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Glücklich durch Schuhe

Iris Näwig kam nach Görlitz, weil sie sich in die Stadt verliebte. Mit ihrem Geschäft in der Altstadt möchte sie auch helfen, von falschen Idealen wegzukommen.

Von Ines Eifler
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Iris und Martin Näwig betreiben in der Weberstraße ein Geschäft für gesunde Schuhe und haben schon eine kleine Fangemeinde.
Iris und Martin Näwig betreiben in der Weberstraße ein Geschäft für gesunde Schuhe und haben schon eine kleine Fangemeinde. © Nikolai Schmidt

Es gibt Görlitzer, Männer genau wie Frauen, die nie wieder andere Schuhe tragen wollen. Die sagen, sie hätten endlich keine Schmerzen mehr, nicht in den Füßen, weder in Knien noch Hüften, nicht im Rücken und nicht im Kopf. Aber neuerdings Muskelkater an Stellen, wo sie vorher nicht mal Muskeln vermutet hätten. 

Viele Frauen klagen über deformierte Füße

"Viele fangen spontan an zu lächeln, wenn sie bei uns ein Paar Schuhe anprobieren", sagt Iris Näwig, die seit einem guten Jahr in der Weberstraße, Ecke Krischelstraße ein Geschäft für Gesundheitsschuhe betreibt. "Und manche wollen sie gar nicht wieder ausziehen." 

Sie hat Menschen kennengelernt, die noch niemals passende Schuhe getragen haben, weil sie entweder sehr große oder sehr kleine Füße haben. Sie hat Frauen getroffen, die aus Schönheitsgründen ihr Leben lang zu schmale Pumps oder hochhackige Schuhe getragen haben und nun im Alter über deformierte Füße klagen. "Es ist mir ein Anliegen, vor allem Frauen von dem Irrglauben zu befreien, dass eine bestimmte Schuhform schön mache", sagt Iris Näwig. "Füße sind unsere Basis, sie geben uns innere Stabilität, und wirklich schön sind gesunde Füße."

"Ich konnte keinen Schritt mehr laufen"

Das kann sie sagen, weil ihr Geschäft "Vita Regia" mit ihrer eigenen Geschichte verbunden ist. Iris Näwig kommt ursprünglich aus Dresden, ist promovierte Chemikerin und arbeitete lange in der Forschung. In den vergangenen zehn Jahren hat sie als Unternehmensberaterin Technikfirmen, die teilweise weltweit agieren, dabei unterstützt, ihre internen Organisationsstrukturen zu verbessern – unter anderem mit dem Ziel, dass die Mitarbeiter kreativ und motiviert bleiben statt abzustumpfen, krank zu werden, sich vom Job innerlich zurückzuziehen.

Dann aber, vor vier Jahren, wurde sie selber krank. "Ich konnte keinen Schritt mehr laufen", sagt die 53-Jährige. Durch eine frühe, längst vergessene Verletzung hatte sie sich beim Gehen unbewusst eine Schonhaltung angewöhnt, die auf Dauer ihre Knie verletzte. Die Ärzte, an die sie sich wand, rieten ihr zu Operationen. "Doch das kam für mich nicht infrage." 

Auf hüpfenden Sohlen

Stattdessen begab sich Iris Näwig auf die Suche nach Alternativen und kam so auf die Schuhe des Schweizers Karl Müller, der die Schuhindustrie revolutioniert hat. Er hatte in Korea über längere Zeit hinweg beobachtet, dass Menschen, die auf den weichen, federnden Böden von Reisfeldern arbeiten, kaum Gelenkbeschwerden haben, weil sie ständig das Gleichgewicht halten müssen und damit permanent in Bewegung sind. 

Mit dieser Idee im Kopf entwickelte Müller 1996 zunächst den MBT-Schuh mit der abrollenden Sohle und später Schuhe mit Trampolineffekt – Kybun heißt die Marke, Joya eine weitere mit Schuhen, die Müllers Sohn entwickelt hat. Die "Trampolinschuhe" waren für Iris Näwig die Rettung. Als sie begann, sie zu tragen, konnte sie von Mal zu Mal ein Stück länger laufen. Heute ist sie beschwerdefrei. 

Das überzeugte sie derart, dass sie andere mit ihrer Begeisterung ansteckte und mit Beratungen rund um die Schuhe begann. "Eigentlich hätte ich ganz anderes im Leben vorgehabt, doch nun betreibe ich eben ein Schuhgeschäft in Görlitz", sagt sie. "Und es macht mir Spaß."

Für Görlitz die Heimat Dresden hergegeben

Das Eckgeschäft in der Weberstraße hatten sie und ihr Mann Ende 2018 als Büro angemietet, zunächst ohne die Absicht, es als Laden zu nutzen. In die Wohnung darüber waren sie eingezogen, weil sie sich wie so viele in Görlitz verliebt hatten – so sehr, dass Iris Näwig sogar ihren "Lebensmittelpunkt" in ihrer Heimatstadt Dresden dafür hergab. 

Für die Zukunft saniert das Paar aber ein Fachwerkhaus im Schöpstal. Und auch beruflich will Iris Näwig mehr, als nur ein Schuhgeschäft betreiben. Sie möchte auch weiter Unternehmen beraten – zu Gesundheit, Wohlfühlen und Kreativität am Arbeitsplatz.

Am Mittwoch, 30. September, lädt "Vita Regia" von 11 bis 18 Uhr zu einem Schuh-Erlebnistag auf der Weberstraße 13 ein.

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