Großenhain
Merken

Mit Blumen gegen das Vergessen: Demenz-Aktion geht in die zweite Runde

Vergangenes Jahr fand eine erste Pflanzenspende-Aktion in Riesa statt, um auf Demenz aufmerksam zu machen. Am 11. April geht die Aktion der Diakonie Meißen in mehreren Städten des Kreises weiter. So können Bürger sich beteiligen.

 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Auch diese Bewohnerin des Riesaer Seniorenhauses „Albert Schweitzer“ freute sich im Vorjahr über die Blumenspende.
Auch diese Bewohnerin des Riesaer Seniorenhauses „Albert Schweitzer“ freute sich im Vorjahr über die Blumenspende. © Felix Kim/Diakonie

Landkreis. Ältere Menschen mit Demenz sind vergesslich. Doch damit sie nicht vergessen werden, hat die Landesinitiative Demenz Sachsen e. V. mit der Diakonie die Vergissmeinnicht-Pflanzaktion ins Leben gerufen. Die Erstausgabe als Pilotprojekt für Sachsen fand im Vorjahr in Riesa statt. Nun wird in diesem Jahr für den 11. April aufgerufen – und zwar diesmal in mehreren Orten des Landkreises.

Dank fleißiger Blumenspenden konnten im Vorjahr Grünflächen in der Stadt, darunter der Riesaer Puschkin-Platz und der Garten des Seniorenhauses „Albert Schweitzer“, verschönert werden. Mehr noch ging es den Organisatoren darum, das Thema Demenz im gesellschaftlichen Raum sichtbarer zu machen. Und an von Demenz betroffene Angehörige zu erinnern. Dies soll 2024 nun wiederholt und erweitert werden. „In Sachsen leben schätzungsweise 103.000 Menschen mit Demenz. Viele von ihnen können noch lange nach der Diagnose ein selbst bestimmtes Leben führen", sagt Simone Vierkant, Fachreferentin der Landesinitiative Demenz Sachsen e.V. Alzheimer Gesellschaft. Damit das gelingen könne, brauchen sie Unterstützung, hilfreiche Informationen und demenzfreundliche Strukturen, die auf ihre Bedürfnisse eingehen.

Bis zum 28. März können Bürger in ausgewählten Blumenläden in Coswig, Großenhain, Meißen, Schönfeld und Riesa Vergissmeinnicht-Pflanzen symbolisch erwerben. So in den Blumenhäusern Knibbe und Pfriem Coswig, Blumen Wendler in Großenhain, der Gärtnerei Griesel in Meißen, Hübner in Schönfeld, der Alten Stadtgärtnerei, dem Blumeneck, bei Holm Knoblich, bei Passiflora und Pusteblume, der Blumenwerkstatt und Gärtnerei Heßlich in Riesa sowie dem Blumenhaus Stübler in Weinböhla. Anschließend werden die Blumen durch die Floristen bestellt, an die beteiligten Einrichtungen verteilt und synchron bepflanzt. Die Diakonie Meißen ist landkreisweit mit zehn Einrichtungen beteiligt.

„In unserer täglichen Arbeit haben wir es mit Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen zu tun“, sagt Diakonie-Geschäftsführer Frank Radke. "Insofern können wir die Botschaft der Aktion sehr gut nach außen tragen. Die Bepflanzung führen wir gemeinsam mit Bewohnern, Kindern sowie Schülern durch." Demenz sei keineswegs ein Thema, das nur ältere Menschen betreffe. Besonders freut sich Frank Radke über die Unterstützung der regionalen Kirchgemeinden, die mit vor Ort sein werden.

Riesas Innenstadtmanagerin hofft auf viele bunte Blumen

In Riesa soll der Pflanztag am 11. April zu einer Sache der ganzen Stadt werden. „In unserer immer älter werdenden Stadt ist die Botschaft eine sehr wichtige, dass wirklich keiner der an Demenz erkrankten Menschen bei uns vergessen wird“, unterstreicht Kathrin Schanze als Projektkoordinatorin der Zukunftswerkstatt Kommune. Gemeinsam mit Innenstadtmanagerin Anja Dietel hofft sie, dass viele Riesaer Bürger Blumen spenden, damit im April möglichst viele leuchtend blaue Erinnerungs-Inseln blühen können. Auch Partner wie die Sparkasse Meißen, Wohnungsgenossenschaft und Wohnungsgesellschaft haben ihre Unterstützung zugesagt.

Zur Frage, wie das Vergissmeinnicht zu seinem Namen kam, gibt es verschiedene Antworten. Eine davon lautet: Der Name entstammt einer Sage aus dem Mittelalter, nach der eine Pflanze Gott darum bat, sie nicht zu vergessen. Im übertragenen Sinn würde die Bedeutung heute wohl lauten: „Zunehmend vergesse ich mein gelebtes Leben, aber vergesst ihr mich nicht und helft mir mich zu erinnern.“ Für Frank Radke ein guter Grund, um sich an der Aktion zu beteiligen: „Je mehr Bürger mitmachen, desto mehr Vergissmeinnicht wird es geben, an denen wir uns erfreuen können und die uns in Erinnerung bleiben werden.“

Die Idee zum Aktionstag entstand 2015 im Saarland. Neben dem Landkreis Meißen beteiligen sich auch die Landkreise Nordsachsen und Mittelsachsen sowie der Vogtlandkreis. Ziel ist es, das Thema öffentlich sichtbarer zu machen und in allen Bereichen des öffentlichen Lebens demenzfreundliche Angebote und Strukturen zu schaffen, um mehr Partizipation für Menschen mit Demenz und deren Angehörige zu gewährleisten. (SZ)