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Skäßchen: Zurück nach Hause ins Pfarrhaus

Andres Straßberger zog mit Sabine Henkel in das Grundstück seiner Kindheit. Doch Pfarrer wie sein Vater ist er nicht. Er hat mit seiner Partnerin andere Pläne.

Von Kathrin Krüger
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Sabine Henkel und Andres Straßberger sind die neuen Bewohner im Pfarrhaus Skäßchen.
Sabine Henkel und Andres Straßberger sind die neuen Bewohner im Pfarrhaus Skäßchen. © Kristin Richter

Skäßchen. Ein wunderschöner Meditationsraum erstreckt sich neben der Küche der neuen Bewohner im Pfarrhaus. Sitzkissen, Klangschalen und eine freundlich-helle Farbgestaltung prägen dieses Zimmer. "Zu DDR-Zeiten sah es hier noch anders aus - da war der Zuschnitt der Räume auch ein anderer", sagt Andres Straßberger. Seinen Familiennamen kennen im Ort sehr viele. Vater Eberhard Straßberger war von 1966 bis 1981 Pfarrer im Dorf. Andres hat bis dahin hier gewohnt, ist in Großenhain geboren. Im Pfarrhof steht noch die Linde, die aus diesem Anlass gepflanzt worden ist. Auch der Walnussbaum, der seiner jüngsten Schwester gewidmet ist, ist noch da.

Dass der Pfarrerssohn nun wieder mit seiner Partnerin Sabine Henkel nach Skäßchen zurückgezogen ist, war anfangs "absurd", wie er sagt. Denn eigentlich wäre die Wohnung ja durch einen Pfarrer belegt. Für die beiden war es aber ein Glücksumstand. "Wir wollten zusammenziehen und haben in Dresden nichts gefunden", so Sabine Henkel, die aus Freital stammt. Sie arbeitet in Dresden. Er ist an der theologischen Fakultät in Leipzig im Prüfungsamt tätig. Die Wohnung im Pfarrhaus Skäßchen stand nach dem Weggang der Seffers zwei Jahre leer. Nur weil die Pfarrstelle jetzt aufgelöst wurde, hatte das Paar eine Chance, herzuziehen. "Andres schwärmte immer von seiner Kindheit", sagt Sabine Henkel. Seit Juni richten sie sich nun hier häuslich ein.

Ruhe, viel Natur und Raum für Kontemplations-Seminare waren den beiden wichtig bei der Auswahl ihrer Wohnung. In Skäßchen haben sie alles gefunden. "Ich kenne das Pfarrhaus noch mit jedem Winkel, auch wenn es 2006 grundsaniert wurde", sagt Andres Straßberger. Viele Kindheitserinnerungen kommen ihm jetzt zurück. Als die beiden Neu-Bürger an der 700-Jahrfeier des Ortes teilnahmen, wurden sie herzlich empfangen. "Das hat uns das Ankommen sehr erleichtert, ich hab doch noch Schulfreunde und Bekannte hier", meint der 54-Jährige. Rasch fand das Paar Zugang in die Kirchgemeinde. Sabine Henkel wurde gleich in den Ortsausschuss aufgenommen. Andres Straßberger hielt schon einen Seniorennachmittag in Oelsnitz. Als Prädikant leitet er Ende August den ersten Gottesdienst in Skäßchen.

Dennoch hatte Andres Straßberger anfangs Angst, dass er der Ersatzpfarrer wird. "Ich bin nicht in kirchlichem Auftrag hier, Pfarreraufgaben sind nicht die meinen", sagt er ganz klar. Mit seiner Partnerin hat er eigene Pläne, und die sollen sich ab Herbst verwirklichen. Wie schon im Gemeindebrief angekündigt, wollen die beiden ehrenamtliche seelsorgerische Arbeit in Form von gemeinschaftlicher Stillemeditation anbieten. Sabine Henkel ist in Familienaufstellung ausgebildet, Andres Straßberger macht eine zertifizierte Schulung in geistlicher Begleitung. Ihre Angebote sollen offen für alle sein, das Pfarrhaus soll ein offenes Haus "mit neuen Vorzeichen" werden. Für ganzheitliche Lebens- und Glaubenspraxis. Das haben Henkel und Straßberger schon offen im Kirchenvorstand kommuniziert. "Wir sind keine U-Boote, die irgendwann die Piratenflagge hissen", kommentiert Andres Straßberger nonchalant.

Das Paar fühlt sich in Skäßchen sehr wohl, schätzt die Lebendigkeit des Ortes. Hier haben sie ein gutes Netzwerk, wissen die beiden. Ihre psychosozialen und geistlichen Angebote wollen sie auf Spendenbasis laufen lassen, für jeden Interessierten zugänglich. An einer Homepage basteln die beiden schon. Und Kätzchen Merle schaut dabei zu.