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Nach tödlichem Unfall: ADFC fordert Radweg an der S 91

Die Staatsstraße war vor sieben Jahren ausgebaut und begradigt worden. Doch an einen Streifen für die Radler wurde an dieser Strecke nicht gedacht.

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An der Staatsstraße zwischen Folbern und Kalkreuth gibt es keinen Radweg.
An der Staatsstraße zwischen Folbern und Kalkreuth gibt es keinen Radweg. © Kristin Richter

Kalkreuth. Nach dem Unfall auf der Staatsstraße 91 zwischen Folbern und Kalkreuth, bei dem am Wochenende ein 18-jähriger Radfahrer getötet wurde, zieht der ADFC die sächsische Staatsregierung zur Verantwortung. Konrad Krause, Geschäftsführer des Fahrradclubs, findet deutliche Worte: "Die Anwohner vor Ort sind in den letzten 20 Jahren nicht müde geworden, forderten immer wieder den Bau eines Radwegs." Die Staatsregierung habe jede neue Bitte der Gemeinden um einen Radweg abgewiegelt. "Es ist für mich keine Frage: Sachsens Verkehrsminister trägt eine Mitverantwortung für diesen unnötigen Unfall", so Krause.

Der ADFC ist überzeugt, dass der Radwegebau in Sachsen nur dann an Fahrt gewinnen wird, wenn die Staatsregierung sowohl bei den Investitionen im Haushalt als auch beim Planungspersonal deutlich aufstockt. "Der Ausbau des Radwegenetzes ist dringend nötig. Ich habe manchmal den Eindruck, dass viele Verantwortliche ihn für einen netten, aber unnötigen Luxus halten", sagt Krause. Die jahrelange Untätigkeit des Freistaats räche sich immer wieder mit solchen dramatischen Unfällen. "Wo ein Radweg nicht schnell realisierbar ist, muss zur Sicherheit des Radverkehrs die zulässige Höchstgeschwindigkeit herabgesetzt werden" fordert der ADFC-Geschäftsführer. Die S 91 zwischen Folbern und Kalkreuth ist für 100 km/h Höchstgeschwindigkeit freigegeben.

Seit vielen Jahren fordern die Anwohner von Folbern und Kalkreuth sowie die Stadt Großenhain einen Radweg an der S 91. Bereits mehr als 20 Jahre sind vergangen, seit der Großenhainer Stadtrat den Freistaat zum Bau des Radwegs an dieser Strecke aufforderte. Auch als die Staatsregierung 2013 die Radverkehrskonzeption ausarbeitete, meldete Großenhain Bedarf für einen Radweg auf diesem Abschnitt an. Doch die Forderungen blieben ohne Erfolg. Immer wieder lehnte es der Freistaat ab, zwischen Kalkreuth und Großenhain parallel zur S 91 einen Radweg zu errichten, weil es bereits eine touristische Radverbindung entlang der Großen Röder gibt.

Ausbau startete 2016

Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr Meißen startete 2016 den 4,5 Mio. Euro teuren Ausbau der Straße - jedoch ohne den geforderten Radweg. Der Leiter der Meißner Niederlassung des Landesamts ließ sich 2018 mit der Aussage zitieren, dass neue Radwege hinten anstehen. Dies bleibe laut ADFC nicht ohne Folgen. Immer wieder kommen auf Sachsens Straßen Menschen mit dem Rad ums Leben, weil sichere Radwege fehlen. Ende 2018 starb ein Radfahrer bei einem schweren Verkehrsunfall auf der S 81 bei Auer, keine 15 Kilometer entfernt. Auch auf dieser Strecke hatte der Freistaat sich bisher beim Ausbau der Straße um den Bau des Radwegs gedrückt. Bis heute ist die Strecke nicht entschärft. Stattdessen mahnen Schilder zu rücksichtsvoller Fahrweise. "Ob dies die Straße wirklich sicher macht, daran habe ich ernsthafte Zweifel", so Krause.

Nur etwa 17 Prozent der sächsischen Staats- und Bundesstraßen sind bisher mit einem Radweg ausgestattet. Dabei will Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig bis 2025 noch fast 500 Kilometer Radweg an Staats- und Bundesstraßen von höchster Priorität fertigstellen. Das entspricht über 100 Kilometer Radweg pro Jahr. Dass dieses Ziel noch zu erreichen ist, glaubt in Fachkreisen niemand mehr. Der Radverkehr im Freistaat soll sich bis 2025 verdoppeln. In seinem aktuellen Bericht stellt der sächsische Landesrechnungshof laut fest, dass die Zielvorgaben der Radverkehrskonzeption von 2014 nicht im Einklang mit den tatsächlichen Kapazitäten und den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln stünden. (SZ/krü)