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Thiendorf: Für mehrere Millionen Euro entsteht Kraftwerk der Zukunft

Bis Ende April dauert die Umleitung der B98 in Thiendorf noch an. Hier wird ein Gasanschluss für ein Speicherkraftwerk gelegt, das deutschlandweit besonders ist.

Von Kathrin Krüger
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Projektleiter Alexander Koch von Energas vor dem neuen Speicherkraftwerk in Thiendorf. Es soll zum Jahresende den Betrieb aufnehmen.
Projektleiter Alexander Koch von Energas vor dem neuen Speicherkraftwerk in Thiendorf. Es soll zum Jahresende den Betrieb aufnehmen. © Matthias Schumann

Thiendorf. Die Verkehrsteilnehmer müssen noch weiter Geduld haben. Die große Umleitung in Thiendorf an der Bundesstraße mit teilweiser Sperrung der Autobahnauffahrten ist nach neuerlichen Informationen der Sachsenenergie erst voraussichtlich 26. April vorbei. Hier wird eine Biomethanleitung von Mühlbach kommend mit einem neuen Übergabepunkt unter der Autobahn angebunden. Das Projekt, für das diese Leitung - gleich mit Breitbandanschluss - von der Sachsen-Energie verlegt wird - ist aber noch voll im Bau: ein Speicherkraftwerk an der Gärtnereisiedlung Richtung Liega.

Seit Mitte des Vorjahres ist Alexander Koch von der Energas Ravensburg mit seinen Leuten hier, um sechs Blockheizkraftwerke zum Laufen zu bringen. Sie sind mit je 3,5 Megawatt Leistung das Herzstück des Speicherkraftwerkes. Den Großteil umfasst der Auftrag allein an Energas bzw. den Motorenhersteller Jenbacher Innio. Das SKW Speicherkraftwerk als Joint Venture des Energielieferanten Danpower mit der Ingenieurgesellschaft Energethik investiert in Thiendorf in ein zukunftsweisendes Konzept für eine verlässliche Strom- und Wärmeproduktion. Auch bei Dunkelflaute, so Geschäftsführer Nico Blume.

Das Fundament für einen 16 Meter hohen Wärmespeicher mit Wasser. Er bekommt ein Fassungsvermögen von acht Millionen Liter.
Das Fundament für einen 16 Meter hohen Wärmespeicher mit Wasser. Er bekommt ein Fassungsvermögen von acht Millionen Liter. © Matthias Schumann
Ein Motor im Speicherkraftwerk. Sechs Gasmotoren sind insgesamt eingebaut.
Ein Motor im Speicherkraftwerk. Sechs Gasmotoren sind insgesamt eingebaut. © Matthias Schumann
Noch bis Freitag besteht die Straßenbaustelle unter der Autobahn. Hier wird die Gasleitung angebunden.
Noch bis Freitag besteht die Straßenbaustelle unter der Autobahn. Hier wird die Gasleitung angebunden. © Matthias Schumann

Dunkelflaute? Das ist der Zustand, wenn Windenergie- und Solaranlagen in einer Region wegen Schwachwind und zugleich auftretender Dunkelheit, insbesondere in den Wintermonaten, keine oder nur geringe Mengen elektrischer Energie produzieren. Das neue Speicherkraftwerk, das am Jahresende in Betrieb gehen soll, gibt dann Strom ins Hochspannungsnetz ab und Wärme an die Gärtnereisiedlung. Die heizt zwar schon mit einer Biogasanlage. Aber weitgehend noch mit Kohle und Öl. "Wir verwenden im Speicherkraftwerk regeneratives Biomethan, das in den leistungsstarken Gasgeneratoren in Strom umgewandelt wird", erklärt Projektleiter Koch. 700 Kubikmeter Gas sollen jeden der sechs Motoren pro Stunde durchfließen. Rund 20 Mitarbeiter schaffen dafür gerade die Voraussetzung. Die Technik kommt aus Österreich.

"Dieses Konzept ist deutschlandweit einzigartig"

Alexander Koch führt uns durch eines der sechs Gebäude und zeigt draußen ein rundes Betonfundament von 26 Meter Durchmesser. "Hier entsteht der Wärmespeicher, ein Zylinder mit 16 Meter Höhe und acht Millionen Liter Fassungsvermögen", erklärt Koch. Das Wasser wird auf 95 Grad erhitzt und gibt dann die Wärme ab, wenn sie gebraucht wird. Als Zwischenspeicher. Auch ein großer igluförmiger Gasspeicher wird hinter dem Wasserhochbehälter noch gebaut. "Das alles war vorher Landwirtschaftsfläche", sagt Geschäftsführer Blume auf SZ-Nachfrage. Ein Hektar ist die ganze Anlage groß.

Und groß sei laut Nico Blume auch ihre Bedeutung. "Dieses Konzept ist deutschlandweit einzigartig", so der Potsdamer. Erst seit 2021 gäbe es dieses Ausschreibungssegment im Erneuerbare-Energien-Gesetz, das der Danpower-Verbund gewonnen habe. Ein Schwesterprojekt mit der Hälfte der Leistung, nämlich zehn Megawatt, stehe im nördlichen Nordrhein-Westfalen. Der gesamte bedarfsgerechte Strom, der in Thiendorf aus regenerativem Methan hergestellt wird, wird gefördert. Die Wärme könne die großen Gewächshäuser zu 100 Prozent heizen. Vielleicht auch nahegelegene Wohnhäuser versorgen. Auf alle Fälle, unterstreicht Nico Blume, sei der Weg frei für eine zukünftige Einbindung von Abwärme und den Betrieb mit Wasserstoff.