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Guter Schutz muss nicht teuer sein

Die Stiftung Warentest hat Sicherungen für Türen und Fenster geprüft. Nicht alle Produkte konnten überzeugen.

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Hier hat wohl jemand an der falschen Stelle gespart.
Hier hat wohl jemand an der falschen Stelle gespart. © Philipp von Ditfurth/dpa

Von Katja Fischer

Oft versuchen Einbrecher nur wenige Sekunden, Schlösser zu knacken oder Fenster aufzuhebeln. Wenn das nicht auf Anhieb klappt, ziehen sie weiter. Daher sollte man Fenster und Türen gut sichern.

Vielleicht braucht man bald auch gar keinen Haustürschlüssel mehr, um sein Haus abzuschließen. Denn Türen lassen sich mittlerweile auch mit dem Smartphone öffnen und schließen – und zwar auch aus der Ferne. „Ob das aber für jeden Sinn macht, ist zu bezweifeln“, sagt Jürgen Spermann vom Bundesverband Sicherungstechnik Deutschland. „Elektronische Schließsysteme erhöhen zwar den Komfort, für die Sicherheit sind sie jedoch nicht unbedingt notwendig“, sagt der Sicherheitsfachmann.

Es gibt aber durchaus Situationen, in denen das Öffnen und Schließen der Haustür via Internet praktisch ist. „Man kann zum Beispiel Berechtigungen an einen Besucher vergeben“, erklärt Stephan Schmidt, Geschäftsführer des Fachverbandes Schloss- und Beschlagindustrie. Der Gast bekommt dann übers Internet einen Code, der ihm in einem bestimmten Zeitfenster den Zugang zur Wohnung ermöglicht. „Wenn der Besucher die Wohnungstür wieder schließt, verliert der Code seine Gültigkeit“, erklärt Schmidt weiter.

Immer häufiger genutzt werden heutzutage bereits elektronische Schließsysteme, die zwar nicht mit dem Internet verbunden sind, sich aber auch aus der Ferne steuern lassen. Dabei wird die Tür nach einer Pin-Eingabe oder per Transponder-Schlüssel geöffnet.

Tür möglichst massiv und mit Beschlägen

Die große Mehrheit besitzt aber nach wie vor ein Haustürschloss mit einem mechanischen Schließsystem. Diese Schlösser sind keinesfalls altbacken, sagt Schmidt. „Mechanische Schließzylinder gibt es zwar seit vielen Jahrzehnten. Aber sie werden ständig weiterentwickelt und mit Quer- und Sperrstiften ergänzt.“ Kunden finden in diesem Bereich mittlerweile technisch anspruchsvolle Schlösser mit einer feinen, hochwertigen Mechanik. „Der Schließzylinder allein macht eine Tür nicht sicher“, stellt Spermann jedoch klar. „Um möglichen Fremdzugriffen standzuhalten, muss sie möglichst massiv und gegebenenfalls mit mehreren Beschlägen und Hinterbandsicherungen ausgestattet sein.“

Doch nicht immer braucht es eine neue Tür, um dem eigenen Bedarf nach Sicherheit gerecht zu werden. Auch eine alte Tür kann aufgerüstet werden. Dafür muss geprüft werden, in welchem Zustand sie ist. Wichtig ist, dass Türblatt, -rahmen, -bänder und -schlösser sowie Beschläge, Schließbleche und Zusatzsicherungen in ihrer Wirkung sinnvoll aufeinander abgestimmt sind und fachgerecht eingebaut werden.

Erfüllt die Tür diese Kriterien nicht mehr, muss sie ausgetauscht werden. „Bei Neu- und Umbauten erhält man durch den Einbau geprüfter einbruchhemmender Türen nach DIN EN 1627 mit mindestens Widerstandsklasse RC 2 einen guten Einbruchschutz“, sagt Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Mal vorn, mal hinten

Bei Einfamilienhäusern kommen 18 Prozent der Einbrecher über die Haustür, 27 Prozent über die Fenster und 50 Prozent über die Balkon- und Terrassentür. Das berichtet test mit Verweis auf eine Erhebung der Polizeipräsidien Köln und Leverkusen.

In Mehrfamilienhäusern dringen hingegen 52 Prozent der Einbrecher durch die Wohnungstür ein, 30 Prozent kommen über die Balkon- und Terrassentür, und 18 Prozent brechen über die Fenster ein.

Wer Hilfe sucht, kann sich an die Beratungsstellen der Polizei wenden. Die Experten kommen dann kostenlos zu Privatpersonen nach Hause und zeigen Schwachstellen vor Ort. (dpa/rnw)

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Er empfiehlt außerdem, darauf zu achten, dass die Schlüssel sowohl einen rechtlichen als auch einen technischen Kopierschutz aufweisen. „Damit ist sichergestellt, dass keine identischen Schlüsselrohlinge in Umlauf gelangen, aus denen dann eine Kopie erstellt werden kann.“ Nur durch die Vorlage einer Sicherungskarte können beim Hersteller weitere, identische Zylinder oder auch Schlüsselrohlinge nachbestellt werden.

Mechanische Schließzylinder halten viele Jahre – wenn sie etwas Pflege bekommen. „Ab und zu etwas Zylinderöl hält sie leichtgängig“, sagt Schmidt. Haustüren in neu gebauten Häusern sollten zudem etwa fünf Jahre nach dem Einbau neu ausgerichtet werden.

Die Stiftung Warentest hat Sicherungssysteme für Wohnungs- und Balkontüren sowie Fenster geprüft. Fazit: Die Diskrepanz ist sehr groß. Die Bewertungen reichen von „sehr gut“ bis „mangelhaft“, einige Hersteller sind bei beiden Extremen vertreten. Ein Überblick:

Wohnungstür:

Hier gibt es zwei verschiedene Systeme: Waagerechte Querriegel und senkrechte Stangenschlösser. Die Querriegel müssen gut montiert sein, Knackpunkt sei hier oft eine stabile, fachmännische Wandbefestigung.

Im Test schnitt bei den Querriegeln Abus (Panzerriegel PR 2800 für 535 Euro) „sehr gut“ ab. Basi (PR 900 ZA Panzerriegelschloss für 285 Euro) bekam die Note „gut“. Zwei andere Produkte erhielten die Noten „ausreichend“ und „mangelhaft“.

Bei den senkrechten Stangenschlössern lag Swiss Sector (Stangenschloss SL100+ für 215 Euro) mit „gut“ vorne. Ein anderes Produkt in diesem Bereich schnitt „ausreichend“ ab.

Balkontür:

Oft sind die Scharniere bei Balkon- und Terrassentüren nicht so stabil wie bei Eingangstüren, Einbrecher können sie oft einfach aufhebeln. Sichern lassen sich die Fenstertüren mit einem Stangenschloss.

Im Test schnitt das Fensterstangenschloss von Abus (FOS650A für 214 Euro) mit der Bewertung „sehr gut“ am besten ab. Ein anderes Produkt bekam „gut“ und ein Drittes die Note „mangelhaft“.

Fenster:

Die Tester empfehlen, immer beide Seiten der Fenster zu sichern, also die Griffseite und die Scharnierseite.

Im Test bekamen zwei Produkte, die beide Seiten zugleich absichern, die Note „sehr gut“: das Fuhr-Set (plusprotect 150V2 für 63 Euro) sowie die Fenstersicherung von Deni (Softline für 37 Euro).

Die Produkte, die die Griffseite absichern, kosteten im Schnitt zwischen 40 und rund 90 Euro. Vier von fünf Produkten bekamen die Note „sehr gut“ und eines „mangelhaft“. Ganz vorne lag Burg-Wächter (Winsafe WS 33 für 50 Euro).

Unter den Sicherungen für die Scharnierseite bekam Abus für zwei Produkte die Note „sehr gut“: für das Modell FAS101 für 57 Euro sowie für das Modell FAS97 für 60 Euro. Ein Produkt bekam die Bewertung „mangelhaft“.

Alle Ergebnisse in der Zeitschrift test (10/2020)