Großenhain
Merken

Frühlingsstart in Großenhain, Sommerzeit und Märzschnee

Auf dem Wochenmarkt gehen Balkon- und Beetpflanzen. Der Frühling kommt kalendarisch am 20. März, die Sommerzeit elf Tage später. Wird's Ostern kalt?

Von Kathrin Krüger
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Frühblüher in Großenhain. Sie bringen frische Farbe
Frühblüher in Großenhain. Sie bringen frische Farbe © Daniel Schäfer

Großenhain. Wir leben im Sonnenjahr, haben Sie das gewusst? Es beginnt aber erst am 21. März und endet am 20. März 2025. Das sagt zumindest der 100-jährige Kalender. Und er prophezeit uns auch in der Großenhainer Pflege ein Jahr "mehr trocken als feucht und mittelmäßig warm". Wenn der Kalender stimmt, ist zwar am 20. März Frühlingsanfang. Doch es bleibt noch kühl bis zum Wochenende. Bis zum 31. März, also Ostern, könnte es wieder schön sein. Eine Stunde davon wird uns aber am Ostersonntag genommen: Denn dann stellen wir alle wieder um auf Sommerzeit.

Schon auf dieser alten Postkarte von 1916 wird die Sommerzeit aufs Korn genommen.
Schon auf dieser alten Postkarte von 1916 wird die Sommerzeit aufs Korn genommen. © SZ-Archiv

Mir fiel jüngst, als ich mit dem Pflanzen der Stiefmütterchen im Balkonkasten fertig war, eine Postkarte von 1916 in die Hände. Sie beweist: Schon damals gab es die neue Sommerzeit - also vor mehr als 100 Jahren! Am 30. April wurden die Uhren des Deutschen Reichs und in Österreich-Ungarn um 11 Uhr abends um eine Stunde auf Mitternacht vorgestellt. Die Sommerzeit sollte die energieintensiven „Materialschlachten“ des Ersten Weltkriegs unterstützen: Dadurch versprach man sich laut Wikipedia Energieeinsparungen bei der künstlichen Beleuchtung an langen Sommerabenden. Die Weimarer Republik schaffte die Sommerzeit 1919 dann wieder ab.

Im Zweiten Weltkrieg besann man sich allerdings wieder darauf. Von 1940 an dauerte die Umstellung sogar zwei Jahre bis 1942, dann wieder jährlich. Und nach Kriegsende wurde es in den Besatzungszonen sogar ganz kurios. Ein älterer Heimatforscher aus Großenhain erzählte mir, dass 1947 in der sowjetischen Zone vom 11. Mai bis 29. Juni Moskauer Zeit galt. "Die Uhren wurden um zwei Stunden vorgestellt, um die Fahrpläne, den Funk- und Telefonverkehr zwischen den Besatzungstruppen und der Sowjetunion besser koordinieren zu können", erzählte er mir. Es soll manchmal ein ziemliches Durcheinander gegeben haben, weil die bäuerliche ländliche Bevölkerung die alte Zeit beibehielt, während die Städter sind an die neuen Regelungen hielten. Sie endeten endgültig 1949. Von 1950 bis 1979 gab es in Deutschland keine Sommerzeit. 1980 führen beide deutsche Staaten sie zeitgleich aus energiepolitischen Gründen wieder ein.

Und wie ernst ist das nun mit der Märzenkälte? Hilft uns wiederum ein Blick in die Geschichte weiter? 1962, 1965 und 1987 soll der Chronik zufolge noch mehrere Tage Schnee im Marsmonat gelegen haben. 1958 und 1970 im gesamten Monat. Wetterbeobachter Heinz Fischer weiß, dass sich Märzenkälte bildet, wenn sich über Mitteleuropa ein lang gestrecktes Hochdruckgebiet aufbaut, das kalte Polarluft auf direktem Wege vom Norden oder Osten zu uns lenkt. Danach sieht es nach diesjähriger Wetterprognose nicht aus. Schauen wir also am Mittwoch genau aufs Thermometer: Wie das Wetter zu Frühlingsanfang, so ist's den ganzen Sommer lang. Ein wichtiger Lostag sei auch der 27. März. Also eine Woche nach Frühlingsanfang. Da gäbe es ebenfalls Auskunft über die Witterung der nächsten Wochen.

Auch wenn der Februar schon so schön war wie der April, sollten wir vorsichtig sein. "Seit Längerem deuten Wettermodelle ein Abrutschen der Temperaturen im letzten Märzdrittel an", heißt es bei Wetter.de. Weiße Ostern seien nicht unwahrscheinlich. Mit dem Bepflanzen von Beeten sei also doch noch zu warten.