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Dieses Mal ohne Bach: Der Görlitzer Bachchor singt Telemann

Diesmal erklingt kein Chorwerk von Bach am Palmsonntag. Warum nicht, erklärt der Kantor der Evangelischen Innenstadtgemeinde Reinhard Seeliger.

Von Ines Eifler
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Der Bachchor in der Evangelischen Kreuzkirche in der Görlitzer Südstadt.
Der Bachchor in der Evangelischen Kreuzkirche in der Görlitzer Südstadt. © Paul Glaser / Archiv

Singt der Görlitzer Bachchor am Palmsonntag meist ein Chorwerk von Johann Sebastian Bach, wird diesmal die "Lukaspassion 1744" von Georg Philipp Telemann in der Evangelischen Kreuzkirche Görlitz erklingen.

"Von Bach sind nur zwei große Passionen überliefert, Matthäus und Johannes", sagt Reinhard Seeliger, Kantor der Evangelischen Innenstadtgemeinde und Leiter des Görlitzer Bachchors. "Aber die Matthäus-Passion ist mit zwei Chören und zwei Orchestern aufwendig zu besetzen und einzustudieren." Und die Johannes-Passion habe der Bachchor bereits in den beiden vergangenen Jahren aufgeführt.

Die beliebteste von Telemanns 46 Passionen

Unter anderem deshalb ist in diesem Jahr die "Lukas-Passion" von Georg Philipp Telemann am Palmsonntag zu hören, und zwar seine bekannteste aus dem Jahr 1744. Insgesamt hat Telemann 46 Passionen geschrieben und dafür die Leidensgeschichte Jesu aus allen vier Evangelien mehrfach vertont.

Christian Henneberg wirkt beim Chorkonzert erneut als Solist mit. Da der Bariton im Moment die Hauptrolle im "Fliegenden Holländer" im Görlitzer Theater singt, ist er sowieso gerade in der Stadt.
Christian Henneberg wirkt beim Chorkonzert erneut als Solist mit. Da der Bariton im Moment die Hauptrolle im "Fliegenden Holländer" im Görlitzer Theater singt, ist er sowieso gerade in der Stadt. © Martin Schneider / Archiv

"Telemann hat es auch einmal verdient, aufgeführt zu werden", sagt Seeliger. Die reizvolle Musik der Lukas-Passion 1744 sei im galanten Stil gehalten, weniger barock als Bach, schon eher in Richtung Mozart gehend. Der Chor habe viele sehr kurze Passagen zwischen den Arien zu singen, dafür sei mehr Konzentration gefordert als bei Bach.

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Für die Solisten sei das Werk anspruchsvoll. Vier Gäste hat Seeliger dafür gewonnen: die Sopranistin Mi-Seon Kim aus dem Görlitzer Opernchor; die beiden Tenöre Severin und Thaddeus Böhm aus Halle/Leipzig, Söhne von Hannes Böhm, der früher oft mit dem Bachchor auftrat; und den Bariton Christian Henneberg, der gerade am Gerhart-Hauptmann-Theater den Fliegenden Holländer singt. Die meisten Musiker gehören der Neuen Lausitzer Philharmonie an.

Bachchor bereitet auch Konzert für Tag der Bibel vor

Da Ostern in diesem Jahr so früh liegt, sei relativ wenig Zeit zum Proben gewesen, sagt Seeliger. Auch deshalb sei die Wahl auf den kürzeren Telemann gefallen. Zudem studiere er mit den Sängern zeitgleich die D-Dur-Messe von Antonín Dvořák und die "Missa lux et origo" von Jiří Strejc für den Tag der Bibel am 27. April ein. Dann erklingen die beiden Werke in der Görlitzer Lutherkirche als Ersatz für das am 14. Oktober 2023 ausgefallene Konzert.

Danach bereitet der Chor für die Görlitzer Bachwoche im September "Paulus" von Mendelssohn Bartholdy vor und für die Adventszeit Teil 1 des "Messias" von Händel sowie das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns. Ob es 2025 dann wieder ein Chorwerk von Bach geben wird, steht im Moment noch nicht fest.

"Lukas-Passion" von Telemann in der Evangelischen Kreuzkirche: Sonntag, 24. März, 17 Uhr