SZ + Großenhain
Merken

Großenhainer ist weltweit gefragter Techno-DJ

Daniel Stefanik wohnt jetzt bei Leipzig und wurde schon in der Schweiz, in London oder Japan mit seinem eigenen Plattenlabel gefeiert. Wie der 44-Jährige zu einer DJ-Größe in der Technoszene wurde.

Von Kathrin Krüger
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Daniel Stefanik legt hier in Hagenwerder elektronische Tanzmusik auf. Bis nach Japan war der gebürtige Großenhainer gefragt.
Daniel Stefanik legt hier in Hagenwerder elektronische Tanzmusik auf. Bis nach Japan war der gebürtige Großenhainer gefragt. © Nikolai Schmidt

Großenhain. Daniel Stefanik verliebte sich Mitte der 90er-Jahre in Techno. Im Juni 1978 in Großenhain geboren und aufgewachsen, ein Schüler der Kupferbergschule, war er damals DJ im Conny-Wessmann-Haus. Ein eher zurückgezogener Junge, der schon mit vier Jahren das Schlagzeugspielen gelernt hatte. Und acht Jahre später am Keyboard saß. Vor Techno kam Depeche Mode. Und danach kamen Elektro-Klänge. "Ich schottete mich zum Musikmachen richtig ab", sagt Daniel Stefanik zu seinem Hobby, das ihn neben dem Abschluss der Fachoberschule für Technik in Riesa 2002 und einem Elektrotechnik- und Informatikstudium in Leipzig ganz in Beschlag nahm. Mit Erfolg.

Seine Eltern Lydia und Thomas Gripp haben ihn musikalisch geprägt. "Mein Stiefvater sammelte ganz viele gute Platten, da hab ich mit zugehört. Und meine Mutter spielte Gitarre und war sogar mal bei einem Casting für die Sendung Sprungbrett mit Carmen Nebel", berichtet Daniel Stefanik.

Heute ist der 44-jährige Musiker und Produzent selbst international bekannt und gefragt. Die Internetseite komplett auf Englisch. Seine Tracks wurden in vielen Clubs in Deutschland gehört, aber auch im The Egg in London oder im "Tba" in der Schweiz. Seit 20 Jahren verdiente der ehemalige Großenhainer mit Techno- und Housemusik Geld: 2003 brachte er mit seinem Freund Matthias Tanzmann die Debüt-Platte "Them People" heraus. Es folgten 32 Veröffentlichungen und Remixe zum Tanzen und Chillen für Menschen seines Alters. Oder jünger. Ende 2008 erschien Daniel Stefaniks von der Kritik gefeiertes Soloalbum "Reactivity". Für ihn ist Musik machen wie verliebt sein. "Es ist einfach so schön, es macht dich einfach nur glücklich", sagt der Ex-Großenhainer, den sie auch "Sonnenschein" nennen.

Seine Eltern wohnen noch in Großenhain, in der Käthe-Kollwitz-Straße. Wenn er hier ist, bleibt er bei der Familie, denn er hat jetzt selbst Familie: zwei Kinder. Seine Bekanntheit erklären Freunde aus der weltweiten Berühmtheit von elektronischer Musik aus Deutschland. Partytouristen aus der ganzen Welt kommen deshalb nach Berlin, heißt es. Auch Leipzig entwickelte sich zu einem Zentrum. 

Daniel Stefanik ist eine Größe in der dortigen Technoszene, weil er den sogenannten Detroit-Techno repräsentiert. Eine starke Basis in der Clubszene und handverlesene Auftritte zeichneten den immer noch zurückhaltenden Mann aus, der jetzt, wie man so schön sagt, im besten Alter ist. Früher zählte er noch zu den DJs, die jedes Wochenende quer durch Europa und sogar bis Argentinien und Brasilien zu Auftritten reisten. "Ich hatte eine eigene Bookingagentur", sagt Daniel Stefanik. "Ich traf den Nerv der Zeit."

Wenn er ans DJ-Pult tritt, ist von Zurückhaltung nichts mehr zu spüren. Als würde er mit dem Kopfhörer auch seinen eigenen Pulsschlag an den Bass anstöpseln, packt ihn der Maschinen-Sound seiner Techno-Musik. Er wippt mit dem Kopf, tänzelt hinterm Mischpult umher, dirigiert die Trommelwirbel mit seinen Zeigefingern – und zieht so das Publikum gnadenlos in seinen Bann. "Ein DJ sollte gefälligst seinen Allerwertesten in Bewegung setzen", sagte Daniel Stefanik mal.

Auf den Tanzflächen der Welt war man bis zur Corona-Pandemie auf die schweißtreibenden DJ-Sets des Sachsen scharf. Daniel Stefanik wagte sich sogar an eine Clubtour nach Japan. Nun verlegt sich der Ex-Großenhainer nach 15 intensiven Jahren hauptsächlich auf die Programmierung experimenteller Musik. Sein Stammclub Destillerie in Leipzig musste Anfang des Jahres schließen. Daniel verdient sich seine Brötchen seit fünf Jahren als Informatiker bei der European Energy Exchange AG.

"Wichtig für meine musikalische Entwicklung war die mit Synthesizer-Pop gespickte Plattensammlung meiner Eltern", sagt der Großpösnaer – das liegt im Landkreis Leipzig. Wenn sich auch deshalb einer mit musikalischen Computer- und Kompositionsprogrammen auskennt, dann Daniel Stefanik. Doch trotz seines Erfolgs ist er erfrischend normal geblieben. Das merkt man auch in einem ARD-Fernsehbeitrag vom Jahresanfang, in dem es um "Techno House Deutschland" geht. Mittlerweile ist er auch im bürgerlichen Leben angekommen.