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Heimatforscher bewahrt Görlitzer Bestseller-Autor vorm Vergessen

Er schrieb in den 1930er Jahren Bücher, die in den Jahrzehnten danach ein Millionenpublikum fanden: Alois Kosch. Doch wie sein Leben verlief, ist erst jetzt bekannt. Ein Archäologe aus Tschechien sucht dagegen noch Informationen über einen weiteren Görlitzer.

Von Sebastian Beutler
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Der Görlitzer Stadtarchivar Siegfried Hoche kann vielen helfen, aber bei manchen Nachfragen kann auch das gut geführte Archiv nicht weiterhelfen. Trotzdem entdecken Heimatforscher immer aufs Neue Wissenswertes.
Der Görlitzer Stadtarchivar Siegfried Hoche kann vielen helfen, aber bei manchen Nachfragen kann auch das gut geführte Archiv nicht weiterhelfen. Trotzdem entdecken Heimatforscher immer aufs Neue Wissenswertes. © Pawel Sosnowski

Ullrich Junker ist eigentlich Experte für Wasserturbinenbau. Der geborene Niedersachse lebt in Bodnegg im Landkreis Ravensburg (Baden-Württemberg). Doch schon seit Mitte der 1980er Jahre reiste er immer wieder nach Polen, ins Riesengebirge - die Heimat seines Vaters. Mehr als 80 Reisen zählte er seitdem, er besuchte Archive und erforschte die Ortsgeschichte von Dörfern und Kirchgemeinden.

Dabei stieß er auch auf Alois Kosch, der mit seiner Familie in Groß Iser eng verbunden war. Kosch, Künstler, Schriftsteller und Arzt, gab selbst in seinen Aufsätzen auch immer als Quelle Mitglieder von Junkers Familie an. So lag es nahe, dass Ullrich Junker das Leben von Kosch erforschte. Tatsächlich ist es ihm gelungen, die Daten zusammenzutragen, obwohl von Kosch in Görlitz kaum noch etwas bekannt ist. Dabei veröffentlichte er in den 1930er Jahren regelmäßig in der Heimat-Beilage der größten Görlitzer Zeitung, dem liberalen "Neuen Görlitzer Anzeiger", beliebte Ratgeberbücher und wurde nun vom Görlitzer Rathaus in die digitale Liste Görlitzer Persönlichkeiten aufgenommen.

Bücher von Alois Kosch fanden ein Millionenpublikum

Alois Kosch wurde am 24. September 1907 in Görlitz als Sohn des Tischlermeisters Alois Kosch und dessen Ehefrau Antonie geboren. Vater Alois Kosch starb am 30. Dezember 1944, die Mutter Antonie am 16. Mai 1950 in Görlitz.

Alois Kosch besuchte die achtklassige Volksschule in Görlitz. Die Mittellosigkeit seiner Eltern verhinderte den weiteren Schulbesuch auf dem Gymnasium. Alois erlernte den Beruf des Drogisten und bestand im Jahre 1924 die Prüfung mit Auszeichnung.

In den darauffolgenden Jahren bereitete er sich völlig mittellos durch Selbstunterricht auf das Abitur vor. Seinen Lebensunterhalt verdiente er durch Schaufensterdekoration, Schriftenmalerei und den Verkauf von Ölbildern, Aquarellen, Radierungen und Kupferstichen. Er wurde Mitglied des Lausitzer Künstlerbundes und stellte in amtlichen Ausstellungen aus. Außer dieser künstlerischen Tätigkeit widmete er sich dem Sport und legte 1930 die amtliche Skilehrer-Prüfung ab. 1931 erschien sein "Skiwanderbuch des Isergebirges".

Alois Kosch führte sein Zeichentalent in einem autobiografischen Aufsatz von 1926 auf seinen Urgroßvater, der aus dem Altvatergebirge stammte, und auf seine Mutter zurück. In Görlitz besuchte er die "Schule" in den Nachmittagsstunden in Johannes Wüstens Atelier in der Kahle 7 (heute Johannes-Wüsten-Straße).

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Nicht nur im "Neuen Görlitzer Anzeiger" veröffentlicht Kosch, ab 1935 erscheinen in der Kosmos Franckh'schen Verlagshandlung Stuttgart die heute noch bekannten Bücher „Was find ich da? Tabelle zum Bestimmen von Pilzen, Beeren und Wildgemüse”, „Was blüht denn da?”, „Was fliegt denn da?”, „Was ist das für ein Baum?”, „Was find ich in den Alpen?”, „Was find ich am Strande?”. In acht Jahrzehnten sind diese Bücher millionenfach verkauft worden.

Nachdem Kosch das Abitur im August 1934 nachgeholt hatte, konnte er ab dem Wintersemester Medizin studieren. Zunächst in Breslau, später in Hamburg und Jena, wo er im Juli 1939 die Ärztliche Prüfung mit „Sehr gut“ bestand. Während der Jenaer Studienzeit verfasste er das „Handbuch der deutschen Arzneipflanzen“, erschienen 1939 im Springer-Verlag in Berlin. Mit diesen Forschungen über die Arzneipflanzen promovierte Kosch. Danach ließ sich Dr. Alois Kosch als Arzt in Innsbruck nieder. Laut dem städtischen Meldeamt in Innsbruck starb Kosch am ersten Weihnachtsfeiertag 1954 bereits mit nur 47 Jahren im Solebad Hall bei Innsbruck.

Wer weiß etwas über Franz Otto Hofbauer?

Während die Lebensgeschichte von Alois Kosch bereits im Großen und Ganzen erforscht ist, hofft der Pilsener Archäologe Jan Vladar noch auf ähnliche Hinweise durch Zeitzeugen. Vladar erforscht seit 1992 die Geschichte der Luftwaffe über dem damals sogenannten Reichsprotektorat Böhmen und Mähren. Dabei stieß er auch auf den Absturz eines deutschen Kampfflugzeugs am 13. Oktober 1941 bei Horice in Nordböhmen. Die dreiköpfige Besatzung fand bei dem Absturz den Tod.

Mit an Bord soll nach zeitgenössischen Dokumenten Pilot Franz Otto Hofbauer gewesen sein. Über ihn ist bekannt, dass er am 21. April 1921 in Görlitz geboren wurde. Doch weitere Angaben zu ihm sind bislang unbekannt.

Bei seinen Recherchen im Görlitzer Stadtarchiv kam lediglich heraus, dass im Adressbuch von 1941/42 ein Josef Hofbauer auf der Querstraße 3 verzeichnet war. Er war von Beruf Reichsbahnschaffner. Ein zweiter Hofbauer, mit Vorname Willi und von Beruf Kellner, wohnte auf der Hospitalstraße 3. Ob es sich hierbei um eventuelle Familienangehörige des abgestürzten Piloten handelte, können aber die Archivmitarbeiter nicht feststellen.

So wendet sich nun Jan Vladar über die SZ an die Öffentlichkeit und bittet, eventuell noch lebende Angehörige von Franz Otto Hofbauer mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Wer etwas über Franz Otto Hofbauer weiß, melde sich bitte per E-Mail bei [email protected].

Wer noch Angaben zu Alois Kosch beitragen kann, kann sich über E-Mail bei [email protected] melden.