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Freizeit: So wurde die Röderradroute geboren

Seit zehn Jahren können Radfahrer entlang der Großen Röder unter anderem von Radeburg bis Röderaue strampeln. Die Anfänge der Strecke waren turbulent.

Von Kathrin Krüger
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Die Radsaison startet, hier in Zabeltitz. Das Barockdorf liegt an der Röderradroute. Zum Anradeln am 7. Mai ist Zabeltitz eine Station.
Die Radsaison startet, hier in Zabeltitz. Das Barockdorf liegt an der Röderradroute. Zum Anradeln am 7. Mai ist Zabeltitz eine Station. © Norbert Millauer

Region. 2009 war Freizeitradeln zwar auch schon beliebt. Doch die Bedingungen ließen teilweise zu wünschen übrig. Holprige Wege, fehlende Ausschilderung und kaum Infomaterial machten das Freizeitvergnügen vor allem für Auswärtige kaum attraktiv. Das wollte der Landkreis Meißen ändern und plante eine neue touristische Fahrradroute entlang der Großen Röder. 65 Kilometer von Röderaue über Großenhain bis Radeburg.

Mittlerweile ist die vor genau zehn Jahren fertiggestellte Strecke ein beliebtes und oft nachgefragtes Freizeitangebot, wie das Großenhainer Fremdenverkehrsbüro im Rathaus bestätigt. Entlang der Flüsse zu fahren, hat seinen Reiz, aber auch seine Tücken. "Der Elberadweg war zeitweise schon überfüllt und viele Radler suchten nach Alternativen", erinnert sich Klaus Kroemke. Der Radeburger hat über die Gebietsgemeinschaft Dresdner Heidebogen großen Anteil an der Röderradroute und kann sich gut an den schwierigen Start erinnern. "Es gab weder eine verwertbare Karte noch anfangs detaillierte Kostenvorstellungen", so Kroemke. Die große Hoffnung war die EU-Förderung der ländlichen Entwicklung. Ziel war es auch dort, gut ausgeschilderte neue Radrouten für Ausflügler zu schaffen.

Der 2020 verstorbene Kreisradwegewart Hans-Jochen Gramann hat die Gegend wochenlang mit dem Rad erkundet, dokumentiert, die neue Strecke ausgearbeitet und die Unterlagen dem Landratsamt übergeben. Sein Fazit damals: "Die Gegend ist wunderschön, aber fahrradtouristisch nicht erschlossen." Jede Kommune habe zwar etwas gemacht, aber an der Gemeindegrenze sei Schluss gewesen. Ortsfremde kamen ohne Hilfe nicht ans Ziel. Man plante nicht nur das Aufstellen von fast 300 Wegweisern. Sondern auch die Verbesserung der Qualität der zu fahrenden Wege.

Radwegekarten weisen auf die Röderradroute hin.
Radwegekarten weisen auf die Röderradroute hin. © Norbert Millauer
So berichtete die SZ vor zehn Jahren von der Eröffnung.
So berichtete die SZ vor zehn Jahren von der Eröffnung. © undefined
Röderradroute (grün), Elberadweg (blau), Elbe-Elster-Route (hellblau), die Sächsische Städteroute (rot) und der Schwarze-Elster-Radweg (gelb) sind gut vernetzt.
Röderradroute (grün), Elberadweg (blau), Elbe-Elster-Route (hellblau), die Sächsische Städteroute (rot) und der Schwarze-Elster-Radweg (gelb) sind gut vernetzt. © PR

Keine neue Idee

Die Anrainerkommunen wurden vom Regionalmanagement des Dresdner Heidebogens einbezogen. Ein Neubau von Radwegen war vorerst nicht geplant. Alternative Ausschilderungen wurden an manchen Stellen zum Problem: an der Paulsmühle in Kalkreuth, am Schloss Cunnersdorf oder entlang des Röderneugrabens in Großenhain, wo es damals noch keinen festen Radweg auf dem Damm gab. Doch die Touristiker gaben nicht auf. Denn letztlich waren die Kommunen schon in der Spur: Sie beteiligten sich an der Beschilderung, die Bauhöfe übernahmen die Installation der Wegweiser.

Die Idee zu der Route existierte schon länger. Denn das Gebiet der Röder liegt genau zwischen Elbe und Elster. Es musste also auch gelingen, praktikable Radverbindungen zu schaffen. "Deshalb arbeiteten drei Regionen an der Ausweisung der Röderradroute: neben uns als Heidebogen auch das Elbe-Röder-Dreieck und die Westlausitz im Landkreis Bautzen", blickt Klaus Kroemke zurück. So gelang es, ein touristisches Qualitäts-Radwegenetz zu schaffen. Fährt man ab Elberadweg in Radebeul bis zur Sächsischen Städteroute bis Medingen, trifft man dort auf die Röderradroute. Folgt man dieser bis zum Ende in Kosilenzien, kommt man über den brandenburgischen Fernradweg F5 in Mühlberg wieder zum Elberadweg. Anders herum führt besagte F5 zum Elsterradweg, und über diesen kommt man zur Elsterquelle und der ebenfalls am Hochstein gelegenen Röderquelle - von da aus über den Röderradweg wieder zurück.

Röderroute in 3D

Am 20./21. April 2013 war es dann so weit: In Radeburg wurde angeradelt. Mit dabei die heutige Bürgermeisterin und damalige Heidebogen-Regionalmanagerin Michaela Ritter. Auf insgesamt 105 Kilometer war die Route bis dahin angewachsen. Das Stück zwischen Mündung und Großenhain wurde bereits 2012 ausgeschildert. Mit dem Teilstück Radeburg-Medingen wurde die Lücke bis zur Städteroute geschlossen. Das letzte Stück bis in der Westlausitz - vom Abzweig Städteroute im Seifersdorfer Tal bis zur Quelle - folgte später. Übersichtstafeln, Pfeilwegweiser und Ortseingangsschilder sowie die Pfosten wurden vom Heidebogen zur Verfügung gestellt.

Die steigungsarme, abwechslungsreiche Strecke bot sich von Anfang an für Rad-Ausflügler, die gern an Sehenswürdigkeiten - den sogenannten Freizeitperlen - halt machen möchten: zum Beispiel in Radeburg am Heimatmuseum mit Heinrich-Zille-Ausstellung, in Großenhain am Kulturschloss, am Museum Alte Lateinschule, der Marienkirche, in Skassa an der Zürner-Gedenkstätte, in Zabeltitz am Palais mit Barockgarten, Altem Schloss und Bauernmuseum oder in Tiefenau an Schlosskirche und Rosengarten. All diese touristischen Informationen mit Öffnungszeiten und Angeboten kamen in die Radwanderkarten und Infobroschüren. Auch an die Anbindung an Bahnhöfe wie Großenhain oder an die Lößnitzgrundbahn in Radeburg wurde gedacht.

Heutzutage fährt der Radler kaum noch mit Papierkarten. Entsprechend den Kriterien des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC für Qualitätsradewege kann man die Röderradroute online planen und per Navigations-App folgen. Im Internet gibt es sogar eine 3-D-Variante. Damit ist die Route im entsprechenden Kataster des Freistaates. Und zwischenzeitlich auch noch mal ganz neu ausgeschildert, was nicht unumstritten war.