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Großenhainer Gymnasiast will Recycling revolutionieren

Cristiano Wiedemann hat sich für "Jugend forscht" mit Plasteverwertung beschäftigt. Die Idee kam ihm bei Radfahren. Er vernetzte sich dafür mit Fachleuten.

Von Kathrin Krüger
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Cristiano Wiedemann ist Schüler der zehnten Klasse im Werner-von-Siemens-Gymnasium Großenhain. Er war bei "Jugend forscht" erfolgreich.
Cristiano Wiedemann ist Schüler der zehnten Klasse im Werner-von-Siemens-Gymnasium Großenhain. Er war bei "Jugend forscht" erfolgreich. © Kathrin Krüger

Großenhain. Zehntklässler Cristiano Wiedemann aus Weißig a.R. fuhr mal wieder mit dem Fahrrad durch den Wald. "Da lag viel Müll herum, vor allem aus Plaste", stellte der Gymnasiast fest. Und kam auf die Idee, dass er da was tun sollte. "Ich interessiere mich für die Plastikverwertung und wie man das so gestalten kann, dass die Reaktionsprodukte verwertet werden können", sagt der 16-Jährige. Ein innovativer Ansatz. Er begann zu lesen, zu recherchieren und nach Fachleuten zu suchen. Cristiano wusste, dass daraus eine Komplexe Lernleistung (KL) werden könnte, die ihm eine gute Zensur einbringt. Auf der Messe Karrierestart kam er zu "futureSax", der Innovationsplattform des Freistaates. Dort wurde er mit dem Fraunhofer-Institut, der TU Dresden, der Geotechnikfirma GLU und Vertretern des "Grünen Punkt" vernetzt.

Das Problem bei der Plasteverbrennung ist, dass auch giftige Gase Endprodukte sind. Cristianos Ansatz ist daher, verschiedene Verfahren zu kombinieren und bei einer Vorverbrennung die Reaktionsstoffe zu trennen. Der Nachwuchswissenschaftler wurde von seinem Lehrer Kai-Uwe Arnold und den Fachleuten darin bestärkt. Cristiano experimentierte in der Schule. "Doch man braucht dazu einen Wirbelschichtreaktor, einen Hochverbrennungsofen, der bis zu 2.000 Grad erzeugen kann", so der Schüler. Teilweise werde das in der Forschung schon gemacht. Erprobte Verfahren hat Cristiano in seine Arbeit eingebaut, doch das Eigentliche kann er nicht selbst simulieren. Das Problem ist, dass das Verfahren in der Praxis noch nicht effektiv läuft.

Cristiano mit Fachpublikum beim Wettbewerb "Jugend forscht".
Cristiano mit Fachpublikum beim Wettbewerb "Jugend forscht". © privat

"Technisch wird das möglich sein, man kann Chlorwasserstoff als Ausgangspunkt für neue Plastikprodukte gewinnen", sagt der Jungforscher. Damit werde aus einem Abgas ein Rohstoff. "No pla(stic)" hat er seine Arbeit genannt und sie zum Wettbewerb "Jugend forscht" eingereicht. Beim Regionalfinale in Dresden hatte er einen eigenen Stand und viele Gespräche. "Von normalen Besuchern und Fachleuten", sagt der Gymnasiast. Viele Hinweise, aber auch kritische Anmerkungen bekam er zu hören. Verliehen wurde ihm von der Jury ein Sonderpreis für ein Weiterentwicklungscamp beim Fraunhofer-Institut. "Das ist doch sinnvoller als ein erster Preis, weil ich meine Idee dort mit Fachleuten weiterentwickeln kann", freut sich Cristiano.

Wer weiß, vielleicht ist sogar ein Patent für die Sekundärrohstoffgewinnung daraus zu erzielen. "Das ist mein Ziel", sagt der Schüler selbstbewusst. Er habe in diesen zwei Jahren sehr viel gelernt. Für den Leistungskurs der Abiturstufe hat er Mathematik-Physik gewählt. "Ich will Partner für meine Idee finden, um einen Prototyp für die praktische Anwendung zu entwickeln", sagt Cristiano Wiedemann. Seine Eltern hätten ihn sehr bei der Komplexen Lernleistung und seinem Antrag für "Jugend forscht" unterstützt. Scheu vor wissenschaftlicher Arbeit mit Praxisbezug hat dieser junge Mann längst nicht mehr.