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Aktion: Großenhain mit Fähnchen gegen Hundehaufen

Die Verwaltung von Großenhain setzt sich gegen die stinkenden Hinterlassenschaften nun mit bunten Hinguckern zur Wehr. Und will vor allem zum Nachdenken anregen.

Von Catharina Karlshaus
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Eine Aktion mit Hingucker-Effekt: Am Donnerstagmorgen haben Mitarbeiter des Stadtbauhofs und Vollzugsdienstes in der Innenstadt gut 300 Hundehaufen mit Fähnchen markiert.
Eine Aktion mit Hingucker-Effekt: Am Donnerstagmorgen haben Mitarbeiter des Stadtbauhofs und Vollzugsdienstes in der Innenstadt gut 300 Hundehaufen mit Fähnchen markiert. © Daniel Schäfer

Großenhain. Am Ende ist die Ausbeute nicht eben gering. In zwei Gruppen waren die insgesamt neun Mitarbeiter des Großenhainer Stadtbauhofs und des gemeindlichen Vollzugsdienstes um Geschäftsbereichsleiter für Stadtkultur und Ordnung, Matthias Schmieder, am frühen Donnerstagmorgen ausgeschwärmt.

Ihr nicht gerade attraktives Ziel: kleine und große Hinterlassenschaften tierischer Mitbürger, die gegenwärtig für viel Verdruss unter den Einwohnern sorgen. "Ich finde das absolut richtig, was hier passiert! Wenn ich mir so einen Hund anschaffe, bin ich auch dafür verantwortlich, wenn er mitten auf dem Fußweg sein Geschäft verrichtet", befindet eine des Wegs kommende Rentnerin. In ihren jüngeren Jahren hätte die Familie auch mal einen Spitz besessen. "Aber da haben wir noch auf dem Dorf gelebt. Heute ist ein Hund irgendwie schick, aber leider wird nicht dran gedacht, dass da mehr dazu gehört, als ihn nur zu streicheln und mit ihm an der Leine durch die Gegend zu laufen", schimpft die 82-Jährige.

Momentan über eintausend Hunde angemeldet

Die Frauen und Männer in besonderer Mission haben derweil die ersten Häufchen ins Visier genommen. Am Rand der Beethovenallee liegend, scheinen sie in Größe und Lage der Inbegriff dessen zu sein, was im gegenseitigen Interesse innerhalb der Stadtgemeinschaft nun gar nicht sein soll. "Uns ärgert die Gleichgültigkeit, mit der manche Hundebesitzer unterwegs sind. Mit einem Tier übernimmt man schließlich immer auch Verantwortung. Natürlich sind nicht alle Besitzer der momentan 1.010 angemeldeten Hunde derart gedankenlos, denn viele sieht man achtsam mit ihrem Vierbeiner und einem Tütchen spazieren gehen“, erklärt Matthias Schmieder.

Der kleine, aber eben ganz entscheidende Anteil der nachlässigen Hundebesitzer schaffe es indes, nicht nur ihn, sondern auch alle sauberkeitsliebenden Großenhainer sowie die Gärtner des Stadtbauhofs regelmäßig in Unmut zu versetzen. Vor allem Letztere könnten ein leidiges Lied davon singen, bekämen sie es doch vor allem jetzt im Frühling wieder fast täglich mit den braunen „Tretminen“ zu tun, die sich den ganzen Winter über auf den Grünflächen angesammelt hätten. Beim ersten Mähen und Pflegen der Grünanlagen sei der überflüssige Kontakt mit den Kothaufen für sie nicht nur unappetitlich, sondern auf den Punkt gebracht eine echte Sauerei. Arbeitshosen, Schuhe und Rasenmäher würden entsprechend aussehen und - vor allem auch riechen.

Markierte Häufchen bleiben bis nach Ostern

Um Großenhains Hundebesitzer noch einmal deutlich auf das Problem aufmerksam zu machen, sei man an diesem Vormittag in besonderer Mission unterwegs. Entlang der Grünanlagen des „Musikerringes“ würden bis zum Mittag alle Hundeüberbleibsel mit farbigen Fähnchen gekennzeichnet. Die so markierten Häufchen sollen anschließend über Ostern liegen bleiben. „Wir wollen mit dieser Aktion eine Botschaft senden und die Hundehalter an ihre Pflichten erinnern. Die Idee ist nicht neu. Auch andere Städte, wie etwa Goslar oder Worms, versuchten damit schon, ihre Hundebesitzer zur Einsicht zu bewegen“, weiß Matthias Schmieder.

Vor ein paar Jahren hätten die Mitarbeiter des Bauhofs eine solche Aktion noch als zu aufwendig abgetan. Nun sei die Initiative von den leidtragenden Gärtnern selbst gekommen. "Letztlich wollen wir damit auch feststellen, ob sich die gefühlte Menge an 'Tretminen' mit der tatsächlich vorgefundenen deckt und einen realistischen Eindruck bekommen, was hier wirklich los ist. Dies ist auch für unseren Vollzugsdienst interessant, welcher das Thema entsprechend weiterverfolgt", bekennt Matthias Schmieder.

Für die einmalige Aktion - am Ende wurden dreihundert Haufen markiert - wären kostengünstig kleine gelbe Fähnchen erworben worden, die nach Ostern wieder entfernt würden. Bis dahin leuchteten sie allerdings weithin und erinnerten daran, was es braucht: Bewusstsein für Sauberkeit und - ein Tütchen.