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Pulverfabrik in Großenhain: Thomas de Maizière befürwortet das Projekt

Nach Debatten um den möglichen Bau des Rüstungsunternehmens Rheinmetall auf dem ehemaligen Militärflugplatz meldet sich Ex-Verteidigungsminister Thomas de Maizière zu Wort.

Von Catharina Karlshaus
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Er ist einer, der weiß, wovon er spricht: der ehemalige Bundesverteidigungsminister und einstige CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas de Maizière, hier auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz 2013.
Er ist einer, der weiß, wovon er spricht: der ehemalige Bundesverteidigungsminister und einstige CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas de Maizière, hier auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz 2013. © SAE Sächsische Zeitung

Großenhain. Nein, in Großenhain haben sie nicht vorbeigeschaut. Und dennoch dürfte all jenen Röderstädtern am Montagabend die Feierabendlaune vergangen sein - zumindest dann, wenn sie sich für eine Dokumentation des ersten Fernsehprogramms entschieden haben. Denn schon nach wenigen Minuten setzt die Story, welche mit dem Titel "Können wir Krieg?" überschrieben ist, genau dort an, worüber sich die Großenhainer seit Tagen unfreiwilliger Weise den Kopf zerbrechen müssen.

Am vergangenen Montag ereilte sie die Nachricht, dass möglicherweise das Rüstungsunternehmen Rheinmetall auf dem seit zehn Jahren entwickelten Industriegelände Flugplatz eine Pulverfabrik errichten könnte. Unmissverständliches Resümee des einstigen Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels: Die Bundeswehr habe im Fall der Fälle momentan für ein oder zwei Kampftage Munition.

Nicht nur Hilfe erwarten, sondern selbst etwas tun

Eine Situation, um die auch der ehemalige Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière - der CDU-Politiker hatte das Amt von 2011 bis 2013 inne - weiß. Der einstige Bundestagsabgeordnete des Landkreises Meißen macht auf Anfrage der Sächsischen Zeitung keinen Hehl daraus, dass die Bundeswehr tatsächlich eine bessere Ausrüstung benötige. Eine, zu der eben überdies Waffen, sonstige Geräte und Munition gehörten - die als solche nicht nur, aber auch in der Bundesrepublik produziert werden sollten.

"Landauf, landab hören wir die Kritik, dass wir in Deutschland nicht zu abhängig werden dürfen von Produktionen im Ausland. Das gilt für Medikamente, sichere IT-Lösungen und eben auch für unsere Verteidigung", erklärt Thomas de Maizière. Bündnis hieße eben auch, dass jeder Staat angemessene Lasten trage. Die Deutschen könnten nicht durch das Verteidigungsbündnis Hilfe erwarten und selber zu wenig dafür tun.

Worin besteht der Unterschied zu Zeithain?

Also im Umkehrschluss die im Besitz des sächsischen Freistaates befindliche Fläche in Großenhain der Bundesregierung auf dem Silbertablett präsentieren? "Als ehemaliger Bundestagsabgeordneter habe ich mich mit anderen intensiv dafür eingesetzt, dass auf dem Flugplatz Großenhain eine große Investition möglich wird. Und ich erinnere mich an die große Erleichterung, als ich als ehemaliger Verteidigungsminister entschieden hatte, dass das Munitionsdepot der Bundeswehr in Zeithain erhalten und sogar ausgebaut wird. Was ist jetzt anders, wenn es um eine neue Fabrik geht?", gibt Thomas de Maizière zu bedenken. Zeithain und Großenhain wären schließlich nur 20 Kilometer voneinander entfernt.

Rheinmetall: noch keine Entscheidung getroffen

Die Befürchtungen der Großenhainer seien indes ernst zu nehmen. Allerdings müsse jedes neue Werk - so auch im Zweifel das der börsennotierten Rheinmetall AG - alle Sicherheitsstandards erfüllen, damit die Bevölkerung nicht gefährdet werde.

Die Bewohner des Landkreises Meißen müssen sich weiterhin gedulden. Denn auch wenn sie sich über die Zukunft des Großenhainer Flugplatzes Gedanken machen - sie bleibt erst mal offen. "Für den möglichen Bau einer Pulverfabrik werden derzeit eine Reihe von Optionen in Bezug auf den Standort geführt. Es gibt noch keine Entscheidung bezüglich eines bestimmten Standortes", lässt Rheinmetall-Sprecher Oliver Hoffmann am Dienstagnachmittag wissen. Im Hinblick auf laufende Gespräche werde man sich aktuell nicht zum Stand der Überlegungen sowie konkreter Erfordernisse äußern.