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Görlitzer strömen in die neue Schlafsack-Fabrik

Yeti heißt jetzt Y by Nordisk und öffnet eine gläserne Fabrik auf der Rauschwalder Straße. Hier wird noch in Handarbeit produziert.

Von Gabriela Lachnit
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Diana und Marco Weiser leben berufsbedingt in Tunesien. Den Werksverkauf anlässlich der Eröffnung von Nordisk in Görlitz ließen sie sich nicht entgehen.
Diana und Marco Weiser leben berufsbedingt in Tunesien. Den Werksverkauf anlässlich der Eröffnung von Nordisk in Görlitz ließen sie sich nicht entgehen. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Diana und Marco Weiser sind Görlitzer. Allerdings sind sie derzeit nur zu Besuch hier, denn sie leben berufsbedingt in Tunesien. "Als wir von der Neueröffnung und dem Werksverkauf hörten, ließen wir uns das nicht entgehen", erklärt Diana Weiser. Und sie wurde fündig. Eine Sportjacke wird ihr künftig gute Dienste leisten.

Diana und Marco Weiser waren an diesem Donnerstag längst nicht die einzigen Besucher bei Nordisk in der Rauschwalder Straße 42/43. Cornelia Buhse, die General Managerin des Standortes, zählte etwa 25 Menschen, die schon wenige Minuten vor 10 Uhr geduldig auf Einlass warteten. Auch tagsüber riss der Strom der Neugierigen nicht ab.

Angelika und Frank Brockwitz aus Görlitz freuen sich über den neuen Standort für die Schlafsack-Produktion.
Angelika und Frank Brockwitz aus Görlitz freuen sich über den neuen Standort für die Schlafsack-Produktion. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Besichtigung und Werksverkauf zur Neueröffnung

Zur Neueröffnung von "Die Manufaktur" von Nordisk hatte das Unternehmen zur Besichtigung und zum Werksverkauf eingeladen. Auch am heutigen Freitag sind Gäste zwischen 10 und 19 Uhr willkommen. Frank und Andrea Brockwitz aus Görlitz waren schon da und kauften kräftig ein. Für Frank Brockwitz war der Besuch am Eröffnungstag übrigens nicht der Erste im Firmengebäude. "Die Chefin kenne ich schon länger, denn die Firma Südost Brandschutz, bei der ich arbeite, stattete das Gebäude mit Feuerlöschern aus", erklärt er.

Für die Görlitzer Ines und Uwe Tix kam die Neueröffnung gerade recht. "Wir fahren bald mit zwei Enkeln und Zelt in den Ostsee-Urlaub", erzählt Uwe Tix. Den können sie jetzt mit zwei neuen Matten aus der Nordisk-Produktion antreten. "Die sind besser als Luftmatratzen, weil sie viel besser isolieren", erklärt der Ostsee-Urlauber in spe.

Vor allem aber freut sich das 57-jährige Paar, dass sie hier mit ihrem Einkauf Lokalpatriotismus zeigen können. "Die Firma Yeti kennen wir schon lange. Einige Leute, die hier arbeiten, auch", erläutert der Mann und freut sich, dass Yeti weiter in Görlitz produziert, wenn auch unter neuem Namen. "Prima, dass das rote Y oben am Gebäude weithin zu sehen ist."

Ines und Uwe Tix rüsteten sich für ihren Ostsee-Urlaub aus.
Ines und Uwe Tix rüsteten sich für ihren Ostsee-Urlaub aus. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Handarbeit aus Görlitz

Mit der Neueröffnung von "Die Manufaktur" des dänischen Outdoor-Herstellers Nordisk wird ein neues Kapitel in Görlitz aufgeschlagen. Seit 1983 ist der Schlafsack-Experte Yeti, der heute Y by Nordisk heißt und seit 2005 mit Nordisk zusammenarbeitet, in Görlitz verwurzelt.

Elf Jahre nach dem Hochwasser von 2010 investiert das Unternehmen nun weiter in die Produktion in Deutschland. Jetzt bezog die Firma ein frisch umgebautes und renoviertes Gebäude in der Rauschwalder Straße, nachdem einige Jahre im Birkenstock-Gebäude im Stadtnorden produziert wurde.

Hier in Rauschwalde werden Schlafsäcke per Hand hergestellt, die zu den besten weltweit gehören. Neu ist das Reparaturzentrum. Hier werden Produkte wieder fit gemacht, "zum Beispiel, wenn ein Schlafsack, Jacken oder ein Zelt repariert oder instand gesetzt werden müssen", erklärt die Standortleiterin - und zwar für Kunden aus aller Welt, denn Nordisk hat Niederlassungen rund um den Erdball. Dass hier künftig auch die Daunen-Produkte gewaschen werden können, freut Uwe Tix besonders. "Nach häufigem Gebrauch von Daunenjacken ist es schön, wenn man sie beim Profi waschen lassen kann", sagt er. Und er freut sich, dass künftig etwa viermal im Jahr zum Werksverkauf eingeladen wird.

Investition in den Denkmalschutz

Elf Mitarbeiter arbeiten jetzt am neuen Standort, es können bald mehr werden, wie Erik Moller, der Geschäftsführer der Marke Nordisk, bei der Neueröffnung erklärte. Räumliche Optionen dafür gibt es, wie die Eigentümer des Gebäudes, Andreas Dotterweich und Christian Kolb, versichern. Über den jetzt genutzten Räumen ist eine ganze Etage frei. Immerhin rund 400.000 Euro investierten die Eigentümer in den Umbau und die Renovierung des 120 Jahre alten Gebäudeteils - "ohne Fördermittel", wie sie gegenüber SZ betonen.

Dass Nordisk jetzt dieses Gebäude überhaupt bezog, ist der Görlitzer Wirtschaftsförderung zu verdanken. Deren Chefin Andreas F. Behr und ihre Mitarbeiterin Roswitha Hennig waren schon fast entmutigt, weil unter den zahlreichen angebotenen Gebäuden keins dem Nordisk-Chef gefiel. Schließlich zeigten die beiden Frauen ihm das denkmalgeschützte Gebäude in der Rauschwalder Straße, in dem vorher die Hoy-Reha tätig war. "Das ist es", sagte Moller und unterschrieb schließlich den Mietvertrag.

Nordisk-Geschäftsführer Erik Moller (Mitte) stellt dem Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu (links) einen Schlafsack vor. An dem arbeitete Carola Kuschel mit.
Nordisk-Geschäftsführer Erik Moller (Mitte) stellt dem Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu (links) einen Schlafsack vor. An dem arbeitete Carola Kuschel mit. © Paul Glaser/glaserfotografie.de
Blick in den Verkaufsraum, wo neben Schlafsäcken auch Bekleidung wie Jacken und Westen sowie Zelte und Taschen aus der Nordisk-Produktion zu sehen sind.
Blick in den Verkaufsraum, wo neben Schlafsäcken auch Bekleidung wie Jacken und Westen sowie Zelte und Taschen aus der Nordisk-Produktion zu sehen sind. © Paul Glaser/glaserfotografie.de
Blick in den Verkaufsraum.
Blick in den Verkaufsraum. © Paul Glaser/glaserfotografie.de
In so einem Zelt finden viele Menschen Platz.
In so einem Zelt finden viele Menschen Platz. © Paul Glaser/glaserfotografie.de
Daniela Kasper arbeitet seit fünf Jahren bei Yeti.
Daniela Kasper arbeitet seit fünf Jahren bei Yeti. © Paul Glaser/glaserfotografie.de
Ausschnitt aus der Produktpalette Zelte.
Ausschnitt aus der Produktpalette Zelte. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Mitarbeiterinnen fühlen sich wohl

Die Mitarbeiterinnen des Unternehmens freuen sich über die neue Produktionsstätte. Sie loben das Gebäude. "Es ist wirklich gut restauriert", sagt Daniela Kasper. Die 47-jährige Görlitzerin arbeitet seit fünf Jahren bei Yeti. Die gelernte Näherin fand hier einen Arbeitsplatz, der ihr sehr entgegenkommt. "Es gibt Tariflohn, das Arbeitsklima ist sehr gut und mit dem Ein-Schicht-System sind Beruf und Familie gut unter einen Hut zu bringen", sagt sie. Carola Kuschel und Simone Neumann, beide ebenfalls aus Görlitz, schließen sich dem an.

Diana und Marco Weiser wollen übrigens, sobald sie wieder in Tunesien sind, dort für Produkte aus Görlitz werben - Diana Weisers neue Sportjacke will sie gern auch dafür nutzen.