heimischen Laufband, das den 34-Jährigen wetterunabhängig macht. Der Vorteil: „Ich kann genau das vorgegebene Tempo einstellen, muss es dann nur noch schaffen, auf dem Laufband zu bleiben. Im Freien muss man das eigene Tempo ständig kontrollieren, sonst wird man zu langsam“, erklärt Patrick König.

All diese Vorbereitung war eigentlich auf das kommende Wochenende ausgerichtet – auf den Leipzig-Marathon, bei dem der Görlitzer am Rennen über die halbe Distanz starten wollte. Aber Corona hat erneut einen Strich durch die Rechnung gemacht, der Veranstalter sagte den Wettkampf ab. „Ich habe dann gesucht, ob es Alternativen gibt, und mich beim Generali-Halbmarathon in Berlin angemeldet“, sagt Patrick König.

Im Nachhinein war er begeistert: Mit 33.000 Teilnehmern ist es der wohl größte Halbmarathon Deutschlands, die Strecke war gespickt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Zudem ist der Kurs schnell – für Rekorde also wie gemacht. Aber dann kamen Kälte und Sturm. Am Sonnabend sei es ganz schlimm gewesen, am Sonntag zum Lauf immer noch sehr windig.

„Eigentlich wollte ich unter 1:08 Stunden laufen“, sagt Patrick König, der auf den ersten Kilometern der fünftschnellsten Frau im Teilnehmerfeld hinterherlief. Als er abreißen lassen musste, dachte er, nun zu langsam zu sein. Ein Blick später in die Protokolle zeigte aber, dass dem nicht so war, dass der Görlitzer sein Tempo gut beibehalten konnte. „Die letzten drei Kilometer waren dann eine richtige Quälerei. Wir hatten da ziemlich starken Gegenwind“, beschreibt er den letzten Abschnitt, auf dem der Görlitzer noch einige Läufer kassierte.

Nicht mehr an die Leistungsgrenze

Patrick König kam als 68. unter den 33.000 Läufern ins Ziel, war Zwölfter seiner Altersklasse und drittbester deutscher M35-Läufer – ein Superergebnis für den Amateurläufer. Ganz vorn landeten natürlich die „eingekauften“ Profis. Unter den ersten Acht waren sechs Kenianer. Alex Kibet gewann in 58:55 Minuten, der beste Deutsche landete auf dem 15. Platz.

Jetzt, nach diesem ersten Saisonziel, will Patrick König an Straßen- sowie Wald- und Wiesenläufen teilnehmen, „jeweils ohne an meine Leistungsgrenze zu gehen“, kündigt er an. Trotzdem dürften das keine gute Nachrichten für die ostsächsische Laufszene sein, denn wenn König startet, geht es für die Konkurrenz oft nur noch um den zweiten Platz.

Auch die Ankündigung Königs, bei der Panorama-Tour über drei Etappen im Elbsandsteingebirge starten zu wollen, zeugt von einem anderen Maßstab, den der Görlitzer hat: „Da geht es über drei Etappen, man darf sich nicht so voll verausgaben. Das sind schöne Läufe, und die sind dadurch nicht so anstrengend“ – das Gegenteil von dem, was wohl die meisten Teilnehmer sagen würden.

Das Hauptziel der Saison jetzt ist aber der Halbmarathon beim Dresden-Marathon im Herbst oder der Halbmarathon in Leipzig. „Wenn das Wetter gut ist und die Bedingungen stimmen, traue ich mir zu, noch mal schneller zu laufen – bis zu einer Minute“, sagt Patrick König.