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Heidenau trotzt dem Regen mit Musik

Ungewohnte Orte werden zu Konzertsälen: Ein Besuch bei Heidenaus zweiter Musiknacht.

Von Heike Sabel
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Die „Old Ways Band“ fand nach kleinen technischen Problemen im Brunneneck ihre Zuhörer.
Die „Old Ways Band“ fand nach kleinen technischen Problemen im Brunneneck ihre Zuhörer. © Steffen Unger

Die Schäfers aus Dresden haben sich am Freitagabend was vorgenommen: Sie wollen zur zweiten Heidenauer Musiknacht jeden der neun musikalischen Orte besuchen. Die Trommler auf dem Markt haben sie übersehen, sie starten an der Bühne am Ende der Thälmannstraße. Dort spielen „Dammann and friends“ zum Auftakt „Beautiful day“ – auf dass es ein schöner Abend werde, hoffen Schäfers, die Organisatoren vom Zentrumsverein und alle Mitwirkenden.

Zu denen gehört erstmals das Autohaus Streit. Hierher retten sich die Schäfers beim ersten Regenschauer des Abends. Olaf Streit räumt gerade weitere Bänke in die zum Konzertsaal umfunktionierte Werkstatt. Hier spielt „Garage Tor 3“ – die Band mit dem Namen gibt es wirklich, auch wenn manche ihn für einen Gag halten, weil er grad so passt. Mancher Kunde schaut vorbei und staunt über den ungewohnten Anblick. An den Wänden stehen die Werkbänke und hängt das Werkzeug, davor sitzen die Musiker und Leute.

Einen Zwangswechsel der Örtlichkeiten wie bei anderen Musiknächten wollen die Heidenauer Organisatoren den Besuchern nicht verordnen. Sie sollen selbst entscheiden, wohin sie gehen und wo sie bleiben. Erfahrungsgemäß schauen viele bei vielen Orten vorbei und bleiben irgendwo „hängen“. Die Schäfers aber ziehen weiter. Das Gemeindezentrum Christuskirche, die Bibliothek, das Stadtcafé und das Kebab-Haus wollen sie noch besuchen. Die Drogenmühle kennen sie, die lassen sie aus, genau wie die Bäckerei Wünsche.

Lutz Dammann und Freunde spielten am Freitag open Air: Die Fans blieben treu, auch als sie nass wurden.
Lutz Dammann und Freunde spielten am Freitag open Air: Die Fans blieben treu, auch als sie nass wurden. © Steffen Unger

Im Gemeindezentrum, das ebenfalls erstmals dabei ist, machen Lutz Funke und Carsten Nachtigall von Birdhouse Jazz gerade Pause. Die Nachbarin von Funke wirbt für die CD der beiden. „Die ist wirklich gut.“ Obwohl der Lutz wenig probe, sie hört ihn nämlich selten spielen. Funke versteht den Wink, die Pause wird beendet. Im Gemeindesaal kann man die Musik hören und sich bei einem kleinen Imbiss trotzdem unterhalten. Trotz Regen kommen immer wieder Gäste und ziehen andere weiter, sind viele Leute unterwegs. Die Frauen am Getränke- und Essenstand in der Kirche lassen sich von den Gästen erzählen, wie es anderswo ist. Je später der Abend, umso weniger Ortswechsel jedoch. Im Brunneneck haben es sich einige schon länger gemütlich gemacht. Ihnen gefällt die Atmosphäre und die Musik der „Old Ways band“. Warum sollen sie da woanders hin? Auch das Stadtcafé und das Kebab Haus haben ihr Stammpublikum gefunden.

Die Trommler auf dem Markt sind vor dem Regen geflohen, der Grill wurde eingepackt. An der Ecke Thälmann-/Einsteinstraße rücken die Musikfreunde unter den Schirmen enger zusammen und trotzen dem Nass von oben. Die unzähligen Gläser mit den Kerzen entlang der Wege zwischen den musikalischen Orten sind ertrunken.

Die Schäfers haben ihr musikalisches Programm nicht ganz geschafft. Aber sie sind begeistert und erstaunt über Heidenau und wollen nächstes Jahr wiederkommen.

Für die Trommler war der Abend auf dem Marktplatz aufgrund des Regens schneller als geplant zu Ende.
Für die Trommler war der Abend auf dem Marktplatz aufgrund des Regens schneller als geplant zu Ende. © Steffen Unger