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Vom Kodersdorfer Sägewerk in die Baumwipfel

Der Reichenbacher Christian Heidrich wollte zuletzt kein Leiharbeiter mehr sein. Jetzt fällt er Bäume in schwierigen Lagen und bekommt schon mal Geschenke dafür.

Von Constanze Junghanß
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Christian Heidrich wollte kein Leiharbeiter mehr sein und wagte den Sprung in die Selbstständigkeit. Die Baumscheibe, auf der er sitzt, stammt von einer 38 Meter hohen Eiche.
Christian Heidrich wollte kein Leiharbeiter mehr sein und wagte den Sprung in die Selbstständigkeit. Die Baumscheibe, auf der er sitzt, stammt von einer 38 Meter hohen Eiche. © Constanze Junghanß

Mit Seil und Steigeisen klettert der „Forst-Fred“ die 20 Meter hohe Fichte hoch. Schwindelfrei muss der 37-Jährige dafür sein. Die Fichte wird gefällt, stückweise und von oben nach unten abgesägt. Drei bis vier Stunden Zeit braucht das etwa. „Forst Fred“ heißt in Wirklichkeit Christian Heidrich. „Fred ist mein Spitzname“, erklärt er lachend. Und mit Forstarbeiten machte sich der Vater von zwei Kindern vor knapp einem Jahr selbstständig. So entstand der Firmenname. Der Reichenbacher ist für den Forst, in der Landschaftspflege und bei Privatleuten tätig.

Zuvor arbeitete Heidrich mehrere Jahre im Kodersdorfer Sägewerk und zuletzt bei Bombardier im Transport. Der Job als Leiharbeiter bei Bombardier habe ihn nicht erfüllt, „zumal keine Festanstellung in Sicht gewesen ist". Deshalb, aber auch weil Christian Heidrich von Kindheit an den Wald durch den Großvater kennen und schätzen lernte, sollte Holz im künftigen Beruf eine tragende Rolle spielen. Der Opa nahm seinen Enkel von klein auf mit in den Wald. „In meiner Kindheit auf dem Hof in Sohland wurde mit einer Schwerkraftheizung gefeuert“, erinnert er sich. Das Feuerholz dafür machte die Familie selbst. „Da half ich schon als kleiner Junge immer gern mit“, erzählt der Unternehmer.

Mit Seilen oder der Hubbühne

Heute wird der Forst Fred gerufen, wenn es knifflig wird. So kürzlich in den Spreewald. „Eine 160 Jahre alte Eiche zwischen zwei noch viel älteren Bauernhäusern musste gefällt werden“, erzählt er. Aus Sicherheitsgründen, denn der Baum drohte umzukippen. 38 Meter ragte die Eiche in die Luft, 1,55 Meter maß der imposante Stammdurchmesser. Der Baum fiel. Als Dankeschön durfte sich Heidrich zwei der großen Holzscheiben mit nach Hause nehmen. Irgendwann, wenn Zeit ist, will er sich einen Tisch daraus bauen. Ein eher ungewöhnliches Mitbringsel. Denn, so die Erfahrung des kräftigen Mannes, würden die Auftraggeber aktuell ihr Holz eher zum Heizen behalten, um teures Gas und Öl zu sparen. Vor allem in der ländlichen Region hätten nicht wenige Leute noch einen Holzofen als Alternative.

Von Oktober 2022 bis heute hat Christian Heidrich etwa 150 Bäume ganz allein gefällt. Neben der Seiltechnik kommt eine Hubbühne zum Einsatz. Oft erfolgt die Fällung, weil Bäume zu hochgewachsen sind und Sturmbruchschäden drohen. Manchmal sind es Notfällungen, wie kürzlich, als in Radeberg ein Baum auf ein Dach gestürzt war. Doch es gibt auch Aufträge, die der Forst Fred ablehnt. So wie vor einer Weile die gewünschte Fällung einer alten, aber gesunden Eiche mitten auf einem Acker. „Da habe ich auch schon nein gesagt“, erzählt Heidrich.

So oder so darf der Forst Fred nur bis zum Februar zur Kettensäge greifen. Danach endet aus Naturschutzgründen die Fällsaison. Was nicht heißt, der Reichenbacher wäre dann zur Untätigkeit verdammt. Ab März geht es mit Pflegearbeiten weiter. Christian Heidrich investierte viel Geld in spezielle Technik, kann mit dieser Wurzelstöcke aller Größen aus dem Boden fräsen. Übrig bleiben kleine Holzstücke, die vermischt mit Erde das komplette Loch sofort wieder verfüllen.

Mit der Roboter-Raupe in der Daubaner Heide

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Mit seiner Technik mulcht er aber auch Hanglagen, Photovoltaik-Flächen, Dämme und Biotope. Für den Bundesforst hat er in der Daubaner Heide den Kiefernwildwuchs an den Zufahrtswegen in einem Schritt entfernt und gleichzeitig gemulcht. Die Raupe, mit der er die Arbeiten durchführt, wird per Fernbedienung betrieben. Auf einem Video, welches der Firmengründer auf Facebook stellte, ist die Roboter-Maschine im Einsatz zu sehen. Wie von Geisterhand betrieben räumt das Gerät Berge von Ästen und kleinen Stämmen beiseite.

Die Arbeit mache ihm viel Spaß, wie er sagt. Und den Schritt in die Selbstständigkeit, der ein großer Wunsch von ihm war, hat Christian Heidrich keinesfalls bereut.